Geht nicht ohne mehr Steuern
18.10.2024 Kelleramt, UnterlunkhofenDie «Gmeind» in Unterlunkhofen vom Freitag, 15. November steht ganz im Zeichen der Finanzen
Von 69 auf 74 Prozent. Der Gemeinderat beantragt an der nächsten «Gmeind» eine Erhöhung des Steuerfusses. Zudem sollen Kosten für Abwasser und ...
Die «Gmeind» in Unterlunkhofen vom Freitag, 15. November steht ganz im Zeichen der Finanzen
Von 69 auf 74 Prozent. Der Gemeinderat beantragt an der nächsten «Gmeind» eine Erhöhung des Steuerfusses. Zudem sollen Kosten für Abwasser und Wasser steigen, ebenfalls Anschlussgebühren. Ohne diese Massnahmen wäre die Selbstfinanzierung der Gemeinde negativ.
Annemarie Keusch
Es sind nackte Zahlen. Die Selbstfinanzierung wäre negativ, bliebe der Steuerfuss bei 69 Prozent. Also muss der Gemeinderat handeln. «Wir gehen entspannt in die bevorstehende Gemeindeversammlung», sagt Ammann Peter Hochuli darum. Das heisst nicht, dass er die beantragte Erhöhung des Steuerfusses als Selbstläufer sieht. «Vielmehr können wir genau aufzeigen, warum wir mehr Geld brauchen. Wir brauchen es, um die Gemeinde vorwärtszubringen und zu entwickeln», betont Hochuli. Komme hinzu, dass die Kosten bisher für die Bevölkerung in vielen Bereichen tief waren. Auch mit neu 74 Prozent verfügt Unterlunkhofen über einen der tiefsten Steuerfüsse der Region.
Und eben, es sind nackte Zahlen, die die Problematik aufzeigen. Dominique Tschudin, Ressortverantwortlicher Finanzen, zeigt diese auf. Ohne Werke liegt die Nettoschuld pro Einwohner bei 1200 Franken, mit gar bei knapp 3000 Franken. Und es stehen Investitionen an. Die Sanierung des Mehrzweckgebäudes ist ein Beispiel. Aktuell im Bau sind etwa die Sanierung Zugerstrasse und der Hochwasserschutz Arnerbach, schon beschlossen ist beispielsweise die vierte Etappe der Sanierung Rottenschwilerstrasse. Knapp elf Millionen Franken stehen aktuell als Investitionen im Finanzplan, der zehn Jahre in die Zukunft reicht.
Investitionen nicht hinauszögern
Entsprechend habe sich der Gemeinderat in der letzten Klausur intensiv dem Thema Finanzen gewidmet. Dass eine finanzlastige «Gmeind» bevorsteht, ist die Konsequenz. Denn neben dem Steuerfuss im Rahmen des Budgets haben die Stimmbürger über Verpflichtungskredite, aber auch über Reglemente zu entscheiden. Dabei kommen ebenfalls mehr Kosten auf sie zu. Das Reglement über die Finanzierung von Erschliessungsanlagen soll angepasst werden, das Wasserreglement ebenso und das Elektroreglement auch. «Ja, es fällt uns nicht leicht und es ist nicht einfach, darüber zu informieren, dass auch hier die Preise steigen», sagt Gemeindeammann Peter Hochuli.
Doch es sei eben unumgänglich. Das zeigt die Entwicklung der Nettoschuld pro Einwohner. Auch mit Steuerfusserhöhung und mit höheren Gebühren wird diese steigen. «Gerade im Bereich der Erschliessungsanlagen, insbesondere des Wassers, gibt es Investitionsbedarf, den wir nicht weiter hinauszögern können», redet Hochuli Klartext. Trotzdem habe sich der Gemeinderat bewusst dafür entschieden, den Steuerfuss nicht um mehr als fünf Prozent zu erhöhen. Dominique Tschudin erklärt: «Wir wollen nicht auf Vorrat mehr Steuern einziehen.» Der Finanzplan sei eine dynamische Planung mit vielen Unsicherheiten. Gerade in Unterlunkhofen sei es schwierig, abzuschätzen, wie sich das Wachstum auswirke. Prognosen gehen davon aus, dass das Dorf bis 2034 um 400 Personen auf 2100 Einwohner wächst. Ein stattlicher Teil davon wird im Gebiet Mühlegg leben, dem kantonsweit grössten zusammenhängenden Baugebiet, das noch nicht erschlossen ist. Der Spatenstich zur Erschliessung steht kurz bevor. «Wir wissen nicht, welche Menschen dorthinziehen», sagt Hochuli. Auswirkungen auf die Infrastruktur werde es geben, natürlich aber auch auf die Steuereinnahmen. «Entsprechend werden die Finanzen und der Steuerfuss uns immer wieder beschäftigen. Natürlich wären uns dabei Senkungen lieber», betont Hochuli.
Nach wie vor einer der tiefsten Steuerfuss-Werte
74 Prozent beträgt der Steuerfuss der Gemeinde, wenn das Stimmvolk an der «Gmeind» am 15. November das Budget genehmigt. Nach wie vor ist das einer der tiefsten Werte im Freiamt. Auch darum sagt Peter Hochuli: «Es geht unserer Gemeinde und unseren Einwohnern grundsätzlich nach wie vor gut.» Dies soll aber gerade im Hinblick auf die finanzielle Situation auch so bleiben. Trotz der Investitionen, trotz der Schulden der Werke. «Darum ist eine Erhöhung des Steuerfusses die logische Konsequenz», sagt Ammann Peter Hochuli.
Keine geplanten grossen Investitionen für Schulraum
Im Hinblick auf die anstehenden, noch nicht beschlossenen Investitionen macht die Sanierung des Mehrzweckgebäudes den grössten Posten aus – rund 3,5 Millionen Franken sieht der Gemeinderat aktuell dafür vor. Investitionen im Bereich des Schulraums sind aktuell keine vorgesehen. «Aber ja, auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt mit dem Wachstum der Gemeinde.» Aus allen Nähten platzt die Schule nicht. Im bestehenden Schulraum gebe es zudem Optimierungspotenzial, was die Raumaufteilung betreffe. «Und dennoch, zehn Jahre in die Zukunft zu blicken, ist mit vielen Unsicherheiten verbunden, auch in diesem Bereich.» Aber auch da zeigt sich: Die Gemeinde braucht mehr Geld. Hochuli und Tschudin hoffen, dass der Souverän dies versteht und unterstützt. «Es geht um die Entwicklung unserer Gemeinde», sagt Hochuli.
Die Traktanden
Die Einwohnergemeindeversammlung findet am Freitag, 15. November, 19.30 Uhr – eine halbe Stunde früher als bisher –, in der Mehrzweckhalle statt. Das sind die Traktanden 1. Protokoll. – 2. 80 000 Franken für die Sanierung der Trafostation Pumpwerk Gehren. – 3. 764 500 Franken für eine Verbindungsleitung der Wasserversorgung Unterlunkhofen mit Oberlunkhofen-Arni-Islisberg sowie die Erstellung Druckreduzierstation Mühlegg. – 4. 72 000 Franken für die Sanierung des Regenbeckens Unterdorf. – 5. Genehmigung der Investition des Gemeindeverbands Regionale Alterszentren über 38 Millionen Franken für das Projekt Sanierung und Neubau des Alterszentrums Bärenmatt, Bremgarten. – 6. Beschlussfassung über das a) Finanzierungsreglement, b) Wasserreglement, c) Elektrareglement. – 7. Budget mit einem Steuerfuss von neu 74 Prozent. – 8. Vorfinanzierung Sanierung Mehrzweckgebäude im Umfang des Jahresergebnisses der Einwohnergemeinde. – 9. Verschiedenes.
In der Broschüre zur Einwohnergemeindeversammlung, die den Stimmberechtigten in den kommenden Tagen per Post zugestellt wird, wurden irrtümlich die Erläuterungen zu Traktandum 8 «Beschlussfassung über eine Vorfinanzierung Sanierung Mehrzweckgebäude im Umfang des Jahresergebnisses der Einwohnergemeinde» nicht abgedruckt. Der Gemeinderat bedauert diesen Fehler ausserordentlich. Diese Erläuterungen sind auf der Homepage der Gemeinde abrufbar oder können bei der Gemeindekanzlei eingesehen oder per Mail, gemeindekanzlei@unterlunkhofen.ch, bestellt werden. Weiter folgen anlässlich der Gemeindeversammlung wie gewohnt mündliche Erläuterungen.
Ortsbürger tagen vorgängig
Die Ortsbürgergemeindeversammlung findet am Freitag, 15. November, aber schon um 19 Uhr statt, mit den folgenden Traktanden: 1. Protokoll. – 2. Budget. – 3. Verschiedenes.