Sie wollen Gerichtsfälle vermeiden
30.08.2024 MuriVier Bewerber für drei Friedensrichter-Sitze im Bezirk Muri: Die Ausgangslage vor der Urnenwahl vom 22. September
Bevor es vor Gericht geht, muss in zivilrechtlichen Dingen ein Schlichtungsverfahren durchgeführt werden. Hierfür kommt die Friedensrichterin ...
Vier Bewerber für drei Friedensrichter-Sitze im Bezirk Muri: Die Ausgangslage vor der Urnenwahl vom 22. September
Bevor es vor Gericht geht, muss in zivilrechtlichen Dingen ein Schlichtungsverfahren durchgeführt werden. Hierfür kommt die Friedensrichterin oder der Friedensrichter zum Einsatz. Wobei man im Bezirk Muri weiterhin auf die weibliche Form verzichten kann: Für die drei Sitze kandidieren vier Männer.
Thomas Stöckli
Der Friedensrichter versucht in Streitfällen in einem formlosen Verfahren mit den Parteien gemeinsam eine Lösung zu finden und sie zu versöhnen. Schliessen die Parteien einen Vergleich, wird dadurch das Verfahren beendet. Ansonsten berechtigt der Friedensrichter die klagende Partei, innert drei Monaten eine gerichtliche Klage einzureichen.
Statt dieser Klagebewilligung kann der Friedensrichter auf Antrag der klagenden Partei bis zu einem Streitwert von 2000 Franken einen kostenpflichtigen Entscheid fällen oder den Parteien bis zu einem Streitwert von 5000 Franken einen Urteilsvorschlag unterbreiten. Dieser wird zum Entscheid, falls er nicht innert zwanzig Tagen von einer Partei abgelehnt wird, was wieder auf eine Klagebewilligung hinausläuft.
Für diese verantwortungsvolle Aufgabe kandidieren im Bezirk Muri vier Männer, zwei Bisherige und zwei Neue. Gewählt wird am 22. September an der Urne.
Wege erarbeiten aus verfahrenen Situationen
«Ich mag Menschen», nennt Bernhard Leuppi als Hauptmotivation, erneut als Friedensrichter zu kandidieren. Das Amt nehme im Rechtssystem eine zentrale Rolle ein, die oft unterschätzt werde. «Die Möglichkeit, als erste Anlaufstelle bei Konflikten durch geschickte Mediation kostspielige und langwierige Gerichtsverfahren zu vermeiden, empfinde ich als grosse Verantwortung und zugleich faszinierende Aufgabe.»
«Zuhören ist eine meiner Stärken», so der pensionierte Linienpilot und Vater von zwei erwachsenen Söhnen. Nach der Wahl als Friedensrichter vor vier Jahren besuchte er freiwillig einen CAS-Lehrgang zu diesem Thema an der Hochschule Luzern. Das erworbene Wissen sowie die gewonnene Erfahrung aus der laufenden Amtszeit möchte der Pensionär nun weitere vier Jahre einbringen.
«Dank der zeitlichen Flexibilität habe ich die Möglichkeit, jeden Fall gewissenhaft zu bearbeiten, respektvoll, vermittelnd und lösungsorientiert zusammen mit den Parteien Wege aus verfahrenen Situationen zu erarbeiten», führt er aus. Und: «Eine Wiederwahl wäre ein Zeichen der Wertschätzung für mein bisheriges Engagement als Friedensrichter.»
Schon immer eine vermittelnde Rolle eingenommen
«Entsprechend meinem Naturell nahm ich im Leben schon immer eine vermittelnde Rolle ein», sagt Benjamin Brander. Dies helfe ihm als Friedensrichter, in festgefahrenen Situationen eine Lösung zu erzielen. «Ich kann mich gut in Menschen hineinversetzen», so der Bauführer und Unternehmer. Dies erlaubt mir, die Probleme zu erkennen und ein Verständnis für ihre Emotionen zu entwickeln.»
Meist können die Parteien einander nicht mehr zuhören und die Differenzen schaukeln sich gegenseitig hoch. Als ursprünglich gelernter Maurer spricht und versteht Brander die einfache Sprache und das Empfinden des «Normalbürgers». Als Unternehmer, Geschäftsführer und ehemaliger Politiker kann er jedoch auch auf komplexe Sachlagen eingehen und sich so den notwendigen Respekt verschaffen – selbst wenn Anwälte involviert sind. «Auf der Stufe des Schlichtungsverfahrens gelingt es uns als Friedensrichter bis zu 2/3 der Fälle endgültig zu erledigen. Dies ist für die Allgemeinheit wie auch für die Klienten eine einfache und kostengünstige Lösung.» Und die sichtbaren Erfolge geben immer wieder frische Motivation.
Diskret und mit Sozialkompetenz ans Werk gehen
«Ich freue mich besonders, wenn ich den Parteien Urteilsvorschläge von hoher Akzeptanz unterbreiten kann», sagt Fabian Brun. Als Einziger der vier Kandidaten, die für die drei Friedensrichter-Sitze kandidieren, stellt er sich gleichzeitig auch als Bezirksrichter zur Wahl. «Sollte ich für beides gewählt werden, nehme ich das Amt des Bezirksrichters, weil es als Bezirksrichter auch Fälle aus dem Strafrecht zu bearbeiten gibt.»
Doch auch das Friedensrichteramt sieht der parteilose Merenschwander als neue, spannende Aufgabe, die er gerne annehme würde: «Ich bin bestrebt, das Amt mit Sozialkompetenz auszuführen, Verhandlungen umsichtig zu führen und falls nachgefragt, den Parteien in der Lösungssuche behilflich zu sein», so der Ingenieur Agronom FH und Master of Law.
Das Amt sei für einen Juristen sehr passend, findet Fabian Brun, der ledig ist und keine Kinder hat. «Gerne investiere ich die nötige Zeit zur Verhandlungsvorbereitung», sagt er und versichert: «Selbstverständlich bin ich absolut diskret und achte, dass mit dem sonstigen Berufs- und Privatleben keine Berührungspunkte entstehen.»
Lösungen suchen, die für beide Seiten akzeptabel sind
«Ich höre gerne den Leuten zu», sagt Marco Gattiker. Gelernt hat er dies als Landmaschinenmechaniker und später auch im Verkauf: «Die Kunden kamen meist mit einem Anliegen, das sie selber nicht lösen konnten, und wo ich ihnen eine Lösung präsentieren durfte.» Auch als Familienvater sei er stets gefordert gewesen: «Die Konflikte, die es da zu lösen gilt, sind zwar klein, aber für die Kinder sind sie wichtig.»
Lösungen suchen, die am Schluss für beide Seiten akzeptabel sind, das reizt Marco Gattiker am Friedensrichteramt: «Das Ziel ist ja, dass beide Seiten ohne Groll nach Hause gehen können.» Meist höre er heraus, wo der Schuh drücke oder warum jemand sich missverstanden fühle, sagt Gattiker. «Das ist für mich der Ansatz, wo man Tipps oder einen Rat geben kann für eine Besserung der Situation.» Und weiter: «Beim Gang vor den Friedensrichter geht es ja meist um ‹drückende Schuhe›.»
Sollte er gewählt werden, freut sich der Meienberger auf eine neue spannende Herausforderung. «Mit hoffentlich vielen einvernehmlich abgeschlossenen Fällen», wie er betont.