«Mit Hawaii noch eine Rechnung offen»
17.10.2025 Sport, Weitere SportartenTriathlon, Ironman-WM: Cécile Treier erzählt von ihren Erfahrungen an einem der härtesten Wettkämpfe der Welt
Am Samstag startete sie am Ironman auf Hawaii. Am Mittwochmorgen landete sie wieder in Kloten – und war am Mittag wieder in ihrem ...
Triathlon, Ironman-WM: Cécile Treier erzählt von ihren Erfahrungen an einem der härtesten Wettkämpfe der Welt
Am Samstag startete sie am Ironman auf Hawaii. Am Mittwochmorgen landete sie wieder in Kloten – und war am Mittag wieder in ihrem Architekturbüro in Berikon am Arbeiten. Die 48-jährige Cécile Treier hat einen positiven Knall – und erzählt im Interview, was ihre nächsten Ziele sind.
Wie oft kriegen Sie zu hören, dass Sie ein wenig verrückt sind?
Cécile Treier: (Lacht laut) Das kommt schon mal vor. Ich glaube, man muss ein wenig verrückt sein, um diesen Sport auszuüben.
Ironman am Samstag. Am Mittwoch um 10.30 Uhr landete Ihr Flieger. Und um 12 Uhr waren Sie schon wieder am Arbeitsplatz. Das ist doch Wahnsinn?
Ich bin selbstständige Architektin, es gibt viel zu tun (lacht). Ein Einfamilienhaus in Widen steht an, dazu einige Baugesuche. Auch wenn es für einige nach heftigem Stress klingt, für mich geht das problemlos. Ich habe auch mein erstes Schwimmtraining gestern Donnerstag bereits wieder absolviert. Wer rastet, der rostet.
Die Ironman-WM auf Hawaii gilt als härtester Triathlon-Wettkampf der Welt. Dazu herrschten windige und heisse Bedingungen. Wie haben Sie Ihr Rennen erlebt? Erzählen Sie.
Die 3,86 km Schwimmen waren aufgrund der Winde ziemlich wellig (lacht). Mit meiner Zeit von 1.15 Stunden war ich aber glücklich. Auch in die 180-km-Radstrecke bin ich richtig gut gestartet und war zeitweise unter den besten 20 Athletinnen. Doch dann ging die Luft aus – nicht bei mir, sondern bei meinem Hinterreifen. Ein Metallstift steckte im Reifen. Das erste Mal reparierte ich es selbst, bin noch ruhig geblieben. Doch nach wenigen Kilometern hatte ich wieder einen Platten. Wieder flickte ich es selbst – und wieder war die Luft schnell draussen. Ein Mechaniker kam, reparierte es professionell. Wenige Kilometer später gab es einen Knall. Wieder einen Platten. Dann wartete ich lange auf das Mechanikerauto. Und das war für mich der Punkt, wo ich mich fragte: Soll ich noch weitermachen? Ein kleines mentales Loch. Aber während der Vorbereitung auf diese Ironman-WM haben wir in unserer Trainingsgruppe einen Satz wie ein Mantra immer und immer wiederholt: «Never ring the bell.» Was so viel bedeutet wie: Gib niemals auf. Und das tat ich. Ich habe es durchgezogen. Für die Radstrecke benötigte ich 6 Stunden und 26 Minuten. Durch den Defekt habe ich sicherlich 80 Minuten verloren. In Anbetracht dessen war meine Zeit am Ende des Rennens okay. Den Marathon über 42 Kilometer schaffte ich in 4 Stunden und 12 Minuten. Dabei habe ich über 100 Athletinnen eingeholt, viel Boden gutgemacht, aber auch mental einige Tiefs überwunden. Ich kam nach über 12 Stunden ins Ziel, es war schon dunkel. Und ich muss sagen, es war eine Erfahrung, auf einem beleuchteten Highway mehrere Kilometer zu rennen (lacht). Nach etwas mehr als 12 Stunden habe ich es geschafft. Und ich war überglücklich, dass ich es durchgezogen habe. Ich habe diesem Ironman enorm viel untergeordnet, die Vorbereitungszeit war lange und intensiv; da wäre es schade gewesen, wenn ich aufgegeben hätte.
In Ihrer Kategorie der 45- bis 49-Jährigen wurde es der 94. Rang von rund 250 Teilnehmerinnen. In der Gesamtwertung war es Platz 689. Zufrieden?
In Anbetracht der Vorfälle beim Radfahren war es gut, sehr gut sogar. Dann hätte ich das Rennen an der Ironman-WM unter elf Stunden geschafft, was richtig stark gewesen wäre.
War das Ihr letzter Ironman auf Hawaii?
(Lacht laut) Nein. Sicher nicht. Ich habe jetzt noch eine Rechnung offen mit Hawaii. 2027 werde ich in die nächste Kategorie wechseln, dann strebe ich an der Ironman-WM auf Hawaii einen Top-10-Platz an. Doch zuerst steht in drei Wochen – genauer am 7. November – in Marbella die Weltmeisterschaft über die Halbdistanz an. Mein grosses Ziel war 2025 die Ironman-WM, jene WM in Marbella ist quasi aus Plausch.
Sie sind verrückt.
Danke (lacht). --spr