Kempters Knie-Odyssee
30.01.2024 Sport, FussballDer Freiämter Michael Kempter kämpft sich nach Kreuzbandriss zurück
Im Sommer ist Michael Kempter zu GC gewechselt. Die Freude über das Engagement beim Rekordmeister wurde durch den dritten Kreuzbandriss seiner Karriere getrübt. Doch der ...
Der Freiämter Michael Kempter kämpft sich nach Kreuzbandriss zurück
Im Sommer ist Michael Kempter zu GC gewechselt. Die Freude über das Engagement beim Rekordmeister wurde durch den dritten Kreuzbandriss seiner Karriere getrübt. Doch der Rudolfstetter denkt nicht daran, aufzugeben.
Josip Lasic
Es könnte alles so schön sein. Mittlerweile wohnt Aussenverteidiger Michael Kempter in Bülach. «Ich war noch nie so schnell auf dem Trainingsgelände», sagt der Fussballprofi, der im vergangenen Sommer vom FC St. Gallen zum Grasshopper-Clubs Zürich gewechselt ist. «Und auch bei meiner Familie in Rudolfstetten bin ich sehr schnell.»
Auch der Verein begeistert den Abwehrspieler. Er beschreibt GCs Team als junge Mannschaft mit enorm viel Potenzial. Der Schweizer Rekordmeister wurde vor Kurzem vom US-Verein Los Angeles FC aufgekauft. «Ein spannendes Projekt», sagt Kempter. Offenbar hat er mit dem Wechsel zu den Zürchern alles richtig gemacht. Es könnte so schön sein – wenn sich der Freiämter nicht einen Kreuzbandriss zugezogen hätte.
Reha verläuft gut
Ende August bestreitet Kempter sein sechstes Spiel im Trikot der Zürcher. Der Gegner heisst Luzern. «Ein Pass kam nicht optimal. Ich habe einen Ausfallschritt gemacht, um den Ball noch zu erreichen.» Schnell merkt der philippinisch-schweizerische Doppelbürger, dass etwas mit dem Knie nicht stimmt. «Ich hatte allerdings keine Schmerzen. Das Knie hat lediglich blockiert. Deshalb habe ich gehofft, dass das Kreuzband diesmal verschont geblieben ist.» Vergebens. Die Diagnose ist ein Schock für den 29-Jährigen. Zum dritten Mal in seiner Karriere ist das Kreuzband im rechten Knie kaputt. Ebenso der Meniskus.
Beinahe ein halbes Jahr ist seither vergangen. Kempters Gespräch mit dieser Zeitung findet nach einer Therapieeinheit auf dem GC-Campus statt. «Mir geht es gut. Die Reha verläuft enorm positiv. Wenn es so weitergeht, hoffe ich, in der Vorbereitung auf die kommende Saison meine ersten Teileinsätze absolvieren zu können», sagt der Freiämter zufrieden. «Wenn es etwas länger dauert, ist das aber auch nicht weiter tragisch.»
Unterstützung von allen Seiten
Die anfängliche Niedergeschlagenheit ist mittlerweile einem grossen Optimismus gewichen. «Ich glaube, dass meine positive Einstellung zur Situation dazu beiträgt, dass der Verlauf der Genesung bisher so gut verläuft», sagt Kempter. Dazu hat sicher auch die Unterstützung beigetragen, die er von allen Seiten erhält. Sein Knie muss zweimal operiert werden. Nachdem sich der Rudolfstetter mit mehreren Ärzten konsultiert, fällt die Entscheidung auf den Vereinsarzt des FC St. Gallen, der die Operation durchführen soll. Nach der OP empfangen ihn im Aufwachraum einige ehemalige Mitspieler des FC St. Gallen. «Ich habe vom FC St. Gallen auch eine Grussbotschaft per Video erhalten, ebenso wie von meinen Mitspielern bei GC. Das stellt schon auf. Und von meiner Familie und meiner Freundin spüre ich stets eine riesige Unterstützung.»
Gedanken an ein Karriereende hat Kempter nie verschwendet. «Aber im ersten Moment schiessen einem schon enorm viele Gedanken und Emotionen durch den Kopf.» Bereits in seiner Zeit beim FC Zürich reisst er sich das Kreuzband. Wegen zwei Operationen fällt er fast zwei Jahre aus. «Wie lange wird es diesmal gehen? Wieso trifft es wieder mich? Das sind schon so Dinge, über die ich nachgedacht habe. Aber jetzt will ich in erster Linie wieder angreifen und mich zurückkämpfen.»
Thema Nationalteam nicht abgehakt
Momentan laufen die Asienmeisterschaften in Katar. Die Philippinen haben die Qualifikation nur knapp verpasst. Vielleicht würde es Kempter sonst noch mehr wurmen, dass er momentan verletzt ist. 2021 gab er sein Debüt im Nationalteam des Landes seiner Mutter. Im vergangenen März trug er zum vorerst letzten Mal das Trikot der Philippinen. «Das ist immer noch ein Traum. Die Teilnahme an der Asienmeisterschaft und vielleicht sogar die WM 2026», sagt der Aussenverteidiger. «Es hat nicht die oberste Priorität, aber ich bin mit dem Verband stets im Kontakt. Sie erkundigen sich immer wieder, wie es mir geht und wie die Reha verläuft. Auch das gibt mir Kraft.»
Komplett auf Fussball verzichten muss der Profi nicht. Sein Bruder Kevin spielt beim FC Mutschellen in der 2. Liga. «Nach Möglichkeit will ich mir eines seiner Spiele in der Rückrunde ansehen», sagt der Rudolfstetter. «Wie gesagt, ich bin jetzt schnell auf dem Mutschellen.» Jetzt muss Michael Kempter nur noch fit werden. Dann kann er den Wechsel zu GC endlich vollständig geniessen.