Schlagkräftige Powerfrau
03.05.2024 Sport, KampfsportKarate: Angela Felber ist Topfavoritin an den Schweizer Meisterschaften in Wohlen von morgen Samstag
Der Karate Club Anglikon ist Gastgeber der Schweizer Meisterschaften im Kyokushin Karate und stellt gleichzeitig die Topfavoritin. Die Sarmenstorferin, die mittlerweile in ...
Karate: Angela Felber ist Topfavoritin an den Schweizer Meisterschaften in Wohlen von morgen Samstag
Der Karate Club Anglikon ist Gastgeber der Schweizer Meisterschaften im Kyokushin Karate und stellt gleichzeitig die Topfavoritin. Die Sarmenstorferin, die mittlerweile in Wohlen wohnt, gehört zu den besten Kämpferinnen der Welt.
Josip Lasic
Zwei Turniere hat Angela Felber in diesem Jahr bereits bestritten. Sowohl an der Irish Open in Irland wie auch am WKB World Cup in Sarnen stand die 27-Jährige am Ende zuoberst auf dem Podest. Die Sarmenstorferin eilt von einem Erfolg zum anderen. In den letzten Jahren gewann sie unter anderem eine EM-Bronze sowie je eine WM-Bronze und eine WM-Silber. Felber, die seit etwas mehr als zwei Jahren in Wohlen wohnt, gehört zu den besten Kyokushin-Karatekas der Welt.
Es scheint so, als wäre die Schweizer Meisterschaft, an der sie morgen Samstag teilnehmen wird, keine grossartige Herausforderung für die Kämpferin. «Der Sieg ist schon das Ziel. Aber ich nehme das Turnier nicht auf die leichte Schulter. Keine Gegnerin darf unterschätzt werden, sonst kann es schnell eine böse Überraschung geben. Ich bereite mich auf jedes Turnier genau gleich vor.»
Grosse Opfer für die Erfolge
Eine Aussage, die unterstreicht, wie diszipliniert die Freiämterin ist. Das muss sie auch sein, um auf internationaler Ebene mithalten zu können. Während viele ihrer Kontrahentinnen aus dem Ausland sich komplett auf den Kampfsport und das Training konzentrieren können, arbeitet Felber Vollzeit. Die Physiotherapeutin führt gemeinsam mit Schwinger Pirmin Reichmuth eine eigene Praxis in Cham. «Es hilft natürlich, dass ich selbstständig bin. So kann ich mir die Arbeitszeit zu einem gewissen Grad selbst einteilen. Aber ich kann mir nicht erlauben, permanent frei zu machen. Die Rechnungen müssen irgendwie bezahlt werden.»
Und trotzdem findet sie Zeit für vier bis sechs Trainingseinheiten pro Woche. Unter anderem geht sie regelmässig zu Tommy Herzog ins Athletik-Training. Herzog macht zahlreiche Schwinger, wie die Freiämter Eidgenossen Joel Strebel und Andreas Döbeli, fit – und ebenso Angela Felber. Daneben besucht sie Trainings des Karate Clubs Anglikon, des Schweizer Nationalteams, bildet Trainingsgruppen mit anderen Spitzenkaratekas oder trainiert auf eigene Faust. Sie nimmt jede Gelegenheit wahr, um noch besser zu werden. «Viel Freizeit bleibt daneben nicht.» Ihr Vorteil ist, dass zahlreiche ihrer Kollegen und Kolleginnen ebenfalls Karatekas sind und sie so während Trainings und Turnieren auch gleichzeitig auch ihre sozialen Kontakte pflegen kann. «Das ist das Schöne am Karate. Wenn wir an ein Turnier ins Ausland fahren, kann es sein, dass man nach einem verlorenen Kampf schon ausgeschieden ist. Man hatte aber trotzdem eine schöne Reise mit Leuten, die man mag, und konnte eine Stadt besuchen, die man sonst nicht sehen würde. Wir verdienen kein Geld mit unserem Sport, aber für mich ist das eine sehr schöne Entschädigung.» Und dass Angela Felber in der ersten Runde ausscheidet, kommt ohnehin selten genug vor.
Dem Karate Club Anglikon etwas zurückgeben
Für die Schweizer Meisterschaften von morgen Samstag wird sie auch nicht weit reisen müssen. Sie finden in der Hofmattenturnhalle in Wohlen statt. Organisator ist der Karate Club Anglikon. Felbers Verein. Umso motivierter ist sie, den Sieg zu holen. «Es werden einige Leute da sein, die ich kenne, um mich anzufeuern. Früher war mir das etwas unangenehm. Mittlerweile finde ich das sehr schön. Und mit einem Turniersieg will ich dem Verein auch etwas zurückgeben.»
Seit 2004 ist sie Mitglied des Vereins. Als Kind hat sie sich zunächst mit Geräteturnen und Tanzen versucht, eiferte aber schnell ihrem älteren Bruder Sascha nach, der bereits Karate ausgeübt hat. Während er mittlerweile keinen Kampfsport mehr betreibt, ist sie seit 20 Jahren dabei und motiviert. «Da ich als Kämpferin von den meisten Arbeiten während des Turniers befreit bin, will ich umso mehr gewinnen. Wenn ich den Verein schon nicht bei der Organisation unterstützen kann, dann will ich ihm einen Grund geben, stolz auf mich zu sein.»
Will Weltmeisterin werden
Mit den Schweizer Meisterschaften will sich Angela Felber nicht zufrieden geben. Sie hat schon die nächsten Turniere im Hinterkopf. Im Herbst folgen die British Open. Ein international stark besetztes Turnier, das die ehrgeizige Kampfsportlerin mindestens einmal gewinnen möchte. Ausserdem will sie an einem Ausscheidungswettkampf in Belgien teilnehmen. «Die zwei besten Kämpferinnen dort können anschliessend an einem Wettkampf in Japan starten. Das wäre eine grosse Ehre.» Und nachdem sie bereits einen 3. und einen 2. Platz an einer Weltmeisterschaft erringen konnte, will sie auch eines Tages Weltmeisterin werden. Karate bedeutet ihr viel. Für sie war und ist es auch eine Lebensschule. «Ich habe mich und meinen Körper viel besser kennengelernt. Früher habe ich beispielsweise jedes Turnier mitgenommen, an dem ich starten konnte. Jetzt lasse ich bewusst einen Wettkampf aus, um ein sauberes Aufbautraining für meine Ziele im Herbst durchzuführen.»
Ambitionen hat Felber aber nicht nur aus sportlicher Sicht. Aktuell hat sie einen Bachelorabschluss in Physiotherapie. Der Masterabschluss soll folgen. «Aktuell habe ich dafür aber wenig Zeit neben dem Geschäft und dem Karate.» Eines Tages wird sie im Sport kürzertreten. Mit 27 Jahren ist sie allerdings noch jung genug, um sich damit Zeit lassen zu können. Sie will das aber nicht vom Alter abhängig machen. «Ich investiere sehr viel in den Sport. Momentan stimmt aber der Ertrag für mich. Sollten Aufwand und Ertrag irgendwann in einem Verhältnis stehen, das für mich nicht mehr passt, werde ich wohl reduzierter trainieren und an Turnieren teilnehmen.» Morgen Samstag ist das aber definitiv noch nicht der Fall. Dann wird Felber in der Kategorie «Frauen Open» ihren Gegnerinnen das Fürchten lehren. Und den dritten Sieg im dritten Turnier dieses Jahres anpeilen.
Schweizer Meisterschaft in Wohlen
Morgen Samstag findet in der neuen Hofmattenturnhalle in Wohlen die Kyokushin Karate Schweizer Meisterschaft statt. Organisiert wird das Turnier vom Karate Club Anglikon. Rund 80 Kämpfer aus der ganzen Schweiz werden erwartet. Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr mit den Junioren.
Ab 14 Uhr starten die Nachwuchsund Elitekategorien. Bei der Elite wird auf jegliche Schutzausrüstung verzichtet. Das unterstreicht, dass dieser Karatestil zu den härtesten der Welt gehört. Neben Favoritin Angela Felber gehen auch weitere Lokalmatadoren vom Karate Club Anglikon ins Turnier: David Wyss, Nick Riva sowie die Junioren Alesa Bunjaku, Luana Alidema und Halil Öner sind mit dabei. Die Siegerehrung ist für ungefähr 16 Uhr geplant. Der Eintritt ist kostenlos, und für Verpflegung ist gesorgt. --zg