Kommissar auf vier Beinen
15.11.2024 Niederwil, Region UnterfreiamtReusspark Niederwil: Vortrag von Barbara Breitschmid über die Arbeit der Hundestaffel der Kantonspolizei Aargau
Noch bis Ende Jahr steht der Reusspark ganz im Zeichen des Mottos «Tierisch gut!». Und echt tierisch gut ist auch die Arbeit, welche die ...
Reusspark Niederwil: Vortrag von Barbara Breitschmid über die Arbeit der Hundestaffel der Kantonspolizei Aargau
Noch bis Ende Jahr steht der Reusspark ganz im Zeichen des Mottos «Tierisch gut!». Und echt tierisch gut ist auch die Arbeit, welche die Diensthunde der Polizei erledigen. Was es dazu braucht und wo die Vierbeiner zum Einsatz kommen, erklärte Barbara Breitschmid in einem interessanten Vortrag.
Chregi Hansen
Und dann kommt endlich der grosse Moment. Nachdem Barbara Breitschmid geduldig eine Unmenge von Fragen beantwortet hat, kann nun ihr Malinois Kiwi endlich demonstrieren, was er kann. An drei Orten im Saal hat seine Halterin Betäubungsmittel kleinen Säckchen versteckt, die Kiwi nun suchen muss. Zwei davon findet der Spürhund zielsicher, beim dritten dauert es etwas länger. Das liegt zum einen daran, dass das Versteck etwas höher liegt und damit schwieriger zu erschnüffeln ist. Aber vermutlich hat auch das grosse Publikum die Leistung beeinflusst. «Normalerweise sind wir allein mit dem Hund am Suchen», erklärt Barbara Breitschmid.
Quasi ein Heimspiel
Dass sie und ihr Hund vor so vielen Leuten auftreten müssen, damit hat die stellvertretende Gruppenchefin Diensthundewesen und Instruktorin der Kantonspolizei Aargau nicht gerechnet. «Ich habe gemeint, dass es ein Vortrag im kleinen Rahmen wird», schmunzelt Barbara Breitschmid vor dem Referat, während die Mitarbeitenden des Reussparks eifrig neue Stühle bereitstellen. Wohl über 100 Personen verfolgen anschliessend ihre Ausführungen und den Auftritt von Kiwi. Und gehen so «Auf Tuchfühlung mit den Diensthunden der Kapo Aargau», so der Titel des Abends.
Für Breitschmid war der Auftritt im Reusspark fast schon ein Heimspiel. Und das nicht etwa, weil Bruder Tobias Mitglied der Geschäftsleitung ist. «Ich habe hier in jungen Jahren mit Putzen mein Sackgeld aufgebessert und später dann auch die KV-Lehre gemacht», berichtet die gebürtige Niederwilerin. Doch die Arbeit im Büro, das war nichts für sie. «Ich wollte schon immer Polizistin werden und auch einen Polizeihund haben», gesteht sie. Nach absolvierter Polizeischule arbeitet sie sechs Jahre auf dem Posten in Muri. Hier deponiert sie den Wunsch nach einem Hund. «Dem Kommandanten war das nur recht. Ihm war jeweils nicht wohl, wenn ich als einzige Frau im Team nachts unterwegs war», erzählt sie lachend.
Die Ausbildung zum Polizisten und drei weitere Dienstjahre sind die Grundlage für die weitere Ausbildung zum Hundeführer oder zur Hundeführerin. Davon gibt es im Aargau 32, davon 22 bei der Kapo, 10 bei der Repol. Sie haben insgesamt 35 Tiere im Einsatz, denn manche Polizisten haben wie Barbara Breitschmid gleich zwei Hunde. «Kiwi hat ein eher ruhiges Wesen. Ich wollte aber nochmals einen eher kernigen Hund, so, wie es mein erster damals war.» Peach, ebenfalls ein Malinois, ist derzeit noch in der Ausbildung. Wer Hundeführer werden will, muss zu einem überdurchschnittlichen Einsatz bereit sein. Denn das Tier lebt in der Familie, man muss sich das ganze Jahr um seinen Hund kümmern, und viele Trainings finden ausserhalb der Dienstzeiten statt. «Wir können sie nicht einfach nach Dienstschluss abgeben oder in den Zwinger sperren», macht Breitschmid deutlich.
Die Diensthunde der Polizei müssen hohe Anforderungen erfüllen. Zum Einsatz kommen nur bestimmte Rassen, bevorzugt Deutsche und Belgische Schäferhunde (Malinois), Rottweiler oder auch Riesenschnauzer. Zudem müssen die Tiere aus bestimmten Zuchten stammen. Sie kommen als Welpen im Alter von 10 Wochen zum Polizisten, das Training startet ab der 12. Woche. «So bleiben zwei Wochen, um sich mit dem Tier vertraut zu machen», erklärt Breitschmid. Zum Einsatz kommen sie entweder als Schutzhunde bei polizeilichen Einsätzen oder als Suchhunde, beispielsweise für Personen oder Betäubungsmittel. «Hunde haben phänomenale Nasen. Sie können die Spur einer Person je nach Wetter auch nach fünf Tagen noch verfolgen. Und man kann sie auch dazu trainieren, verstecktes Geld zu finden, denn Notengeld riecht anders als Papier», so die Referentin.
Arbeiten mit Belohnungen
Barbara Breitschmid räumt in ihrem Vortrag auch mit vielen Vorurteilen auf. So werden Drogenspürhunde nicht etwa süchtig gemacht, wie viele glauben. «Im Gegenteil, Drogen wären für die Tiere tödlich, also müssen wir darauf achten, dass sie nie in direkten Kontakt mit ihnen kommen. Aber sie werden darauf trainiert, dass es eine Belohnung gibt, wenn sie erfolgreich sind.» Viele Diensthunde kommen zudem in verschiedenen Bereichen zum Einsatz. «Je nachdem, welches Halsband ich ihm anlege, weiss der Hund, was von ihm verlangt ist.» Etwa einen Einbrecher zu stellen, der noch im Haus ist. «Wir kündigen den Einsatz vorher an. Oft kommt der Täter dann lieber freiwillig heraus, als dass er den Hund reinlässt», erzählt Breitschmid mit einem Schmunzeln. Denn die Tiere werden dazu trainiert, sich in den Extremitäten festzubeissen. Wobei sie oft erst nach den Hosenbeinen schnappen. Das hat einen einfachen Grund. Im Training spielt ein Polizist den Täter. «Und mit kurzen Hosen will sich nun niemand beissen lassen.»
Flucht hilft selten
Wenn der Täter einfach stillsteht, wird der Hund nur bellen und auf ihn aufmerksam machen. Flieht er jedoch, dann nimmt er die Verfolgung auf. «Den will er dann unbedingt erwischen.» Und weil Fliehende viel Adrenalin ausschütten, lässt sich ihre Spur leicht verfolgen.
Keinen Risiken aussetzen
Die tierischen Helfer der Polizei werden regelmässig eingesetzt. Stand jetzt waren es dieses Jahr bereits 430 Einsätze. Inzwischen gibt es gar eine Diensthundepatrouille, welche nachts in den verschiedenen Regionen unterwegs ist. Dabei setze man die Tiere keinen unnötigen Gefahren aus. «Wir lassen ihn nicht ein ganzes Haus allein durchsuchen und machen es uns draussen gemütlich. Wir gehen Raum für Raum mit ihm ab», erklärt die erfahrene Polizistin. Ihr sei jedenfalls kein Fall bekannt, in welchem sich ein Tier beim Einsatz verletzt hat. Das liegt auch im Interesse des Halters, schliesslich gehen Mensch und Tier eine enge Bindung sein.
Barbara Breitschmid jedenfalls hat als Hundeführerin der Polizei ihren Traumberuf gefunden. Und ist stolz auf das, was ihre Tiere leisten. «Ich habe mir einen Kindheitstraum erfüllt», sagt sie bei ihrem Auftritt im Reusspark.