Mehr als ein Hobby
05.09.2025 Sport, RadsportDie Brüder Remo und Nick Hofer aus Oberwil-Lieli rasen auf dem BMX von Erfolg zu Erfolg
Seit sie kleine Kinder sind, ist BMX die grosse Leidenschaft der Brüder Remo und Nick Hofer. Ihr Traum ist, eines Tages an den Olympischen Spielen zu starten. Das Duo ist ...
Die Brüder Remo und Nick Hofer aus Oberwil-Lieli rasen auf dem BMX von Erfolg zu Erfolg
Seit sie kleine Kinder sind, ist BMX die grosse Leidenschaft der Brüder Remo und Nick Hofer. Ihr Traum ist, eines Tages an den Olympischen Spielen zu starten. Das Duo ist aber jetzt bereits sehr erfolgreich.
Josip Lasic
«Er ist am Start besser als ich – und weiter, als ich in seinem Alter war», sagt der 20-jährige Remo Hofer über seinen jüngeren Bruder Nick. Der 18-Jährige entgegnet: «Dafür merkt man, dass er der Ältere ist. Er ist kräftiger und mental stärker als ich.» Die Unterschiede zwischen den beiden BMX-Fahrern sind jedoch gering. Remo und Nick Hofer aus Oberwil-Lieli gehören zu den besten Fahrern der Schweiz. Das haben sie am vergangenen Wochenende einmal mehr bewiesen. Remo wurde Schweizer Meister in der Kategorie U23, Nick holte Silber bei den Junior Men.
Ihre bislang grössten Erfolge feierten sie aber vor einem Monat an den Weltmeisterschaften in Kopenhagen. Remo Hofer belegte in der U23-Klasse Rang 11 unter 55 Fahrern. Nick Hofer landete bei den «Junior Men» unter 58 Fahrern sogar auf dem 4. Rang. «Am Ende war es knapp. Zwei Zehntelsekunden haben mir zum Podest gefehlt. Auch wenn es nicht ganz gereicht hat, bin ich trotzdem sehr zufrieden.»
Nächstes Jahr zum ersten Mal Konkurrenten
Der Erfolg ist das Resultat harter Arbeit. Die Hofer-Brüder gönnen sich nur einen Ruhetag pro Woche, an allen anderen Tagen wird trainiert. Am Wochenende sogar zweimal täglich. So kommen sie auf zwölf bis 15 Stunden Training pro Woche. Ihre Begeisterung für BMX begann schon früh: Remo war sechs Jahre alt, als er durch Freunde zum Sport fand. Sein Bruder ist zu diesem Zeitpunkt dreieinhalb Jahre alt und beginnt ebenfalls zu trainieren. Rennen fahren darf er aber erst mit fünf Jahren.
Obwohl sie die Sportart schon so lange betreiben, sind die beiden bisher kaum gegeneinander angetreten. Der Altersunterschied von zwei Jahren hat das meist verhindert. Erst im kommenden Jahr, wenn Nick ebenfalls in der U23 startet, wird sich das ändern. Dafür haben sie sich immer gegenseitig gepusht und motiviert. Auf ihrem sportlichen Niveau mitzuhalten, ist zeitlich wie körperlich anspruchsvoll.
Logistische Herausforderungen
Beide absolvieren eine reguläre Berufsausbildung. Remo Hofer hat seine Lehre als Polymechaniker bei der Soudronic in Bergdietikon abgeschlossen und arbeitet dort weiterhin. Nick befindet sich im dritten Lehrjahr als Geomatiker in Bremgarten. Viele ihrer Kollegen aus dem BMX-Sport absolvieren eine Sportlerlehre. Für sie war das keine Option. Remo Hofer: «Die nächste Berufsschule, wo so etwas möglich wäre, ist in Aarau. Da hätte ich rund eine Stunde Schulweg gehabt. Es hätte sich zeitlich gar nicht mehr gelohnt.» Stattdessen erhielt er vom Lehrbetrieb eine Woche Zusatzferien zur sportlichen Unterstützung. «Ich habe nebenbei noch die Berufsmatura gemacht. Es ist aufwendig, aber mit guter Planung machbar.»
Und Planung brauchen sie reichlich. Während das Techniktraining oft direkt vor dem Haus stattfindet, absolvieren sie Kraft- und Ausdauertraining in einem Fitnessstudio in Zürich. Mittwochs stehen Kadertrainings von Swiss Cycling in Winterthur oder Weinfelden an. Zudem arbeiten sie mit einem privaten und einem Mentaltrainer. «Unser Privattrainer ist Franzose und war früher selbst Fahrer. Er stellt uns einen Trainingsplan zusammen.
Mit ihm kommunizieren wir viel über Video», erklärt Nick. Hinzu kommen rund 15 Rennwochenenden pro Jahr, verteilt auf Europa und darüber hinaus. «Von Lettland bis Südfrankreich ist alles dabei», sagt Nick. «Die weiteste Reise ging an eine Weltmeisterschaft in Rock Hill, South Carolina.» Der Transport der Fahrräder und Ausrüstung zu den Kadertrainings ist eine Herausforderung. Öffentliche Verkehrsmittel sind keine Option. Remo: «Es bleibt nur das Auto. Wir fahren selbst, mit den Eltern oder bilden Fahrgemeinschaften. Als wir jünger waren, waren wir noch stärker auf die Eltern angewiesen. Zum Glück haben sie uns immer unterstützt.»
Fernziel: Olympische Spiele
Finanziell ist der BMX-Sport eine Herausforderung. Seit zwei Jahren gehören die Brüder dem «BMX Team 19» an, das von Vätern zweier Schweizer Talente gegründet wurde. Das Team unterstützt sie mit mechanischen Arbeiten und teils durch Sponsoring. «Wir bekommen zum Beispiel Rabatte auf Verbrauchsmaterial», sagt Remo. «Aber mit allen Reisekosten, Startgeldern und was sonst dazukommt, summieren sich die Ausgaben. Ich erhalte noch Sporthilfe als finanzielle Unterstützung.» Nick ergänzt: «Ab der U19 übernimmt Swiss Cycling auch die Kosten für Welt- und Europameisterschaften. Ansonsten bezahlen wir aber das meiste selbst.» In der Schweiz können nur drei BMX-Profis von ihrem Sport leben. Das ist aber nicht das Ziel der Hofers. Für sie ist BMX eine Leidenschaft. Ein Rennen dauert rund 30 Sekunden, etwa 400 Meter, acht Fahrer pro Lauf. Die besten vier qualifizieren sich für die nächste Runde. So geht es im K.-o.-System bis zum Final. «Unsere Stärke ist der Umgang mit Druck», sagt Remo. «Viele brechen darunter ein. Uns motiviert er zusätzlich.» Die Brüder haben neben mehreren Schweizer-Meister-Titeln bisher auch am Swiss Cup und der Deutschschweizer Meisterschaft (DSM) Siege feiern können. International standen sie, abgesehen von der starken WM vor einem Monat, in mehreren Europa-Cup-Finals. Remo erreichte zudem zwei Top-10-Plätze bei Europameisterschaften. Ihr grosses Ziel: Olympia. «Für 2028 in Los Angeles wird es aber vermutlich nicht mehr reichen», sagt Remo mit einem Augenzwinkern.
Die Rennen finden meistens von März bis September statt. Die Saison ist für sie jetzt erstmal zu Ende. «Im Winter trainieren wir trotzdem weiter. Wenn nicht gerade Neuschnee oder Glatteis liegt, absolvieren wir unser normales Programm. Es ist lediglich etwas kälter», sagt Nick. Für die Brüder ist es eben mehr als ein Hobby. Sie leben für den BMX-Sport.