Annemarie Keusch, Redaktorin.

Schon wieder ein Fehlstart

Vielleicht lag es auch ein wenig an ihm, dass ich damals dachte, Sportjournalistin wäre der perfekte Beruf für mich. Als ich es dann zwischenzeitlich einige Monate lang war, musste ich feststellen, dass mir Sportveranstaltungen ganz viel besser gefallen, wenn ich sie privat besuchen kann, anstatt noch am Abend darüber schreiben zu müssen. Aber Fan von ihm bin ich geblieben. Rote Haare, roter Schnauz, tiefe, markante Stimme: Hans Jucker.

Fast dreieinhalb Minuten dauert das Best-of-Video seiner legendären Sprüche. Etwa dann, wenn er nicht wusste, dass die Kamera schon lief, oder dachte, sie sei schon abgestellt. Es gab Zeiten, da habe ich mir dieses Video täglich zu Gemüte geführt. Nicht übertrieben. Jeden Tag gingen wir zu zweit in die Mediothek der Kanti Wohlen, setzten uns vor einen PC und lachten. Fast dreieinhalb Minuten lang. Dass wir die Beiträge auswendig mitsprechen konnten, verstand sich mit der Zeit von selbst. Und wenn ich nun nach längerer Zeit das Video wieder suche, dann muss ich feststellen: Ich kann es immer noch auswendig. Und ich kann deswegen immer noch herzhaft lachen.

Keiner kann sich so schön darüber lustig machen, dass das Stoffdach der Ehrentribüne an einem Velorennen ob der vom Himmel fallenden Wassermassen riss. Keiner regt sich so schön darüber auf, wenn es an einer Ruderregatta zum nächsten Fehlstart kommt. «Da regt mi uf, die dumme huere Ruederer.» Und keiner kommentiert die Fahrten der Exoten an Olympischen Spielen derart lustig wie er, vor allem wenn ein Fahrer den vor ihm gestarteten überholt. Ich verspreche es Ihnen, es ist ein Gaudi, Juckers Best-of zu schauen.

Fast zwölf Jahre sind seit dem Tod von Hans Jucker vergangen. Immer wieder kommen mir seine träfen Sprüche in den Sinn. Auch am Samstag, als ich verfolge, wie Beat Feuz zum allerletzten Mal eine Rennpiste runterbrettert. Was wohl Hans Jucker gesagt hätte? Vielleicht dasselbe wie ich – gar nichts. Und das wäre bei beiden eine ganz schöne Ausnahme. Vielleicht wäre ihm ebenfalls die eine oder andere Träne die Wange runtergekullert. Das passiert mir immer noch, wenn ich sein Best-of zum gefühlt 1257. Mal anschaue. Dann einfach vor lauter Lachen.