† Theres Meier-Kluser, Wohlen
12.04.2024 Nachrufe25. Februar 1944 bis 6. März 2024. Am 25. Februar 1944 ist Anna Theresia Kluser in Schattdorf zu Hause auf die Welt gekommen. Nach nur zwei Tagen wurde sie in der Pfarrkirche Schattdorf getauft.
Sie kam als drittes Kind zur Welt und ihre Familie nannte sie damals Anneres. Sie wuchs ...
25. Februar 1944 bis 6. März 2024. Am 25. Februar 1944 ist Anna Theresia Kluser in Schattdorf zu Hause auf die Welt gekommen. Nach nur zwei Tagen wurde sie in der Pfarrkirche Schattdorf getauft.
Sie kam als drittes Kind zur Welt und ihre Familie nannte sie damals Anneres. Sie wuchs mit ihren Brüdern Josef, Kari und Wisi und ihrer Schwester Päuli auf. Ihre Eltern bauten in den Fünfzigerjahren ein Eigenheim. Dieses Haus blieb bis heute ihr Rückzugsort und ihre Verbindung zum Kanton Uri.
Anneres besuchte die Schattdorfer Schule und wurde von Klosterfrauen unterrichtet. Sie erzählte uns, dass sie an einer Reckstange das Rad drehte und dafür eine Arreststunde bekam, weil Mädchen so was nicht tun. Ihre Schulferien verbrachte sie oft bei ihrer Gotte in Auw im Kanton Aargau.
Mit 15 Jahren schickte sie ihr Vater für ein Jahr nach Genf. Sie arbeitete dort als Haushalthilfe. Der einzige Kontakt zu ihrer Familie waren wenige Briefe des Vaters. Danach arbeitete sie in Yverdon in einer Bäckerei. Dort musste sie schwere Brotkörbe tragen, was zu Rückenschmerzen führte. Als sie endlich mal Ferien machen konnte, durfte sie auf die Rigi zu ihrer Firmgotte Anneli Schindler. Dort traf sie einen Herrn Köchli, den Grossvater von Doris Leuthard. Seine Tochter, Ida Köchli, führte das Kafi Bahnhof in Wohlen und stellte sie als Serviertochter ein.
Ab dieser Zeit hat sich unser Mami nur noch Theres genannt. Nach dem Kafi Bahnhof arbeitete sie in einem Speiserestaurant in Aarau, bevor sie wieder nach Wohlen geholt wurde, um im damaligen Neubau, dem «Freiämterhof», zu servieren. Weil der Wirt dann aber genug Personal hatte, wurde sie der «Chäber»-Wirtin bestens empfohlen. Sie half Irma Koch das Restaurant einzuräumen. Drei Wochen lang packte sie aber ihre Koffer nicht aus, da sie sich nicht sicher war, ob das die richtige Stelle für sie war. Sie blieb und lernte dort ihren Ehemann Hansruedi Meier kennen.
Die beiden verlobten sich 1965 und in diesem Winter besuchte unser Mami die Haushaltungsschule in Brugg. Hochzeit feierten sie im April 1966. Im Februar 1967 kam Doris zur Welt, 1968 Beatrice und Silvia 1970. Zur selben Zeit erwarben sie das Haus am Bankweg 28.
Diese Zeit, mit drei kleinen Kindern, war für unser Mami sehr intensiv. Durch die Entwicklungsverzögerung von Doris war der Alltag mit uns oft anstrengend. Unsere Eltern nahmen die Herausforderungen, die die Beeinträchtigung von Doris mit sich gebracht hat, an. Damals sprach noch niemand von Integration oder gar Inklusion. Auch Mami kannte diese Worte noch nicht, aber sie lebte sie und war uns damit ein grosses Vorbild. So setzte sie sich zum Beispiel dafür ein, dass Doris, genau wie wir, Weissen Sonntag in der grossen Kirche feiern konnte.
Im Haus am Bankweg verbrachten wir eine fröhliche Kindheit. Wir hatten viel Platz und Zeit zum Spielen und wir durften alle unsere Freunde mit nach Hause bringen. Jährlich war am Muttertag die Kluser-Verwandtschaft bei uns zu Besuch. Sie kochte für alle und zu den schönsten Erinnerungen gehört der Fussballmatch auf dem Rasen. Gross und Klein machte mit. An Weihnachten war dann die grosse Meier-Familie bei uns eingeladen. Auch da kochte sie für alle. Wir sangen Weihnachtslieder und machten Spiele. Diese Feste gehören zu unseren allerschönsten Kindheitserinnerungen.
Ihr Ausgleich zur Familie war die Wohler Trachtengruppe. Sie war ein sehr fleissiges Mitglied, arbeitete im Vorstand mit und spielte Theater am Trachtenobig. Sie genoss die Trachtenreisen, die Delegiertenversammlungen und die eidgenössischen Trachtenfeste sehr. Sie schätzte aber auch die gesellige Runde und das Weizenbier im Restaurant nach jeder Probe. Sie wurde sogar zum Ehrenmitglied ernannt. Auch wir Kinder tanzten am Trachtenobig mit der Freiämtertracht mit. So wurde der Trachtenverein zu ihrer zweiten Familie und alle Frauen dort zu ihren Freundinnen.
Wir erinnern uns, dass sie reiten lernte und später auch Lastwagen fahren. Eine Frau am Steuer eines Lastwagens war zu dieser Zeit noch nicht alltäglich. Sogar der «Wohler Anzeiger» berichtete darüber. Sie fuhr in Wohlen und Umgebung mit dem Kehrichtwagen und half auf dem landwirtschaftlichen Familienbetrieb beim Heuen, Kartoffelnernten und beim Kirschenpflücken kräftig mit.
Mami freute sich über ihre vier Grosskinder Mirjam, Philipp, Denny und Jan. Die Grosskinder, ihre Schwiegersöhne und bald auch alle anderen Kinder nannten sie nur noch Bulla. Mehrmals fuhr sie mit Lastwagen und Anhänger für ein Hilfswerk nach Rumänien. Es waren immer zwei Chauffeure und ein Begleitfahrzeug mit dabei. Sie genoss diese Reisen und die damit verbundenen Eindrücke. Es entstanden Freundschaften fürs Leben.
Mit Lilo und Ruedi Rösti machte sie oft Skiferien und einige grosse Reisen. Ganz speziell in Erinnerung blieb ihr die Reise nach Syrien und Jordanien.
Mit Martina setzte sie sich ins Auto und fuhr mit dem Koffer ohne Plan in die Ferien. Ein anderes Mal reiste Martina mit unseren Eltern nach Paris.
Später radelte sie viele Kilometer mit Trudi und Röbi, Berty und Hermann, Fernanda und Bruno und Vreni durch den Schwarzwald, die Schweiz und Österreich. Sie reparierte alle Platten selbst. Speziell zu erwähnen ist die Velotour, die sie allein über den Gotthard machte. Selbstverständlich ohne Strom. Darauf war sie sehr stolz.
Zu ihren grossen Hobbys gehörten ihr Garten, besonders die Blumen, Nähen, Häkeln, Stricken, Brot- und Zopfbacken und Filochieren. Die allergrösste Leidenschaft aber war das Kochen. Sie studierte oft Kochbücher und war eine grossartige Gastgeberin.
Im Jahr 2005 zogen unsere Eltern ins neu umgebaute Steingass-Haus mit einem gemütlichen Wintergarten. Dort machte sie fleissig Feuer und backte alles Brot selber.
Im Jahr 2006 kam dann die Diagnose Brustkrebs. Nach den Chemotherapien war sie zehn Jahre gesund, bis 2016 der Krebs zurückkam. Danach hatte sie gute und schlechte Tage. Jeden guten Tag nutzte sie zum Kochen, Stricken oder um mit Freunden und der Familie ein Glas Wein zu trinken.
So hatte sie oft Besuch. Die Geselligkeit und die Gastfreundschaft waren ihre Freuden bis zum Schluss.
Auch wenn ihre Kräfte schwanden, hatte sie ein grosses Ziel vor Augen: ihren 80. Geburtstag zu feiern. Zur Freude von allen ist ihr Wunsch in Erfüllung gegangen und wir feierten ihren Geburtstag zu Hause in der Steingasse. In den letzten Tagen erzählte sie uns von diesen wertvollen Momenten, bevor sie am 6. März friedlich für immer eingeschlafen ist.
All diese Stunden mit dir, meiner Ehefrau, unserem Mami, unserer Schwiegermutter und unserer Bulla, sind für uns ein grosses Geschenk. Wir bewundern deine Tapferkeit, deinen Optimismus und deine Geduld.
Bulla, du bleibst immer in unseren Herzen.