Irgendeine Werbeagentur hat für die Kampagne der Befürworter der Abschaffung des Eigenmietwerts einen besonders schiefen Vergleich erfunden. Der geht so: «Während jemand, der ein teures Auto kauft, keine zusätzliche Steuer dafür zahlen muss, (...) wird derjenige, ...
Irgendeine Werbeagentur hat für die Kampagne der Befürworter der Abschaffung des Eigenmietwerts einen besonders schiefen Vergleich erfunden. Der geht so: «Während jemand, der ein teures Auto kauft, keine zusätzliche Steuer dafür zahlen muss, (...) wird derjenige, der sich den Traum vom Eigenheim erfüllt, steuerlich bestraft.»
Das sei absurd. So kürzlich auch in einem Leserbrief in dieser Zeitung. Und in vielen Posts in sozialen Medien immer wieder zu lesen. Absurd ist aber viel mehr dieser Vergleich. Warum? Weil ich als Hauseigentümer und mein Nachbar als Mieter, wenn wir uns ein teures Auto kaufen, steuerlich gleich behandelt werden. Stecke ich mein Erspartes hingegen in ein Haus und mein Nachbar investiert in Aktien, werde ich nach Abschaffung des Eigenmietwerts den Ertrag meiner Investition nicht mehr versteuern, während der Mieter das Dividendeneinkommen aus seinen Aktien selbstverständlich als Einkommen versteuern muss.
Der Eigenmietwert sorgt, zumindest ein Stück weit, für steuerliche Gleichbehandlung. Als Eigentümer fahre ich aber auch heute schon besser als der Mieter, weil der Steuerwert von Liegenschaften viel tiefer ist als der tatsächliche Marktwert und auch der Eigenmietwert viel tiefer als die Miete für ein vergleichbares Objekt.
Die Abschaffung des Eigenmietwerts ist also kein Schritt zu mehr, sondern einer zu weniger Steuergerechtigkeit. Das kann man aus Eigennutz wollen. Politisch verantwortungsvoll ist es nicht. Deshalb sage ich Nein.
Robert Frauchiger, Hägglingen