Technik und Kunst vereint
20.05.2025 Arni, Kelleramt, KunstDer Künstler Maurice Ducret stellt seine aktuellen Werke bis am 12. Juli in Zürich aus
«Blumen und Vasen» heisst die Ausstellung. Eine Beschreibung dessen, womit sich Maurice Ducret aktuell befasst. Der Künstler aus Arni verbindet dabei Fotografie ...
Der Künstler Maurice Ducret stellt seine aktuellen Werke bis am 12. Juli in Zürich aus
«Blumen und Vasen» heisst die Ausstellung. Eine Beschreibung dessen, womit sich Maurice Ducret aktuell befasst. Der Künstler aus Arni verbindet dabei Fotografie und Druck. Kreativität und technisches Wissen braucht es beides. Nun sind seine Werke in Zürich zu sehen.
Annemarie Keusch
60 bis 70 Stunden. So lange arbeite der 3D-Drucker, bis die grossen Vasen hergestellt sind. Alle haben sie andere Formen und Farben. «Andere Charaktere», sagt Maurice Ducret. Andere Typologien. Die Vasen seien für ihn wie Gruppen, gar Familien. Dabei haben sie fast alle denselben Ursprung. Eine Guetzli-Büchse. Das ist der Ausgangspunkt. Denn Ducret gestaltet virtuell, etwa mit dem CAD-Programm. Hier werden aus der Guetzli-Büchse Vasen
– grosse, kleine, schmale, hohe, runde. «Töpfern kann ich nicht wirklich», sagt er und lacht. Die Technik hilft, trotzdem zum Ziel zu kommen. Auch wenn es aufwendig ist, lange dauert.
Immer wieder Neues anzugehen, das gehört zu Maurice Ducret. Kunst bezeichnet er als Lebenselixier. Das bildnerische Gestalten faszinierte ihn seit jeher. Weil seine Eltern ihm einen bürgerlichen Beruf nahelegten, machte er die Ausbildung zum Zeichnungslehrer. Diesem «Brotjob» brauchte er nach der Ausbildung an der Kunstschule in Luzern aber nicht lange nachzugehen. Es folgten Stipendien in den Niederlanden und in Paris. «Eine Dynamik entstand und seither bin ich als freischaffender Künstler tätig», sagt er. Abstrakte Kunst war lange Zeit sein bevorzugtes Metier, seit rund drei Jahrzehnten arbeitet er mit der Verbindung von Druck und Fotografie. «Anfangs mit Siebdruck, nun mit Plotter», erklärt der Arner. Ducret druckt seine fotografierten Sujets primär auf Leinwände. «Vorher bearbeite ich diese, etwa mit Öl», erzählt er. Handwerk ist aber trotz aller Technik gefragt. Gedruckt wird nämlich mehrmals. «Die Leinwand immer genau gleich einzusetzen, das ist Tüftlerarbeit», sagt er und lacht. Durchs mehrmalige Drucken werde die Farbe modifiziert – ähnlich wie beim Malprozess mit Pinsel.
Immer wieder Neues gewagt
Technische Affinität ist eine Voraussetzung für Maurice Ducrets Kunst. Er arbeitet mit einem grossen Plotter. «Wenn dieser aussteigt, wird es schwierig», weiss er. Natürlich könnte er einfach einen neuen kaufen. «Aber diese verfügen nicht mehr über einen manuellen Einzug.» Die Leinwand genau so platzieren, wie er es will, das gehe dann nicht mehr. «Dann müsste ich mich wieder nach etwas Neuem umschauen.» Maurice Ducret sagts nicht wehmütig. Sich weiterzuentwickeln, immer wieder neue Herausforderungen annehmen, sich an neue Themen und Techniken wagen – das ist während der vielen Jahrzehnte seines Künstlerdaseins für ihn nichts Neues.
Aktuell sind neben Vasen Blumen seine primären Sujets. «Dazu kam ich wie die Jungfrau zum Kind», gesteht er. Auch Ducret gehört zu den Menschen, die Blumen mögen. Er weiss um die Popularität dieses Sujets als Stillleben vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Er weiss aber auch, dass Blumen in der Kunstszene nicht selten auch verpönt und als kitschig verschrien sind. «Wellenbewegungen gibt es in der Kunst immer wieder», kommentiert Ducret. Aktuell seien Blumen wieder salonfähig. Wobei das für ihn gar nicht wirklich wichtig sei, wenn er sich in einem Sujet vertiefe. «Natürlich, die Resonanz auf die Werke ist nicht unwichtig, aber auch nicht alles.» Diese Resonanz erfährt der Arner Künstler aktuell in Zürich. In der Stiftung Kunstsammlung Albert und Melanie Rüegg stellt er seit Anfang Monat einen Teil seiner Werke aus. «Wer Blumen malt, setzt sich einem gewissen Kitschverdacht aus. Aber Maurice Ducret ist erfahren und klug genug, um in genau jene Falle nicht zu tappen. Das wird rasch klar, wenn man seine Bilder ein bisschen genauer anschaut», sagte Simon Maurer, Stiftungsrat und Kurator, anlässlich der Vernissage.
Fühlt sich wohl in Arni
Bis am 12. Juli sind Maurice Ducrets Werke zu sehen. «Ich bin 72 Jahre alt. Jedes Jahr eine Einzelausstellung machen zu können, das erfüllt mich und mehr brauche ich nicht mehr.» Dass dies nun in diesen grosszügigen Räumlichkeiten in Zürich ist, freue ihn. Die Vernissage sei schön gewesen. Aber wirklich gerne im Zentrum steht Maurice Ducret nicht. Auch in Arni, wo er lebt, wissen viele nicht, dass er seit Jahrzehnten als Künstler tätig ist. «Ich möchte als Mensch wahrgenommen werden.» Kommt hinzu, dass es für ihn gar nichts Besonderes ist, Künstler zu sein. «Die berufliche Konstanz in meinem Leben», sagt er, der sehr gerne viel Zeit mit seiner Familie verbringt.
Inspiriert wird Ducret von allem, was von aussen zu ihm gelangt. Packt ihn ein Thema, beschäftigt er sich intensiv damit und taucht immer tiefer ein. «Es entsteht eine Eigendynamik, wenn Zeit und Musse dafür da sind. Ein Privileg, das durchaus auch Disziplin voraussetzt.» Inspiration für die aktuellen Werke findet Maurice Ducret sicher auch im Garten in Arni. In der Innerschweiz aufgewachsen, ist er seit 25 Jahren im Kelleramt zu Hause. «Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Nachbarschaft ist angenehm. Das Dorf ist ländlich, die Aussicht wunderbar, die Nähe zum Wald und die Grösse des Dorfes sagen mir zu. Gleichzeitig schätze ich die Stadtnähe und das dortige riesige Angebot», sagt Ducret. Etwa, was Kunst anbelangt. Nun ist er mit seinen Werken selbst Teil dieses Angebotes.
Mehr Informationen zum Künstler und seinen Werken: www.mauriceducret.ch