Mit «Philé» an die Weltspitze
24.01.2025 Widen, MutschellenPhilipp Schürmann möchte an der Indoor-Kunstflug-WM in Widen vorne mitmischen
Vom 2. bis 8. Februar findet die Indoor-Kunstflug-Weltmeisterschaft in der Burkertsmatt statt. Die Elite der internationalen Modellflugpiloten misst sich im Wettkampf um den ...
Philipp Schürmann möchte an der Indoor-Kunstflug-WM in Widen vorne mitmischen
Vom 2. bis 8. Februar findet die Indoor-Kunstflug-Weltmeisterschaft in der Burkertsmatt statt. Die Elite der internationalen Modellflugpiloten misst sich im Wettkampf um den Weltmeistertitel. Ebenfalls ein Anwärter auf die Krone ist Philipp Schürmann von den Indoor Flyers Mutschellen.
Sabrina Salm
Senkrecht schwebt «Philé» neben Philipp Schürmann in der Dreifachturnhalle Burkertsmatt. Nach dem Posieren für das Foto gibt der Pilot Schwung in sein Modellflugzeug. Mit einer Schraube dreht es hinauf Richtung Hallendecke, macht einen Schwenker und gleitet beinahe lautlos rücklings durch den Raum. Schürmann fliegt sich gerade ein. Er hat sich einen Slot in der Halle des Sportzentrums gemietet, da für die kommenden Weltmeisterschaften in zwei Wochen jede Trainingseinheit für den 40-Jährigen gelegen kommt. «Üben, üben und nochmals üben, lautet die Devise», sagt der Geschäftsleiter und Elektroinstallateur einer Bremgarter Firma.
An der Indoor-Kunstflug-WM werden die Weltmeister in zwei Kategorien gekürt. Einerseits im künstlerischen Aeromusical F3P-AFM mit individuellen Programmen zu Musik und mit vielen Zusatzeffekten. Andererseits im klassischen Kunstflug F3P-A mit vorgegebenen Figurenprogrammen, die alle Teilnehmer fliegen. In dieser Kategorie startet auch Philipp Schürmann. Charakteristisch hierbei sind die sehr präzisen, langsamen, gleichmässigen und harmonischen Flüge. «Und damit ebendiese Programme auswendig und perfekt geflogen werden können, hilft nur so viel wie möglich trainieren», weiss Schürmann. Flugtaktik gehört zu seinen Vorbereitungen ebenso wie die Flugvorbereitung. «Man muss auf den Punkt genau abliefern. Deshalb ist es wichtig, vor dem Fliegen zur Ruhe zu kommen und sich mental darauf einzustellen.» Jedes noch so kleine Manöver muss der Pilot an der Steuerung perfekt beherrschen, zum Nachdenken gebe es keine Zeit.
Seit 24 Jahren im Modellflugsport
Zum Modellflug sei er über seinen Vater gekommen. Im Jahr 2000 fing er dann selber mit dem Hobby an. Zuerst mit dem Fliegen im Freien. Vor über zehn Jahren dann ist auch das Indoor-Fliegen dazugekommen. Seit der Gründung der Indoor Flyers Mutschellen ist der Remetschwiler Mitglied und seit einigen Jahren auch deren Präsident.
Im Prinzip sei das Modellfliegen innen und aussen das Gleiche. Und doch, die Unterschiede sind enorm. «Im Indoor-Bereich hat man weniger Einflüsse wie beispielsweise den Wind.» Und auch die Modellflieger sind anders und den entsprechenden Umständen angepasst. So sind die Indoor-Flieger leichter und kleiner. Für Schürmann ist die Kombination beider Arten ein Vergnügen. «Im Freien kann man eigentlich nur im Sommer fliegen. Das Indoor-Fliegen ist die perfekte Ergänzung für den Herbst und Winter.» So müsse man nicht auf das Fliegen verzichten.
Viele Arbeitsstunden investiert
Was ihm besser gefällt, kann er nicht sagen. «Draussen ist es aber sicher das Fliegen, das ich etwas mehr geniesse, da man einfach mehr machen kann.» In der Halle setze er seinen Fokus noch mehr auf die eigene Entwicklung des Fliegers. «Hier kann ich noch mehr nach meinen Vorstellungen bauen.» Für Schürmann muss das Modell nach Flugzeug aussehen. «Das Design spielt für mich eine grosse Rolle.» F3P-Indoor-Modelle sind wahre Kunstwerke und richtige Hightech-Geräte. Aktuell fliegt Philipp Schürmann seine Eigenkonstruktion Philé 2020, die vierte Weiterentwicklung seit 2014. Das Abfluggewicht beträgt 52 Gramm. Viele Stunden hat er in die Konstruktion und Weiterentwicklung seiner Modellmaschine investiert. Da baue man schon eine Bindung zum Flieger auf. «Also ich allemal», meint er schmunzelnd. Deshalb bekam das Modell auch einen Namen.
Mit der Heim-WM geht ein Traum in Erfüllung
Nervös? Sei er nicht. Er habe aber ein spezielles Gefühl. «Ich kann es nicht wirklich beschreiben», erklärt Philipp Schürmann. «Aber sicher ist es auch eine grosse Vorfreude. Besonders auch darauf, alle wiederzusehen.» Die Leute in der Modellflugszene seien wie eine zweite Familie für ihn. «Der Sport verbindet und es entwickeln sich Freundschaften. Wir messen uns gerne. Es ist intensiv und spannend.» Besonders mache dieses Wiedersehen auch, dass die «Familie» nun erstmals in die Schweiz an eine Weltmeisterschaft komme. Schürmann verrät, dass die Heim-WM bereits seit 2018 ein Traum sei. «Wir wollten schon vor acht Jahren die Indoor-Kunstflug-Weltmeisterschaft organisieren», so der Modellflugpilot. «Damals sind wir aber an den Kosten gescheitert. Die Organisation einer WM ist eine grosse Kiste. Dass es nun geklappt hat, freut uns ungemein.»
Für Philipp Schürmann ist es bereits die fünfte Teilnahme an einer Indoor-Kunstflug-Weltmeisterschaft. Vor zwei Jahren in Litauen erreichte er den 6. Rang. Seine Ambitionen sind auch in diesem Jahr hoch: Das Erreichen des Finals ist sein Plan. Seine Chancen seien realistisch, aber es sei enger als auch schon. «Das Level von allen Piloten ist in den letzten Jahren extrem gestiegen», erklärt er. Es müsse alles gut laufen, dann wird er sein Ziel erreichen. Bereit für den grossen Wettbewerb sei er auf jeden Fall. Bis es so weit ist, werde weiterhin intensiv trainiert, sagt er und lässt «Philé» weiter mit Flugakrobatik durch die Dreifachturnhalle fliegen.
Besucher jederzeit willkommen
Am Sonntag, 2. Februar, wird die Weltmeisterschaft um 16.30 Uhr mit einer Zeremonie eröffnet. Für die Zuschauerinnen und Zuschauer sind sicher die beiden Finaltage (Freitag, 7. Februar, von 8 bis 12.30 Uhr, F3P, und Samstag, 8. Februar, von 7.30 bis 14 Uhr, AFM, Aeromusicals) sowie die Rangverkündigungen (Samstag ab 16 Uhr) mit Abschlusszeremonie interessant. Einen Besuch wert sind aber auch die Vorrunden am Montag/Dienstag (8 bis 18 Uhr), Mittwochnachmittag (13 bis 18 Uhr) und Donnerstagmorgen (8 bis 12 Uhr). --red