Nochmals einen Schritt höher
15.09.2023 Waltenschwil, Region OberfreiamtImmer noch besser werden
Bünzpark setzt auf Wohnen im Alter
Es ist ein Thema, das laufend an Wichtigkeit gewinnen wird. Statistiken zeigen, dass die Anzahl über 65-Jähriger in den nächsten Jahren ansteigt und folglich Wohnen im Alter ...
Immer noch besser werden
Bünzpark setzt auf Wohnen im Alter
Es ist ein Thema, das laufend an Wichtigkeit gewinnen wird. Statistiken zeigen, dass die Anzahl über 65-Jähriger in den nächsten Jahren ansteigt und folglich Wohnen im Alter immer gefragter wird. Solche Erfahrungen macht der Trägerverein Bünzpark bereits jetzt. Für 2½-Zimmer-Wohnungen gibt es Wartelisten. Trotzdem wollen die Verantwortlichen das Angebot weiter ausbauen – etwa in Zusammenarbeit mit der Spitex Freiamt. Das Ziel haben sie damit aber noch nicht erreicht. --ake
Der Trägerverein Bünzpark geht beim Thema betreutes Wohnen voraus
24 Stunden, Tag und Nacht eine Fachperson zur Seite, die Anliegen entgegennimmt und bearbeitet. Es ist eine der Neuerungen, die ab Neujahr das Wohnen für ältere Leute in den Bünzpark-Wohnungen und deren Angehörige noch attraktiver macht. Eine Schlüsselbox und eine Notfallbox sind weitere.
Annemarie Keusch
Nein, wirklich Werbung machen, damit die Wohnungen im Bünzpark vermietet werden, das braucht es nicht. Josef Füglistaler, Präsident des Trägervereins, sagt: «Vor allem für 2½-Zimmer-Wohnungen haben wir Wartefristen. Monatlich treffen mehrere Anfragen bei uns ein, aus der halben Schweiz.» Und dass die Bevölkerung älter wird, dass der Anteil an über 65-Jährigen in den nächsten Jahren steigt, das ist kein Geheimnis. Warum also? Warum geht der Bünzpark Waltenschwil immer noch einen Schritt weiter? René Kuhn, Vizepräsident des Vereins, sagt: «Qualität ist uns wichtig. Es liegt uns am Herzen, dass es den Menschen auch im höheren Alter gut geht. Diesbezüglich gibt es noch viel zu tun.»
Füglistaler und Kuhn stehen am Anfang der Geschichte des Bünzparks. Kuhn spricht von ihrem gemeinsamen Lebenswerk, er als mittlerweile pensionierter Arzt, Füglistaler als ehemaliger Gemeindeammann des Dorfes. Die Pflegewohngruppe, die Wohnungen, die Praxen. «Der Bünzpark ist ein Gewinn für Waltenschwil», sagt René Kuhn. Stillstehen, das wollen sie aber nicht. Erst reagieren, wenn etwas gefordert wird, auch nicht. «Gerade in Sachen betreutes Wohnen gibt es viel Wildwuchs, den ich als qualitativ nicht wirklich hoch einschätze.» Der Bünzpark soll anders sein.
Entlastung für Angehörige
Eine einheitliche Definition für den Begriff «Betreutes Wohnen» gibt es in der Schweiz bisher nicht. Entsprechend schwierig ist es, zu vergleichen, zu bestimmen, aber auch, sich zu verbessern. Die Verantwortlichen des Bünzparks halten sich an Curaviva, den Branchenverband der Dienstleister für Menschen im Alter. Vier Abstufungen gibt es, von A bis D. Mit der Schaffung einer professionellen Koordinationsstelle in der Person von Pia Lauper steigerte sich der Bünzpark 2020 auf die Stufe C. Nun wird B anvisiert.
Das Angebot des Bünzparks ist bereits sehr umfassend, was das betreute Wohnen betrifft. Therapien, Wäscheservice, Einkaufsservice, Körperpflege, gar ein Seniorenmobil – es sind wenige Beispiele aus einer breiten Palette. Nun wollen die Verantwortlichen aber noch ein paar Schritte weiter gehen. Im Zentrum steht die Gewährleistung einer 24-Stunden-Präsenz einer Fachperson für die Entgegennahme und Bearbeitung der Anliegen von Personen mit Betreuung. Angebote zur Grundpflege gab es bereits, neu wird aber auch der Notruf so geführt, wenn das gewünscht ist. «Das kann für Angehörige eine grosse Entlastung sein», weiss René Kuhn.
Zusatzvereinbarung mit Spitex Freiamt
Wichtig ist laut Kuhn, dass dabei die Dokumentation stimme. «Um bei einem Notruf schnell und richtig reagieren zu können, müssen die involvierten Personen Bescheid wissen.» Einmal wöchentlich ist darum ein Anlass geplant, mit verschiedenen pflegerischen Themen, aber auch Beratung, Prävention oder einfach um sich kennenzulernen.
Die 24-Stunden-Präsenz einer Fachperson, es ist eines der vielen Themen, bei denen sich der Trägerverein Bünzpark auf die regionale Vernetzung und die Zusammenarbeit mit verschiedensten Partnern stützt. Diese Aufgabe wird nämlich per Zusatzvereinbarung durch die Spitex Freiamt übernommen. «Die Spitex wird exklusiver Partner des Bünzparks», sagt Josef Füglistaler. Zusätzlich sollen die Dokumentation und die Evaluation gefördert werden. Zudem soll es per 2024 ein neues Angebot einer Betreuung durch das Schweizerische Rote Kreuz geben. René Kuhn erklärt: «Wenn zum Beispiel die Frau eines dementen Mannes eine Freundin besuchen oder zum Coiffeur gehen will, gibt es neu die Möglichkeit, eine Betreuung zu buchen, die in dieser Zeit auf ihren Mann schaut. Dafür braucht es keine Pflegefachperson.»
Es gibt weitere Beispiele für den Fortschritt. Etwa die Notfallbox. Eine Box, in der ganz viele Unterlagen zu den Mieterinnen und Mietern gesammelt werden können, von medizinischen Unterlagen über rechtliche Unterlagen wie eine Patientenverfügung oder Infos darüber, wie die Katze gefüttert werden soll. «Aber auch Informationen zum Notruf zum Beispiel. Alles an einem Ort, das kann im Notfall sehr wichtig sein.» Zudem können die Mieterinnen und Mieter der Bünzpark-Wohnungen bald aus drei Anbietern entscheiden, welches Mittagessen sie wollen – zu jenem der Pflegewohngruppe und dem Angebot des Spitals kommt das Menü der Pro Senectute. Ebenso gibt es neu Schlüsseltresore, die installiert und mit Codes für die Spitex, für Angehörige oder für wen auch immer bestückt werden können. Reinigungsarbeiten gehören neu auch zum Angebot.
Miteinander ist ihnen wichtig
Aber auch im Bereich des Sozialen will der Bünzpark vorangehen. «Gemeinsam älter werden – vertraut im Dorf». Unter diesen Titel setzen sie das anstehende Projekt. Wöchentliche Bünzkaffees, Gottesdienste, Vorträge, seit diesem Jahr Informationstreffen des Vereins und ab nächstem Jahr Angehörigentreffen der Mieter im Haus – das Miteinander ist ihnen wichtig. So betont René Kuhn: «Auch vieles rund um den weiteren Ausbau des betreuten Wohnens ist noch im Aufbau, und dies in Zusammenarbeit mit den Mieterinnen und Mietern. Es geht nicht darum, ihnen pfannenfertige Lösungen zu präsentieren, wir wollen individuell auf sie eingehen.» Und dabei betont Kuhn, dass dies alles Angebote seien, die genützt werden können, aber nicht müssen.
Am Ziel angekommen sei man damit noch nicht. Auch wenn Kuhn dieses gesteigerte Angebot als in der Region einzigartig beschreibt. «Wir haben noch viele Ideen.» Etwa soll nicht nur das Leitbild in Sachen betreutes Wohnen erneuert worden sein. Gleiches sehen sie mit dem allgemeinen Altersleitbild der Gemeinde vor.
Stufe A wird nicht angepeilt
25 Wohnungen, alle vermietet. Wartelisten. Ausgelastete Pflegewohngruppe. Es sind Zahlen, von denen die Initianten des Bünzparks träumten. Jetzt sind sie Realität. «Das Kleine, das Familiäre hat eben auch Vorteile», betont Josef Füglistaler. Für ihn ist klar: «Wir müssen nicht unbedingt die Besten sein, aber anders, auf unser Dorf angepasst.» Und was ist mit dem Ziel der Abstufung A? René Kuhn schüttelt den Kopf. «Die Gewährleistung einer 24-Stunden-Präsenz vor Ort durch eine im Haus anwesende Fachperson, das ist finanziell praktisch nicht umsetzbar. Für uns würde das bedeuten, dass quasi ein Team im Schichtbetrieb rund um die Uhr in den Liegenschaften anwesend sein müsste.» Das sei nur in grösseren Betrieben möglich. Die kleine Grösse hat also auch einen Nachteil, aber ganz viele Vorteile.