Gegen die eigenen Idole
05.08.2025 Sport, Weitere SportartenSchwimmen: Der Murianer Patrick Stocker startet an der Masters WM in Singapur
Für den Murianer Patrick Stocker steht ein Highlight seiner Schwimmerkarriere auf dem Programm. Er startet an den Masters Weltmeisterschaften in Singapur über 50, 100 und 200 m Brust. ...
Schwimmen: Der Murianer Patrick Stocker startet an der Masters WM in Singapur
Für den Murianer Patrick Stocker steht ein Highlight seiner Schwimmerkarriere auf dem Programm. Er startet an den Masters Weltmeisterschaften in Singapur über 50, 100 und 200 m Brust. 7000 Wassersportler, eine gewaltige Infrastruktur, Helden seiner Jugend und sportliche Herausforderungen erwarten ihn.
Josip Lasic
Beim Treffen mit dieser Zeitung kombiniert Stocker das Gespräch mit einer Trainingseinheit im Freibad Bremgarten. Obwohl er Mitglied des Schwimmclubs Region Bremgarten ist, trainiert er dort nicht regelmässig. «Das Hallenbad ist geschlossen, deshalb trainiere ich oft in Baar. Im Freibad müssen Wetter und Wassertemperatur passen, damit ich effektiv trainieren kann», erklärt er. Sorgfältig befestigt er seinen Trainingsplan am Beckenrand. Er führt auch regelmässig ein Trainingstagebuch. Diese akribische Vorbereitung zeigt, dass er sich nicht auf irgendeinen Wettkampf vorbereitet. Sein nächstes Ziel: die Masters-Weltmeisterschaften in Singapur.
Ein Land im Wassersportfieber
Seit dem Treffen mit dem 48-Jährigen sind einige Tage vergangen. Heute Dienstag ist er in den südostasiatischen Staat geflogen. «Der Zeitplan ist eng. Wegen der Zeitverschiebung habe ich nur den Donnerstag zum Trainieren, bevor am Freitag der erste Wettkampf beginnt. Danach ist Nationalfeiertag in Singapur, was eine kurze WM-Pause bedeutet. Meine nächsten Wettkämpfe sind am 12. und 13. August.»
Der Aufenthalt in Singapur wird für Stocker ein Erlebnis. Der Stadtstaat ist seit über einem Monat im Wassersportfieber. Anfang Juli begannen die «World Aquatics Championships» – die Weltmeisterschaften in diversen Wassersportarten. Ob Schwimmen, Synchronschwimmen, Wasserball oder Tauchen – die besten Athleten der Welt kämpften um Medaillen. Es folgte nahtlos der Übergang zu den «World Aquatics Masters Championships», den Wettkämpfen in den Seniorenkategorien. «Singapur hat geklotzt, nicht gekleckert. Wassersport hat dort einen hohen Stellenwert, weshalb sie viel in die Infrastruktur und die Wettkämpfe investiert haben», erzählt Stocker. Das ist umso beeindruckender, weil ursprünglich das russische Kazan Austragungsort der Wettkämpfe sein sollte. Wegen des Ukraine-Kriegs wurde auf Singapur ausgewichen. Die WM wird aber jedenfalls eine besondere Erfahrung. Immerhin werden rund 7000 Schwimmer aus über 100 Nationen erwartet.
Die Ziele sind hoch – aber realistisch
Obwohl der Familienvater mit seiner Frau und der jüngsten ihrer drei Töchter nach den Wettkämpfen noch etwas Urlaub in Singapur machen wird, ist er aber in erster Linie nicht dort, um die Infrastruktur zu bewundern. Er hat Ambitionen an der Weltmeisterschaft. Stocker startet über 50 m, 100 m, und 200 m Brust. Über 200 m ist er unter 87 Athleten in der Altersklasse 45 bis 49 derjenige, der mit der sechstschnellsten Zeit gemeldet ist. Über 100 m mit der zehntschnellsten Zeit. «Das ist auch mein Ziel. Ich will meine Zeiten bestätigen und über die beiden Längen unter die schnellsten zehn der Welt.» Dass er dazu in der Lage ist, hat er an den Schweizer Meisterschaften vor Kurzem bestätigt. Seit der Masters EM in Belgrad im Vorjahr hat Stocker den Schweizer Rekord in seiner Altersklasse über 100 und 200 m. An der SM konnte er seine Zeiten jeweils noch einmal unterbieten. Anders sieht es über 50 m aus. «Es gibt im Schwimmen die vier Lagen Delfin, Rücken, Brust und Crawl. Bei 50 m Brust spricht man von einer fünften Lage.
Man schwimmt komplett anders als über die anderen Brustdistanzen. Es benötigt eine viel höhere Frequenz. Das liegt mir nicht so.» Dementsprechend ist er dort auch nicht mit einer so starken Zeit eingeteilt wie über die anderen beiden Längen. Dort ist eine Platzierung unter den Top 10 eher nicht realistisch. «Aber den Schweizer Rekord habe ich dort noch nicht. Zweimal Top 10 und der Schweizer Rekord über 50 m sind machbare Ziele. Wenn mir alles gelingen sollte, wäre es die absolute Krönung der Wettkämpfe.»
Noch lange nicht am Ende
Stocker freut sich auf die WM. In seiner Jugend war er ein vielversprechendes Talent, trainierte für die Olympischen Spiele in Atlanta und Sydney. Doch eine Handwerkerlehre liess ihm nicht genug Zeit für den Sport. «Jetzt starte ich bei der Masters-WM gegen Leute wie Stéphan Perrot oder Tudor Ignat, Helden meiner Jugend, die damals bei Olympia waren. Jetzt kann ich mich mit ihnen messen.» Die Handwerkerlehre, einst ein Nachteil, ist nun ein Vorteil. Als selbstständiger Maler kann er Trainingsund Arbeitszeit flexibel gestalten und erhält genügend Regeneration. «Das lernt man mit dem Alter: Was braucht mein Körper?»
Diese WM ist nicht das Ende seiner Reise. In den höchsten Masters-Kategorien starten immerhin Schwimmer ab 95 Jahren aufwärts. «Die Stimmung bei diesen Altersklassen ist grossartig. Die Zuschauer feiern nur schon, dass sich Athleten in diesem Alter so etwas antun. Das ist einer der Gründe, wieso mir Schwimmen so viel gibt.» Aber der sportliche Ehrgeiz ist eine noch stärkere Triebfeder. «Ich bin 48 und werde bald in die Altersklasse 50 bis 55 wechseln. Ich habe das Gefühl, noch nicht am Höhepunkt zu sein. Bevor der Körper nachlässt, kann ich noch schneller werden. Das will ich in den nächsten Jahren erreichen.» Stockers Feuer für den Schwimmsport brennt. Und vielleicht kann er mit dieser Leidenschaft auch einige starke Resultate aus Singapur mitbringen.