Keine Lust auf andere
09.05.2025 Sport, FussballFussball, 1. Liga classic: FC Wohlen – SV Muttenz (Samstag, 17 Uhr, Niedermatten) – Edison Golaj bleibt beim FCW
Edison Golaj ist seit 2019 beim FC Wohlen und ist damit der dienstälteste Spieler. Der Vize-Captain bleibt auch nächste Saison. Die ...
Fussball, 1. Liga classic: FC Wohlen – SV Muttenz (Samstag, 17 Uhr, Niedermatten) – Edison Golaj bleibt beim FCW
Edison Golaj ist seit 2019 beim FC Wohlen und ist damit der dienstälteste Spieler. Der Vize-Captain bleibt auch nächste Saison. Die Vertragsverhandlungen waren – trotz Angeboten von anderen Vereinen – kurz: «Ich habe keinen Bock, woanders zu spielen», sagt der 27-Jährige, der sich in Wohlen pudelwohl fühlt. Auch seine Wohler Freundin trägt dazu bei.
Stefan Sprenger
Ein Gespräch mit «Edi» ist immer erfrischend. Er ist ehrlich, authentisch, humorvoll. Der Aussenverteidiger – bekannt für sein grosses Kämpferherz – erfrischt auch mit seinen Leistungen auf dem Platz. Er hat eine richtig starke Entwicklung hingelegt. Ein Vergleich: 1. Juni 2022. Der FC Wohlen spielt um den Aufstieg in die 1. Liga Promotion. Auswärts geht es gegen den FC Bulle. Zur Pause liegt Wohlen 0:3 hinten. «Wie im falschen Film», habe sich Golaj gefühlt. Zur Pause wollte man zur Aufholjagd starten, doch daraus wird nichts. 1:4 am Ende, Wohlen steigt nicht auf. Und Golaj – der in der 64. Minute ausgewechselt wird – macht viele Fehler. «Ein extrem schwaches Spiel von mir», sagt er.
«Tor der Woche» und «Tor des Monats»
Drei Jahre sind seither vergangen. Edison Golaj ist heute Vize-Captain, gehört zu den konstantesten Spielern im Team und legte eine starke Entwicklung hin. Er fehlt kaum, er ist kaum verletzt, er gibt immer 100 Prozent Einsatz. Er ist schnell, zweikampfstark, besitzt ein gutes Auge – und ist auch im Spiel nach vorne immer wieder ein entscheidender Faktor. Allerdings erzielt er nur selten ein Tor. Golaj erzählt fröhlich: «Als Aussenverteidiger muss ich ja auch kein Topskorer sein. Auch wenn mich meine beiden Schwestern an den Spielen immer fragen: «Wieso erzielst du nie ein Tor?»
Manchmal trifft er aber doch. Und wenn er trifft, dann ist es ein Traumtor. 8. Oktober 2022. Das 1:0 von Golaj im Freiämter Derby gegen Muri ist ein Prachtstor. Vollspann von der Strafraumkante ins Netz. Am Ende steht es am Ursprung des 4:1-Erfolgs. Die Kiste wird zum «Tor der Woche» gewählt. 2½ Jahre muss er sich gedulden, bis er wieder trifft. «Eine lange Durststrecke, selbst für einen Aussenverteidiger», sagt er. 22. Februar 2025. Besa Biel ist zu Gast in den Niedermatten. Golaj zieht ab, per Latte landet die Kugel im Tor. 1:0. Ob es ein Weitschuss oder eine stramme Flanke war, ist eigentlich egal. Am Ende gewinnt Wohlen 2:0 – und Golajs Kiste wird dieses Mal sogar zum «Tor des Monats» ausgezeichnet. «Ein schöner Moment, an den ich mich gerne erinnere», sagt Golaj, der als Leiter Administration bei der «Senevita» in Dietikon arbeitet.
Fussball, Freundin, Heimat
Ein Moment, der ihm ebenfalls in Erinnerung geblieben ist, war der 10. November 2018. Damals spielte er seit rund 1½ Jahren in der U23 des FC Wohlen – und kommt zum Debüt unter Trainer Piu, wofür er «sehr dankbar» ist. In den darauffolgenden zwei Saisons schafft er immer mehr den Sprung in die erste Mannschaft – und ab der Saison 2021/22 ist er Stammspieler. Und darauf ist er stolz. «Vor 10 Jahren kam ich zum FC Wohlen, damals als 17-jähriger Junge. Ich spielte im Nachwuchs, bei der U23 und schaffte es in die erste Mannschaft. Auch wenn ich ursprünglich in Endingen aufgewachsen bin, so ist Wohlen mittlerweile meine zweite Heimat und ich bin jedes Mal stolz, wenn ich dieses Trikot tragen darf.» Und man spürt, das sind keine leeren Worthülsen, sondern Golaj lebt für den Fussball und den FC Wohlen.
Ihren Teil trägt auch seine Freundin Agnesa Morina dazu bei. Die Wohlerin spielte einst in der Frauenabteilung des FC Wohlen und ist seit Jahren mit Edison Golaj liiert. Natürlich lernten sie sich in den Niedermatten kennen. «Natürlich mag ich Wohlen auch ihretwegen», meint er augenzwinkernd.
Per Handschlag zugesagt: «Das zählt mehr als ein Vertrag»
Edison Golaj erhielt zuletzt immer mal wieder Anfragen von anderen Vereinen. Er hat aber keine Lust auf andere. Die Vertragsverhandlungen mit ihm waren einfach. «Ich will hier bleiben. Für mich gibt es nur eine Option: den FC Wohlen. Ich fühle mich pudelwohl hier und habe keinen Bock auf andere Vereine. Ich sehe mich langfristig hier.» Unterschrieben ist noch nichts, aber Golaj hat für nächste Saison (mit Option auf eine weitere) schon zugesagt. «Mündlich. Per Handschlag. Das zählt fast mehr als ein Vertrag», sagt Golaj und fügt an: «Wenn ich sage, ich bleibe in Wohlen, dann bleibe ich in Wohlen. Sofern der Verein natürlich will.» Und der FC Wohlen will ihn behalten, natürlich.
«Das sind wir ihnen schuldig»
Edison Golaj will an den nächsten drei Samstagen in den Niedermatten nochmals «alles raushauen». Denn der FC Wohlen beendet die Saison mit drei Heimspielen in Serie. Erst Muttenz (10. Mai), dann Courtételle (17. Mai) und zum Schluss Münsingen (24. Mai). Am Samstag fehlen nebst den Langzeitverletzten auch Dramane Sissoko (Oberschenkel), dazu sind Noah Boakye-Lüscher (Adduktoren) und Noel Romano fraglich. Golaj sagt: «Wir müssen das FC-Wohlen-Trikot mit Stolz tragen, uns zerreissen und dem Heimpublikum nochmals etwas bieten, das sind wir ihm schuldig.» Die letzten beiden Heimauftritte gegen Solothurn (1:3) und Rotkreuz (1:2) gingen beide verloren. Auch das Testspiel am Mittwoch – wo aber viele Stammkräfte nicht spielten – gegen den FC Aarau U19 ging verloren (1:3).
Diese Saison ist «schwierig einzuordnen»
«Wir wollen uns würdig verabschieden und die Saison mit drei Heimsiegen beenden», sagt Golaj. Wie erlebte er die Saison 2024/25? «Es ist schwierig, diese Spielzeit genau einzuordnen. Sie war okay, in Ordnung, vielleicht sogar gut. Wir waren besser als letzte Saison. Aber dennoch wäre mehr dringelegen. Ganz zu Beginn lief es top, wir waren gar auf dem 1. Rang. Dann folgt eine schwächere Phase mit vielen Unentschieden, dann wieder eine kurze Siegesserie. Wir waren nicht konstant genug. Die Rückrunde war ebenfalls gut, nicht immer, aber meistens. Wir lassen aber zu viele Punkte liegen. Zuletzt gegen Solothurn, Rotkreuz und die Black Stars. Da vergeben wir locker sieben Punkte auf fahrlässige Art und Weise. Schade, sonst wären wir in der Tabelle weiter vorne unterwegs.»
Der FC Wohlen hat sieben Punkte Rückstand auf den 2. Rang, der für die Aufstiegsspiele berechtigt. Das wird kaum mehr reichen. «Um ganz oben mitzuspielen, fehlt uns wohl noch ein wenig. Manchmal fehlt die Cleverness, manchmal die Effizienz vor dem Tor. Und zu oft erlaubten wir uns individuelle Fehler. So reicht es leider noch nicht ganz nach vorne.» Golaj ist sich aber sicher: «Wir haben eine starke Truppe. Wenn der Grossteil zusammenbleibt, dann können wir nächste Saison voll angreifen.»
Und dann gibt es wieder ein Traumtor von Golaj? «Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann. Aber ich verspreche, dass ich mich für das FCW-Trikot aufopfern werde.»