Sitze gehalten – Gunst eingebüsst
22.10.2024 Wahlen, Grosser RatDie Mitte verliert im Bezirk drastisch und kommt doch mit einem blauen Auge davon
Auf Kantonsebene hat die Mitte ihren Wähleranteil gehalten, im Bezirk Muri aber 5,63 Prozentpunkte verloren. Eine heftige Schlappe, die an der Wahlfeier auf dem Horben die Stimmung ...
Die Mitte verliert im Bezirk drastisch und kommt doch mit einem blauen Auge davon
Auf Kantonsebene hat die Mitte ihren Wähleranteil gehalten, im Bezirk Muri aber 5,63 Prozentpunkte verloren. Eine heftige Schlappe, die an der Wahlfeier auf dem Horben die Stimmung drückte.
Thomas Stöckli
Spitzenkandidat Ralf Bucher hat mit 2918 Stimmen ein Top-Resutat eingefahren, Franziska Stenico-Goldschmid konnte ihren Sitz ebenfalls halten, und auf kantonaler Ebene wurde der Status quo gehalten und Markus Dieth mit Bestresultat bestätigt. Soweit die guten Nachrichten für die Mitte. Dass sich die Festlaune bei der Wahlfeier auf dem Horben trotzdem in sehr engen Grenzen hielt, lag am happigen Stimmenverlust auf Bezirksebene. Während der Parteistimmen-Anteil vor vier Jahren noch 23,47 Prozent betrug, waren es diesen Sonntag gerade mal noch 17,84 Prozent, was einem Einbruch um 5,63 Prozentpunkte entspricht.
Viel mehr erhofft
«Ich habe mir überlegt, ob ich ein Auge blau schminken soll», versuchte Wahlkampfleiter Ueli Frey doch noch ein Lächeln in die Gesichter der Mitte-Gemeinschaft im spärlich beleuchteten «Horben»-Pavillon zu zaubern. «Wir sind gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen», bilanziert er angesichts der Tatsache, dass man zumindest die Sitze halten konnte. Und: Im Gesamtkanton sieht es mit einer schwarzen Null nicht so schlecht aus. «Vor zwölf Jahren wären wir noch stolz gewesen, den damaligen Wert halten zu können», versucht Frey weiter zu relativieren. Doch auch das kantonale Ergebnis entspricht nicht den selbst gesetzten Zielen: «Wir hatten uns erhofft, wie in anderen Kantonen auch, ein, zwei Prozent zuzulegen», so der Wahlkampfleiter.
Das Minus um 5,63 Prozentpunkte bezeichnet Frey als «Runterrasseln», wie er es in diesem Ausmass nie erwartet hätte: «Das ist viel», versucht er es dennoch in Worte zu fassen. «Das ist sehr viel», legt er nach. Auch wenn man sich kaum Hoffnungen auf einen Sitzgewinn machen durfte, so hat man doch zumindest damit geliebäugelt und sei als Aussenseiter auf den Platz gegangen, um zu gewinnen. «Die erhoffte Überraschung ist dummerweise ausgeblieben.» Oder vielmehr in die Gegenrichtung ausgefallen. Erste Erklärungsversuche fallen schwer: «Ich kann mich nicht erinnern, je einen so engagierten Wahlkampf geführt zu haben», versichert Franziska Stenico, Präsidentin der Bezirkspartei. Offenbar habe man dennoch die eigene Basis zu wenig zu mobilisieren vermocht, meint Frey.
Ralf Bucher mit Vorsprung
Mit gemischten Gefühlen sitzt derweil Ralf Bucher mitten unter den Parteikollegen im «Horben»-Pavillon. Er hat sich einmal mehr als Zugpferd, als Panaschierkönig bestätigt und nochmal mehr Stimmen geholt als vor vier Jahren. «Das motiviert mich natürlich zusätzlich, mich weiter zu engagieren», sagt er. Angesichts des Resultats seiner Partei habe ihn sein gutes Abschneiden selbst überrascht, gibt Bucher unumwunden zu. Insbesondere auf SVP-Listen wurde der Name des Mühlauers rege ergänzt. Er sieht dies auch als Bekenntnis zur Landwirtschaft, die im Bezirk Muri nach wie vor einen grossen Rückhalt geniesst.
Franziska Stenico konnte ihren zweiten Listenplatz mit 1857 Stimmen – ein Top-Ten-Resultat auf Bezirksebene – souverän verteidigen. Das Trio Daniel Käppeli, Jakob Sidler und Patricia Frey folgt mit ebenfalls noch deutlich über 1000 Stimmen. Dahinter klafft allerdings eine Lücke, die es noch zu analysieren gelte, so der Wahlkampfleiter. Erfahrungsgemäss sind es gerade diese letzten Listenplätze, die überdurchschnittlich oft den Kumulier- und Panaschierstimmen «geopfert» werden.
«Wir wollen realisierbare Lösungen aufzeigen und nicht Probleme bewirtschaften», hält Ralf Bucher fest, was die DNA seiner Partei ausmacht. Braucht es dennoch eine Verschärfung im Tonfall, um bei der Wählerschaft Gehör zu finden, wie dies Franziska Stenico befürchtet?
Diese Frage und wohl noch ganz viele weitere wird die Mitte bei ihrer Wahlanalyse klären müssen. Nun gelte es, das Resultat gemeinsam mit der Parteileitung und den Kandidierenden zu analysieren – und zu alter Stärke zurückzufinden.
Einschlafhilfe aus der Flasche
Bei aller Enttäuschung, das Engagement der Kandidierenden und des Wahlkampfteams wird trotzdem gewürdigt. Bei den Bezirkswahlen hatte es dazu noch perlenden Wein gegeben, diesmal wurde nebst den obligaten Blumen ein schwerer Amarone gereicht. «Damit ihr heute zumindest gut einschlafen könnt», meinte Franziska Stenico dazu.