Mit Wurzeln und Flügeln
20.12.2024 SportFreiämter Toptalent
Dorian Derbaci vom FC Aarau
Er ist noch ein unbekannter Fussballer. Doch in dieser Saison dreht der 18-jährige Dorian Derbaci so richtig auf.
Er ist in Rudolfstetten aufgewachsen, hat beim FC ...
Freiämter Toptalent
Dorian Derbaci vom FC Aarau
Er ist noch ein unbekannter Fussballer. Doch in dieser Saison dreht der 18-jährige Dorian Derbaci so richtig auf.
Er ist in Rudolfstetten aufgewachsen, hat beim FC Mutschellen zum Fussball gefunden. Sein Talent blieb nicht unbemerkt. Die U12-Nachwuchsstufe machte Dorian Derbaci dann beim FC Wohlen. «Damals war es beim FC Wohlen der erste Schritt in den Junioren-Leistungssport. Und da merkte ich auch, was ich wollte», erklärt er.
Ein Talent auf und neben dem Rasen
Und er wollte Fussballprofi werden. Dies hat er geschafft. Beim FC Aarau hat er einen Profivertrag, absolviert zugleich die Sportkanti. Seit Sommer 2023 gehört er zum Kader des Challenge-League-Teams, erzielte seine ersten Tore für den FC Aarau. Und schlägt auch in der U19-Nati zu, wo er als Mittelfeldspieler sechs Tore in sechs Spielen erzielte.
Dorian Derbaci ist ein Talent auf und neben dem Rasen. Dies wird beim Gespräch mit ihm klar. --spr
Der Freiämter Dorian Derbaci gilt als grosses Talent – und brilliert mit seiner Art auch neben dem Rasen
Er glaubt an sich und seine grossen Träume und ist gleichzeitig bodenständig und tiefgründig. Dorian Derbaci ist nicht nur ein talentierter Profifussballer beim FC Aarau, sondern auch am Klavier begabt. Ein Gespräch mit einem aussergewöhnlichen, jungen Mann, der anfänglich gar nicht Fussball spielen wollte.
Stefan Sprenger
«Früher Mozart. Heute eher melodisch.» Dorian Derbaci spricht über die Lieder, die er gerne auf dem Klavier spielt. Die Musik ist für ihn ein Hobby – für das er immer weniger Zeit hat. Denn der 18-Jährige besucht die Sportkanti und ist Profifussballer beim FC Aarau. «Der Fussball bestimmt den Grossteil meines Alltags», sagt er.
U19-Nati: Sechs Spiele und sechs Tore
Dabei wollte er als kleiner Junge zuerst gar nicht Fussball spielen. Sein Vater Ilir Derbaci war im Vorstand des FC Mutschellen. Da war es naheliegend, dass Sohn Dorian den Sport ausprobiert. «Es hat mir zu Beginn nicht gefallen, ich wollte nicht mehr ins Training gehen.» Der Vater ermutigte ihn, etwas Geduld zu haben. Das tat der sechsjährige Dorian und wurde schnell einer der besten Kicker im Team. Er findet seine Passion im Fussball. «Und ich bereue es nicht», erzählt er lachend.
Denn heute gehört er zu den besten Fussballern seines Jahrgangs im ganzen Land. Der Rudolfstetter spielte für die U-Nationalmannschaften der Schweiz (U16 bis U19). Dort brilliert der Mittelfeldspieler aktuell mit einer sackstarken Quote: In sechs Spielen mit der U19-Nati erzielte er sechs Tore. Und auch bei seinem Verein, dem FC Aarau, ist er auf sehr gutem Weg. Im Februar 2024 gab er sein Debüt in der Challenge League, durfte danach mit Teileinsätzen ran und erzielte im letzten Meisterschaftsspiel der Saison 2023/24 sein erstes Tor (3:4-Niederlage in Nyon).
Mutschellen, Wohlen, GC und Aarau
Auch in dieser Saison kriegt er als Joker immer wieder Einsatzzeit in der zweithöchsten Liga. Der Höhepunkt ist erst ein paar Wochen alt. Am 24. November wird er beim Stand von 0:1 gegen den FC Will eingewechselt. Brügglifeld, 5000 Zuschauer – und Derbaci trifft in der Nachspielzeit zum 1:1-Endstand. «Der Ausgleich in letzter Minute, der Jubel der Fans, das war schon ein richtig tolles Gefühl», beschreibt er jene Momente. Und er sagt: «Als ich eingewechselt wurde, habe ich immer daran geglaubt, noch dieses Tor zu erzielen.» Und es hat geklappt.
Geglaubt hat er schon immer. An sich selbst. An seine Fähigkeiten. Und an seine Träume. Einmal für die A-Nati auflaufen, in der Super League spielen, oder sogar der Bundesliga. «Ich weiss, es ist ein langer und schwieriger Weg. Aber es ist möglich. Und es lohnt sich, an seine Ziele zu glauben», sagt er. Als er ein Junge war, träumte er davon, einmal für die Nachwuchsauswahl zu spielen. «Da dachte ich auch, dass wird schwierig. Doch es hat geklappt.» Dass er solch einen steilen Weg hinlegt, hat auch mit den Vereinen zu tun, bei denen er ausgebildet wurde. Erst beim FC Mutschellen, dann beim FC Wohlen, wo er in der U12 spielte. Derbaci erklärt: «Beim FC Mutschellen hat alles begonnen, dort habe ich den Spass am Fussball entdeckt, dort habe ich viele schöne Erinnerungen gesammelt. Beim FC Wohlen machte ich dann den ersten Schritt hin zum Leistungssport. Dort erlebte ich eine erfolgreiche Zeit und habe herausgefunden, was ich will.» Er will Profi werden.
Schweiz, Amerika, Nordmazedonien, Albanien
Vom FC Wohlen geht es in den Nachwuchs des Grasshoppers Club Zürich und dann in die U14 zum FC Aarau (Team Aargau). Der Weg geht weiterhin aufwärts. Seit Sommer 2023 gehört Derbaci zum Kader der ersten Mannschaft. Im Brügglifeld hat er einen Profivertrag bis Sommer 2026. «Ich gehe es geduldig an, Schritt für Schritt», sagt er.
Im Gespräch erwähnt er immer wieder seine Familie. Der jüngere Bruder Andrin spielt ebenfalls beim FC Aarau, ist ebenfalls talentiert. Seine Mutter Daniela – eine Schweizerin mit Wurzeln in Amerika – und Vater Ilir Derbaci – ein aus Albanien stammender Nordmazedonier – sind beide in der Immobilienbranche tätig. Und sie haben ihm einen prallgefüllten Rucksack mit den wertvollsten Dingen mit auf den Lebensweg gegeben.
«Ich bin unendlich dankbar»
Anders ist es nicht zu erklären, wie ein 18-Jähriger – der übrigens kaum Zeit in den sozialen Medien verbringt – schon weise Aussagen tätigt wie: «Ich mag keine Ausreden, sondern suche den Fehler zuerst bei mir» oder «Wenn man hinfällt, dann steht man wieder auf, aus diesen Rückschlägen kann man viel lernen». Und jene Rückschläge hatte er auch. Ein Armbruch oder Wachstumsprobleme hemmten seinen Aufstieg in der Jugendzeit – allerdings nur für kurze Zeit.
Dorian Derbaci pflegt ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Eltern und meint dann auch: «Ich bin ihnen unendlich dankbar für alles, was sie für mich getan haben. Sie haben mich immer unterstützt, waren immer für mich da. Sie sind es immer noch und werden es wohl auch immer sein.» Und diese Unterstützung braucht es manchmal. Denn die Schule und den Fussball unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer einfach. Aber Derbaci schafft es – sogar mit guten Noten. Und es bleibt sogar Zeit, um Klavier zu spielen. Früher Mozart. Heute eher melodisch.
Keine grosse Klappe
Derbaci sagt von sich selbst, dass er ein Teamplayer ist. «Manche sagen, ich sei manchmal zu lieb auf dem Feld. Und ich könne ruhig etwas egoistischer sein. Aber irgendwie bin ich nicht der Typ, der eine grosse Klappe hat und den persönlichen Erfolg sucht, sondern ich will im Team gewinnen und Leistung zeigen.» Und dann, so meint Derbaci, wird der Erfolg von alleine kommen. «Das Glück erarbeiten», nennt er das. Mit Wurzeln, die ihn am Boden halten, und Flügeln, die ihn zu grossen Träumen animieren. Ein besonderer Mix, der sich bislang als richtig erwiesen hat und diesem jungen, aussergewöhnlichen Fussballer vielleicht in hohe Fussballsphären verhilft.