Olympionike und tolle Geschichten
11.06.2025 Laufsport, SportMit Schirm, Charme und Bestzeit
Rund 1200 Menschen sind am Pfingstlauf in Wohlen mit dabei – Ist der Anlass in Gefahr?
Ein Olympionike gewinnt den Waffenlauf, bei den Frauen gibt es einen Streckenrekord und das Wetter macht Kapriolen. ...
Mit Schirm, Charme und Bestzeit
Rund 1200 Menschen sind am Pfingstlauf in Wohlen mit dabei – Ist der Anlass in Gefahr?
Ein Olympionike gewinnt den Waffenlauf, bei den Frauen gibt es einen Streckenrekord und das Wetter macht Kapriolen.
Stefan Sprenger
Graue Wolken ziehen auf. Die 120 Waffenläufer rennen bei Regen. Passend, denn sie mögen es doch gerne etwas garstig. Mit dabei natürlich der unverwüstliche Freiämter Kudi Steger von der LR Wohlen mit Jahrgang 1948. Gewonnen hat der Zürcher Christian Kreienbühl, der an den Olympischen Spielen in Rio 2016 den Marathon absolvierte.
«Wenn sich niemand finden lässt …»
Im Hauptlauf der Männer über 10 km heisst der Sieger wie im Vorjahr Eric Riungu (Berikon). Er gewinnt mit der fabelhaften Zeit von 31 Minuten und 5 Sekunden. Bei den Frauen siegt die Triathletin Anna Zehnder mit neuem Streckenrekord (36.40). Die Teilnehmerzahl mit 754 ist erfreulich. So viele wie schon lange nicht mehr. Ebenfalls toll ist der Zuschaueraufmarsch von rund 500 Menschen. Und das alles, obwohl das Wetter eher Kapriolen machte und alles dabei war, was Petrus zu bieten hat: Sonne, Wind und Regen.
Der 57. Pfingstlauf zeigt, dass dieser Anlass beliebt ist. Doch die Zeichen der Zeit machen auch hier nicht halt. Susi Kohler, die nach 20 Jahren im OK und 5 Jahren als OK-Präsidentin ihren letzten Lauf organisierte, tritt ab. Und die Nachfolge ist trotz langer und aufwendiger Suche nicht geregelt. Es wurde schlicht niemand gefunden. Weder jüngere Vereinsmitglieder noch externe Personen stellen sich dieser Aufgabe. «Wenn sich niemand finden lässt, dann ist der Pfingstlauf in Gefahr», sagt Susi Kohler.
57. Pfingstlauf: 750 Teilnehmer und 500 Zuschauer sind dabei und erleben einen wunderbaren Lauftag
Überzeugende Sieger bei den Hauptläufen. Viel Spass und vielfältige Teilnehmer – und dazu ordentliches Laufwetter. Der Pfingstlauf in Wohlen erfreut das Sportlerherz.
Stefan Sprenger
Am Streckenrand schaut René Meyer aus Villmergen zu. Er ist über 80 Jahre alt und gewann den Pfingstlauf Ende der 60er-Jahre. «Ehrensache, dass ich dabei bin», sagt Meyer und geniesst es, den Läuferinnen und Läufern zuzusehen. Chabi Burkart, die Lauflegende aus Wohlen, gesellt sich zu ihm. Bald wird er 90 Jahre alt. Die beiden Laufikonen sehen zu, wie sich ein Feuerwehrmann in voller Montur durchs Ziel schleppt. Oder eine Mutter mit ihrem fünf Monate alten Kind in der Babytrage lächelnd die Walking-Strecke bewältigt. Oder wie sich ein kleiner Junge über seinen Pokal riesig freut.
Im stark besetzten Feld des Waffenlaufs gab es ebenfalls viel zu sehen. So beispielsweise den unverwüstlichen Kudi Steger, der seinen 396. Waffenlauf absolvierte. Er wurde – wie alle Waffenläufer – von einem groben Platzregen durchnässt. Auch ein Highlight war Fridolin Kreienbühl, der seinen 300. Waffenlauf bestritt und von seinen beiden Enkelkindern beim Zieleinlauf begleitet wurde. Sohn Christian Kreienbühl – 2016 Olympia-Marathon-Teilnehmer – siegte im Waffenlauf (37.56). Bei den Frauen holte sich die Bernerin Jessica Aeschbach den Sieg (45.15).
Riungu benötigt rund drei Minuten pro Kilometer
Und auch der Hauptlauf bot ganz viele unterschiedliche und schöne Geschichte. Im Hauptlauf der Männern über 10 km heisst der Sieger wie im Vorjahr Eric Riungu aus Berikon. Er gewinnt mit der fabelhaften Zeit von 31 Minuten und 5 Sekunden und lässt sich im Ziel strahlend mit seiner Frau ablichten. Er fühlte sich sichtlich wohl am Pfingstlauf. Wohl auch ein Grund, wieso er durchschnittlich für einen Kilometer nur etwas mehr als drei Minuten benötigte. Sackstark. Der beste Freiämter wird Jannis Fischer (TV Merenschwand) in einer Zeit von 35.01 auf dem 7. Rang.
Bei den Frauen gewinnt die erfolgreiche Triathletin Anna Zehnder mit neuem Streckenrekord (36.40) und hat dabei zwei Minuten Vorsprung auf die Zweitplatzierte Myriam Keiser (Cham). Sonja Schweizer aus Auw ist auf dem 3. Rang die beste Freiämterin (40.46). Nur sieben Sekunden dahinter läuft die Freiämter Grossrätin Nicole Heggli-Boder auf dem 5. Platz durchs Ziel.
Hohe Beteiligung
Der Pfingstlauf verlief reibungslos. Die Organisation war bestens. Die Streckenführung attraktiv, die Infrastruktur in den Niedermatten hervorragend und die Stimmung fröhlich. Mit Ausnahme des Regens bei den Waffenläufen spielte auch das Wetter mit. Mit 754 Teilnehmern erreichte man so viele Menschen wie noch nie in der dritten Ausführung am Standort in den Niedermatten. Auch bei den Kindern und Jugendlichen war die Beteiligung top. Ob TV Wohlen, Jugi Büttikon oder TV Merenschwand, die Teilnehmer kamen aus dem ganzen Freiamt nach Wohlen.
Die schnellsten Akteure des organisierenden Vereins Läuferriege Wohlen (im Hauptlauf über 10 km) waren Claude Denier (25. Rang, 39.11), Sandro Schalch (37. Rang, 41.26) und Patric Landolt (58. Rang, 42.58).
Dringend gesucht: OK-Präsident
OK-Chefin Susi Kohler war gut drauf. Sie erlebte einen tollen Lauf – mit rund 100 mehr Teilnehmenden als im letzten Jahr. Kohler, die in Künten wohnt und in der Stadtkanzlei in Bremgarten arbeitet, war dennoch nachdenklich. Denn wer ihre Nachfolge antritt, ist nach wie vor ungewiss. Und so ist auch nicht klar, ob es im nächsten Jahr einen Pfingstlauf geben wird. «Es braucht eine Lösung in den kommenden Wochen», sagt Kohler.
Zurück zu den Freiämter Laufikonen René Meyer und Chabi Burkart. Letzterer war glücklich, dass sein Sohn Patrik im 5-km-Lauf mitmachte und mit einer Zeit von 31.15 gut abschnitt. Chabi Burkart, der 1966 einer der Gründerväter des Pfingstlaufs war, meint: «Es war so ein toller Lauftag. Es muss einfach weitergehen.» Meyer, der in den Anfangsjahren den Lauf dominierte, nickt einvernehmlich und meint: «Es wäre enorm schade, wenn schöne Geschichten wie heute nicht mehr weitergeschrieben werden.»