Legenden sterben nie
22.08.2025 Sport, KampfsportErbe für die Ewigkeit
Zum 25. Todestag von Andy Hug
Übermorgen Sonntag, 24. August, jährt sich der Tod der Wohler Kampfsport-Legende Andy Hug zum 25. Mal. Sein Spirit lebt weiter.
Die Gedenkstätte beim ...
Erbe für die Ewigkeit
Zum 25. Todestag von Andy Hug
Übermorgen Sonntag, 24. August, jährt sich der Tod der Wohler Kampfsport-Legende Andy Hug zum 25. Mal. Sein Spirit lebt weiter.
Die Gedenkstätte beim Bünzmattschulhaus in Wohlen erinnert auch 25 Jahre nach seinem Tod an den Wohler Kampfsportler Andy Hug. Das Denkmal ist nicht das einzige Andenken an den blauäugigen Samurai. Er hat tiefe Spuren in der Sportwelt hinterlassen. Sein Wille, seine Erfolge und sein Weg inspirieren nach wie vor zahlreiche Athleten. Sowohl in seiner Wohler Heimat als auch auf der ganzen Welt. --jl
25. Todestag: Die Wohler Kampfsportlegende Andy Hug verstarb am 24. August 2000
Er hat das kleine Wohlen auf die Weltkarte gesetzt und Kampfsport auf dem ganzen Globus geprägt. Vor einem Vierteljahrhundert hat Andy Hug diese Welt verlassen. Sein Vermächtnis bleibt.
Josip Lasic
Am 24. August 2000 verstirbt Andy Hug in Tokio an akuter Leukämie. Ein Schock. Die Welt verliert einen grossen Kämpfer, der Schweizer Sport eines seiner Aushängeschilder, Wohlen seinen berühmtesten Sohn. Er wird nur 35 Jahre alt. Seine Zeit auf Erden ist viel zu kurz. Aber der Wohler prägt in dieser Zeit die Welt des Kampfsports nachhaltig. Seine Spuren sind auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod noch vorhanden.
Bei der Spurensuche wird man in seiner Wohler Heimat schnell fündig. Zwei Karate-Clubs finden sich innerhalb der Gemeindegrenzen. Der Karate-Club Wohlen und der Karate-Club Anglikon. In beiden ist der Einfluss der Kampfsportlegende spürbar. 1973 wird der Karate-Club Wohlen gegründet. Zwei Jahre später betritt ein elfjähriger Junge die Matte – sein Name: Andy Hug. Der Weg des blauäugigen Samurai nimmt seinen Anfang. Bis zu seinem Tod holt der Wohler als Amateur über 50 Turniersiege, wird zweifacher Europameister und Vizeweltmeister.Als Profi folgen Weltmeistertitel im Vollkontaktkarate, im Thaiboxen, im K1. Als in diesem Frühling die Schweizer Vollkontaktmeisterschaften im Karate in Wohlen stattfinden, spricht diese Zeitung mit Gioele Musaro, einem Mitglied des Karate-Clubs Wohlen. Er erzählt, wie er zum Kampfsport kam. Mit 17 Jahren steckt er in einer Sinnkrise. In dieser Zeit sieht er Videos von Andy Hug, der im gleichen Verein begann. «Ich dachte, das könnte auch mein Weg sein.» Das Besondere: Musaro wird zwei Jahre nach Hugs Tod geboren. In den meisten Sportarten blicken Talente zu den Stars von heute. Doch Andy Hugs Vermächtnis ist zeitlos. Es inspiriert auch Menschen, die ihn nie persönlich erleben konnten.
Hugs Spirit als Begleiter
Auch im Karate-Club Anglikon sind Hugs Spuren allgegenwärtig. Der Gründer des Vereins ist Heinz Muntwyler, langjähriger Weggefährte und guter Freund von Andy Hug. Die Vereinsgründung erfolgt im November 2000, wenige Monate nach dem Tod seines Freundes. In einem Gespräch mit dieser Zeitung im Jahr 2022 verrät Muntwyler, dass seine Tochter Simone, ebenfalls Kampfsportlerin, bei Turnieren immer unter dem Karate-Gi ein T-Shirt trägt, das ihr Andy Hug geschenkt hat, als sie noch ein kleines Mädchen war. So begleitet sie nicht nur ihr Vater an den Wettkämpfen, sondern auch der Spirit seines guten Freundes.
Die Gedenkstätte – Ein greifbares Symbol
Wer sich in Wohlen weiter auf die Spuren von Andy Hug begibt, kommt an einem Ort nicht vorbei: der Gedenkstätte beim Bünzmatt-Schulhaus. Das Kunstwerk wird von seiner Witwe Ilona Hug kreiert und 2004 von der Gemeinde eingeweiht. Es besteht aus einer Büste mit seinem Kopf, drei Gedenktafeln in verschiedenen Sprachen und einem Torso aus Bronze. Letzterer stellt Hugs muskulösen Oberkörper dar, der aus dem Boden steigt. Bei der Einweihung sagt Ilona Hug, dass «es ein Platz sein soll, an dem man sich Gedanken machen kann. Über Andy und was er in seinem Leben alles bewegt hat. Aber auch über sich selbst. Und dass man sich an diesem Ort in Erinnerung ruft, dass man alles schaffen kann, wenn man daran glaubt.»
Die gewünschte Wirkung ist da. Die Gedenkstätte erinnert an den Kämpfer. Bevor der Karate-Club Wohlen im Jahr 2019 sein eigenes Dojo bezieht, wird in der Sporthalle Bünzmatt trainiert – im Sommer oft draussen, direkt vor dem Denkmal des berühmtesten Vereinsmitglieds. Der Geist von Andy Hug lebt weiter – spürbar in jeder Technik, jedem Ritual, jeder Erinnerung.
Einfluss weit über die Grenzen hinaus
Seine Inspiration wirkt weit über Wohlen hinaus. Als 2017 sein Schüler Petar Majstorovic in der Zuger Bossard-Arena beim «Andy Hug Memorial» gegen Janosch Nietlispach antritt, kommen rund 2000 Menschen, um die Legende zu ehren. Sein Vermächtnis endet auch nicht an der Schweizer Grenze. Bestattet ist Hug in Japan, das zu seiner zweiten Heimat wurde. Dort erhält er den Spitznamen «Tetsujin», zu Deutsch «Eisenmann». Hug inspiriert Kampfsportler auf der ganzen Welt. Ein Posting in den Sozialen Medien des Karate-Clubs Wohlen zum 20. Todestag erhält über 1000 Reaktionen. Polen, Russland, Lateinamerika, Indonesien, Kampfsportler auf der ganzen Welt äussern ihre Trauer, ihren Respekt, ihre Bewunderung.
Andy Hug machte eine Lehre als Metzger und arbeitete in einem Schlachthof in Wohlen. Jahre später sollte er mehrfacher Weltmeister sein. Seine Geschichte erinnert an den Film «Rocky» mit Sylvester Stallone. Doch «Rocky» ist Hollywood. Andy Hug ging diesen Weg im echten Leben. In diesem perfektionierte er eine Technik so, dass sie mittlerweile seinen Namen trägt. Ob «kakato-geri» auf Japanisch, «doki bal chagi» auf Koreanisch, «pigua tui» auf Chinesisch oder schlicht «Axe Kick» auf Englisch – in allen Sprachen und zahlreichen Kampfsportarten kennt man die Bewegung. Wird vom «Andy-Kick» gesprochen, weiss jeder, was gemeint ist. Ein Tritt, der wie eine Axt auf den Gegner niedergeht. Seine Erfolge, sein unermüdlicher Wille, sein Weg vom Metzgerlehrling zum Weltmeister – all das machte Andy Hug zur Legende. Noch 25 Jahre nach seinem Tod sind seine Spuren spür- und sichtbar. Denn Legenden sterben nie.