Jede Krise bietet eine Chance
31.03.2023 Jonen, KelleramtInformationsveranstaltung der Elektrizitätsgenossenschaft Jonen rund um das Thema Energie
Roland Di Gregorio, Präsident der Elektrizitätsgenossenschaft Jonen, informierte über die aktuelle Lage in der Energiekrise und wohin sich der Energiepreis ...
Informationsveranstaltung der Elektrizitätsgenossenschaft Jonen rund um das Thema Energie
Roland Di Gregorio, Präsident der Elektrizitätsgenossenschaft Jonen, informierte über die aktuelle Lage in der Energiekrise und wohin sich der Energiepreis zukünftig wahrscheinlich entwickeln wird. Benjamin Wanzenried von «Energieberatung Aargau» gab praktische Tipps, wie Energie gespart werden kann.
Susanne Schild
«Der nächste Winter wird noch einmal kritisch werden», ist Roland Di Gregorio, Präsident der Elektrizitätsgenossenschaft Jonen (EGJ), überzeugt. In diesem Jahr habe man einfach Glück gehabt, dass es so mild gewesen sei. Die Frage sei jetzt, wie schnell die Gasspeicher gefüllt werden können und wie kalt der nächste Winter werden wird. «Die Zeit spielt in diesem Fall allerdings für uns», so Di Gregorio. Die Versorgung beispielsweise mit Flüssiggas könne so ausgebaut werden.
«Letztes Jahr ging im Energiebereich die Post ab. Die Preise gingen durch die Decke», so Gregorio weiter. Preistreiber hierbei seien unter anderem der Umbau des europäischen Energiesystems, die Substitution von Gas, die Überalterung des Kraftwerkparks in Europa sowie die gestiegenen Kosten für Spot und Ausgleichsenergie gewesen.
Fest steht für Gregorio, dass die Energiepreise langfristig auf einem höheren Niveau im Vergleich zur Vorkrisenzeit bleiben werden. «Wir hatten im Freiamt vor der Krise paradiesische Zustände, was den Strompreis anbelangt. Zwar wird der Strompreis zukünftig wieder etwas sinken. Wir wissen aber nicht, wo wir landen werden.»
Neue Einkaufsstrategie 2023
«Daher haben wir beim Energiezukauf nach sinnvollen Optionen gesucht und einen externen Berater hinzugezogen», informierte Di Gregorio. Ziel sei es, die Energiepreise möglichst zu stabilisieren und die Eigenproduktion zu steigern. «Momentan sind wir aktiv auf der Suche nach grossen Gebäuden für Photovoltaikanlagen in der Gemeinde», sagt Di Gregorio. Potenzielle Standorte wären beispielsweise die Mehrzweckhalle oder die Schulhäuser sowie das Gemeindehaus. Dennoch müsse Energie weiterhin zugekauft werden. Hier setzt man auf die sogenannte Tranchenbeschafftung. Sie ist eine Durchschnittspreismethode und reduziert das Risiko des «richtigen» Beschaffungszeitpunkts. Die Strombeschaffung erfolgt dabei in einzelnen Teilpaketen zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Die Tranchen werden in Abhängigkeit zur jeweiligen Marktpreisentwicklung oder nach einem definierten Zeit- und Mengenschlüssel beschafft. Die in diesem Zeitraum entstandene Preisentwicklung am Energiemarkt wird dann in einem Duchschnittspreis zusammengefasst. Konfrontiert bleiben wird man mit der Winterstromlücke und der Importabhängigkeit. «Daher müssen wir beispielsweise den Zubau erleichtern, speziell im alpinen Bereich, und unsere Technologieoffenheit bewahren», ist er überzeugt. Die Umstellung auf Wärmepumpen und Elektroautos sollte ebenfalls gepusht werden. Weiter sei wichtig, die EU-Phobie abzulegen, denn unerwartete Energieflüsse benötigen Reserveenergie und verteuern Energie an der Nordgrenze.
Zusammenfassend könne man sagen, dass jede Krise eine Chance bietet, ist der Präsident überzeugt. «Wir müssen uns neu aufstellen und unseren Pioniergeist weiter erhalten. Wenn nichts getan wird und wir uns gegen alles sträuben, wird es in Zukunft nicht funktionieren», steht für den Präsidenten fest.
Strom sparen kann jeder
«Als Folge des Krieges in der Ukraine sowie der Abhängigkeit der Schweiz von Strom- und Gaslieferungen aus dem Ausland ist die Energieversorgungslage angespannt», ist auch Benjamin Wanzenried von «Energieberatung Aargau» überzeugt. Dank dem milden Winter und einem guten Füllstand der Schweizer Stauseen war Energieversorgung gewährleistet. «Die Situation kann sich aber schnell wieder ändern. Deshalb können wir es uns nicht leisten, Energie zu verschwenden.» Und weiter: «Gemeinsam können wir den Energieverbrauch im Alltag deutlich reduzieren, ohne an Lebensqualität einzubüssen. Dazu ist es wichtig, dass wir uns an einige einfache Massnahmen halten», sagt der Experte. Die Strompreisentwicklung nach oben habe den positiven Aspekt der ökonomischen Motivation. Wanzenried nennt drei Strategien, um Energie zu sparen: Genügsamkeit, Effizienz und Unabhängigkeit. «Wir müssen unser Verhalten anpassen.» Dazu gebe es diverse Ratgeber wie beispielsweise www.nicht-verschwenden.ch oder www. energieschweiz.ch.
Bei einem Neukauf sollte die Energieetikette verglichen werden. Alternativ zur Etikette vergleicht die Website www.topten.ch verschiedene Produkte bezüglich ihrer Energieeffizienz.
Ein grosses Potenzial sieht der Experte auch im Ausbau der Photovoltaik. Waschmaschine, Tumbler, Geschirrspüler, E-Fahrzeuge, Heizung und Warmwasser könnten damit betrieben werden.
«Wenn wir alle einen Beitrag zum Energiesparen leisten, stellen wir unser Land gut auf für den folgenden Winter und sind weniger abhängig vom Ausland. Wer jetzt Energie einspart, stärkt die Schweiz», appellierte Benjamin Wanzenried an das Publikum.