Frisch auf dem Brünig
29.07.2025 Sport, SchwingenDer Freiämter Joel Strebel überzeugt beim Brünig-Schwinget und landet auf Rang 2b
Nur die beiden Schlussgangteilnehmer sind vor ihm klassiert. Joel Strebel mischt am Brünig-Schwinget ganz vorne an der Spitze mit und beweist seine starke Form. «Ich ...
Der Freiämter Joel Strebel überzeugt beim Brünig-Schwinget und landet auf Rang 2b
Nur die beiden Schlussgangteilnehmer sind vor ihm klassiert. Joel Strebel mischt am Brünig-Schwinget ganz vorne an der Spitze mit und beweist seine starke Form. «Ich bin frisch im Kopf», sagt Strebel – und scheint bereit zu sein für das Eidgenössische in einem Monat.
Montagmorgen, 8 Uhr, nasskaltes Wetter. Aber Joel Strebel ist bestens aufgelegt. Er sitzt gerade mit Schwingerkumpel Lukas Döbeli (Sarmenstorf) im Auto. Es geht ab ins Wallis, ein kurzes Trainingslager mit Schwinger-Schleifer Tommy Herzog (aus Hägglingen) steht an. Er habe «kaum gepennt», wie er sagt. Wie meist nach Schwingfesten schläft er schlecht ein. Und als Freundin Aline morgens aufsteht, wacht auch er auf und ist hellwach. «So ist es eben», meint Strebel und ist trotzdem super drauf.
«Fünf gewonnene Gänge am Brünig ist besonders»
Denn am Sonntag hat er allen Grund zum Jubeln. Am Brünig-Schwinget ist der Kranz sein Minimalziel. Und das schafft er – mit einer nie dagewesenen Lockerheit. Nach 2021 ist es sein zweiter Kranz auf dem Brünig. Mit den Kränzen auf dem Rigi (2019), dem Weissenstein (2019 und 2021), dem Schwarzsee (2023), der Schwägalp (2023) und dem Stoos (2022) ist es sein insgesamt achter Bergkranz. So viel wie kein anderer Freiämter in der 100-jährigen Geschichte des SK Freiamt. «Zufrieden», sei Strebel und zeigt mit seinen Antworten etwas weniger Euphorie, als in Wirklichkeit zu spüren ist. Strebel legt nach: «Fünf gewonnene Gänge am Brünig-Schwinget ist etwas Besonderes.»
Der sanfte Riese aus Aristau startet stark in diesen verregneten Sonntag. Gegen den Eidgenossen Severin Schwander gibt es einen Sieg, ebenso gegen den Kranzer Remo Schärz. «Ich habe mich von Anfang an sehr gut gefühlt. Der Startsieg gegen Eidgenosse Schwander war dann optimal.»
Im 3. Gang geht es gegen Teilverbanskranzer Leandro Nägeli – und es gibt eine überraschende Niederlage für den Freiämter. Joel Strebel: «Das hat mich genervt, war aber schnell vergessen.» Früher hätte ihn solch eine Niederlage vielleicht mehr ins Wanken gebracht. Doch Strebel hat in jener Zeit, als er zuletzt ein Jahr lang verletzt war, viel Mentaltraining gemacht. Und das zahlt sich nun aus in solchen Situationen. «Ich habe ein Jahr lang viel investiert in diesem Bereich. Ich bin frisch im Kopf», sagt der 28-Jährige.
Frisch geht es danach weiter. Teilverbandskranzer Sven Lang und Kranzer Nils Theiler werden problemlos aus dem Weg geräumt. Im letzten Gang hat Strebel eigentlich einen Eidgenossen erwartet. Doch es geht gegen den Teilverbanskranzer Urs Doppmann. Dort holt er sich den einzigen Sieg mit der Maximalnote 10. «Es war schwierig, die 10 zu machen», sagt Strebel. An manchen Tagen klappt es besser mit den «Zähni», an machen weniger. Und auch Strebel weiss: «Wenn ich mehr Maximalnoten geht geholt hätte, dann hätte es auch mehr Eidgenossen gegeben – und die ganze Sache hätte vielleicht anders ausgesehen.» Doch so holt Strebel total fünf Siege auf dem Brünig und 57.50 Punkte. Das ist Rang 2b, mit derselben Punktzahl wie Matthias Aeschbacher, der den Schlussgang gegen Joel Wicki verliert. Zum Brünig-Sieger Wicki sagt Joel Strebel: «Der wollte diesen Sieg von Anfang an, der hat sackstark geschwungen.» Wicki ist unter den 120 Schwingern (50 Berner, 50 Innerschweizer und 20 Nordwestschweizer) am Ende der beste. Die 5700 Zuschauer applaudieren im Regen. Insgesamt holten 19 Schwinger einen Kranz (8 für die Berner, 6 für die Innerschweizer und 5 für die Nordwestschweizer).
Joho auf Rang 16e
Aus Freiämter Sicht ebenfalls erwähnenswert: Philip Joho (Sarmenstorf) ist auf dem Brünig dabei und hat das Bergfest – so gut es ging – genossen. Mit 54.00 Punkten beendet er das Fest auf Rang 16e. Joho kriegt es mit vier Kranzern zu tun (zwei Siege, ein Gestellter und eine Niederlage) – und dazu mit zwei Teilverbanskranzern (zwei Niederlagen). Der Sarmenstorfer rückte direkt vom Brünig in den Militär-WK ins Bündnerland ein.
Zurück zu Joel Strebel. Nach dem Kurz-Trainingslager bei Tommy Herzog folgt noch ein Weiteres des NWS-Verbandes. Vor dem Eidgenössischen in Mollis (29. bis 31. August) steht nur noch das Nordwestschweizerische an (10. August in Lenzburg). Er mache «so ziemlich alles gleich wie sonst auch», so Strebel. «Vor dem ESAF braucht es kein Tamtam.»
«Zum Glück gibt es noch andere Brüder aus Sarmenstorf»
Nach den verletzungsbedingten Ausfällen der Döbeli-Brüder Andreas und Lukas ist er der einzige verbleibende Eidgenosse aus dem Freiamt. Und nun muss er den Weg ans Eidgenössische ohne seine Schwingerkumpel, die er schon seit bald zwei Jahrzehnten kennt, antreten. «Dass die Döbelis nicht dabei sind, ist natürlich doof und gurkt mich an», so Strebel. «Zum Glück gibt es noch zwei andere Brüder aus Sarmenstorf.» Denn Philip und Pascal Joho sind aller Voraussicht nach auch am ESAF dabei.
Joel Strebel wird am Eidgenössischen bereit sein, wie er auf dem Brünig wieder eindrucksvoll bewiesen hat. Nach seinem Sieg am Südwestschweizerischen Teilverbandsfest vor zwei Wochen gehört er kurz nach seinem Comeback nach einjähriger Verletzungspause wieder der absoluten Spitze an. «Körperlich gehts mir gut. Im Kopf ist alles frisch. Ich bin bereit», so Strebel. --spr