Konsens wurde gefunden
23.06.2023 Islisberg, KelleramtAn der «Gmeind» wurde der Stufenplan zur Verkehrsberuhigung gutgeheissen
Es waren zwei Momente gewesen, die an einer relativ ruhigen Versammlung für Emotionen sorgten: Einerseits die Genehmigung des neuen Verkehrskonzepts, das für mehr Sicherheit auf ...
An der «Gmeind» wurde der Stufenplan zur Verkehrsberuhigung gutgeheissen
Es waren zwei Momente gewesen, die an einer relativ ruhigen Versammlung für Emotionen sorgten: Einerseits die Genehmigung des neuen Verkehrskonzepts, das für mehr Sicherheit auf der Dorfstrasse sorgen soll. Und die Verabschiedung von Jolanda Eggenberger aus dem Gemeinderat, deren Engagement im Dorf hochgeschätzt war.
Celeste Blanc
«Sicherheit – Reiz- oder Beruhigungsmittel?» Die einleitende Frage von Rolf Roth war an diesem Abend mehr als eine rhetorische gewesen. Traditionsgemäss führte der Islisberger Ammann die Versammlung mit einem aktuellen Thema sowie den Gedanken des Gemeinderats ein. Und auch wenn sich die Frage eigentlich auf die anstehende Abstimmung zur künftigen Ausrichtung des Aargauer Polizeisystems bezog, passte sie ebenso gut auf ein anderes Politikum, das in Islisberg lange Zeit für rote Köpfe sorgte: Tempo 30 auf den Gemeindestrassen – ja oder nein? Einig war man sich bisher, dass es Massnahmen zur Verkehrsverlangsamung brauche. Nur in welcher Form, darüber schieden sich die Geister.
Fokus auf Hauptschulweg gelegt
Nachdem auch der letzte Antrag des Gemeinderats an der Versammlung im November mit dem Appell aus der Bevölkerung abgelehnt wurde, man solle den Fokus stärker auf die Sicherheit der Schulkinder legen, wurde in den vergangenen Monaten mit dem Planungsbüro Ballmer + Co ein Verkehrsberuhigungskonzept für die Dorfstrasse, Hausmattstrasse sowie die Aescherstrasse erarbeitet. Dieses sieht vor, entlang der Dorf- und Hausmattstrasse Fussgängerlängsstreifen zu kennzeichnen sowie an der Aescherstrasse zwei Einengungen, die den Verkehr verlangsamen, zu realisieren.
Auf die Frage aus der Bevölkerung, wieso potenzielle Gefahrenorte wie am Hüttenrain, der Uelisweidstrasse und der Kanzelstrasse nicht vom Konzept erfasst sind, erklärte Gemeinderat Patrick Stutz: «Gemeinsam mit dem Verkehrsplaner wurden die Hauptwege der Schulkinder analysiert, die sich auf diesen Strassen zentrieren.» Deshalb auch die Erwägung des Gemeinderates – würde man in allen Quartierstrassen Markierungen vornehmen, ginge das zu weit.
Grundstein für Zukunft gelegt
Im Gegensatz zu vergangenen Versammlungen hielt sich die Diskussionsfreudigkeit der Anwesenden in Grenzen. Einzelne Wortmeldungen gab es bezüglich zusätzlicher Massnahmen, die ergriffen werden sollten. Diese mit dem Standpunkt, dass die Sicherheit noch mehr zu gewährleisten sei. Beispielsweise durch Poller, die entlang der Fussgängermarkierungen aufgestellt werden sollten. Doch Stutz warnte: «Einerseits könnte durch fixe Poller die benötigte Breite der Strasse nicht gewährleistet werden, die auch für Traktoren befahrbar sein muss.» Zudem müsse man vorsichtig sein, nicht «falsche Sicherheit zu suggerieren», beispielsweise bei den aus der Versammlung geforderten Übergängen bei Kreuzungen, bei denen die Sicht nicht gegeben ist. «Die Kinder sollten dort nicht über die Strassen laufen und sich in falscher Sicherheit wägen.» Nach wie vor sei es wichtig, die Kinder auf den Verkehr zu sensibilisieren. Dem stimmte auch Gemeindeammann Rolf Roth zu: «Eine absolute Sicherheit im Strassenverkehr gibt es nicht.» Wichtig sei es, erste Schritte für mehr Sicherheit zu machen, die kontinuierlich ausgebaut werden können. Auch wenn das definitive Beschlussquorum von 96 Stimmen knapp nicht erreicht wurde, konnte an der «Gmeind» der Konsens hinsichtlich einer langen Diskussion gefunden werden: Grossmehrheitlich wurde das Verkehrskonzept angenommen. Roth zeigte sich bei der Abstimmung aber auch danach zufrieden: «Es ist ein gutes Zeichen und ein wichtiger Entscheid, dass das Projekt nun angegangen werden kann.» Verbauen würde man sich nichts, sondern den Grundstein für die Zukunft legen.
Grosse Anerkennung für Eggenbergers Leistung
Grundsteine und Weichen für die Zukunft gestellt hat in Islisberg in den vergangenen 18 Jahren vor allem eine Person. Während dieser Zeit engagierte sich Jolanda Eggenberger in vielfältiger Weise für das Dorf. «Von Fall zu Fall ist sie eingesprungen und hat dort geholfen, wo es nötig war», sprach Roth anerkennend über den Einsatz seiner ehemaligen Ratskollegin. Von 2010 bis 2013 war Eggenberger in der Steuerkommission tätig, von 2010 bis 2021 engagierte sie sich in der Schulpflege, die sie zwischenzeitlich auch präsidierte. Von 2014 bis 2023 amtierte Eggenberger als Gemeinderätin, ab 2019 bis zu ihrem Rücktritt war sie Vizeammann. «Die Rechnung ist für uns aufgegangen – dank ihrem Doppelengagement konnten Brücken gebaut werden und die beiden Behörden funktionierten gut miteinander. Dafür wurden wir von mancher Gemeinde beneidet.»
Zudem war sie über viele Jahre in der Väter- und Mütterberatung tätig, hat sich bei Projekten wie der Jugendarbeit und der Spitex eingebracht sowie den Mittagstisch mitorganisiert und gekocht. Und sogar noch den Schulbus gefahren. «Und ob das noch nicht genug wäre, hat sie vor den Versammlungen jeweils noch das blaue Büchlein ausgetragen, damit auch möglichst viele an die ‹Gmeind› kommen», lobt Roth weiter.
Ein immenses Pensum habe Jolanda Eggenberger für Islisberg gestemmt. «Für diesen riesigen Einsatz danken wir dir.» Sichtlich gerührt von der Verabschiedung meinte Eggenberger kurz und knapp: «Ich habe es wirklich gern gemacht, es war eine gute Zeit. Und stets habe ich die Anerkennung von allen gespürt.» So auch an diesem Abend, als der langanhaltende Applaus und teilweise Standing Ovations von der Wertschätzung der Bevölkerung zeugten.
Die Beschlüsse
An der Einwohnergemeindeversammlung in Islisberg fanden von 476 Stimmberechtigten 94 ihren Weg ins Schulhaus Steindler. Alle Traktanden wurden genehmigt: Grossmehrheitlich zugestimmt wurde dem Protokoll, dem Rechenschaftsbericht, der ordentlichen Einbürgerung, der Rechnung, dem Antrag des Verkehrsplaners zur Verkehrsberuhigung im Dorf (Tempo-30-Zone) sowie dem Verpf lichtungskredit von 160 000 Franken für die Erschliessung der Kanzelstrasse innerorts im Baugebiet (Wasser, Kanalisation, Strasse). Auch mit grossem Mehr, aber mit einer Gegenstimme wurde der Verpf lichtungskredit von 32 000 Franken für die Sanierung der Kanzelstrasse ab Bauzonengrenze genehmigt.
Da das Beschlussquorum um zwei Stimmen nicht erreicht wurde, unterliegen alle Geschäfte – mit Ausnahme der ordentlichen Einbürgerung – dem fakultativen Referendum. --cbl