Sie kommen ohne Papiere über die grüne Grenze. Sie fressen von unseren Feldern. Sie zeugen Nachwuchs im Jahresrhythmus. Und diese Sozialschmarotzer mit langen Schnäbeln und endlosem Geklapper scheren sich dabei einen Deut um unsere Begrenzungsinitiative.
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Sie kommen ohne Papiere über die grüne Grenze. Sie fressen von unseren Feldern. Sie zeugen Nachwuchs im Jahresrhythmus. Und diese Sozialschmarotzer mit langen Schnäbeln und endlosem Geklapper scheren sich dabei einen Deut um unsere Begrenzungsinitiative.
In luftiger Höhe entwickelt sich nicht zuletzt auch wegen dem permanenten Familiennachzug eine bedrohliche Parallelgesellschaft. Wird hier unsere Gastfreundschaft mit Krallen getreten? Denn sie treiben ja auch fleissig Handel, transportieren Äste, Blätter, Stroh und vieles mehr auf die Giebel der Dächer, auf die Kronen der Bäume und auf die Masten der Hochspannungsleitungen.
Aber sie zahlen weder Mehrwertsteuer noch beteiligen sie sich an den trumpschen Trottelzöllen. Die weissgefiederten Wesen plustern sich auf ihren Hochsitzen auf wie der Kobold im Weissen Haus.
Zu ihrer Verteidigung muss man sagen, dass sie vor dem Wintereinbruch remigrieren und den Ausreiseflug freiwillig und ohne Renitenz antreten. Kritiker sagen: Das sind Rosinenpicker. Sie kommen, wenn alles blüht und wenn es schön warm wird. Hauen aber ab, sobald der Wind frostiger um die Ecken pfeift.
Bei aller Kritik: Den Störchen im Murimoos beim Bau ihrer Nester zuzuschauen, ist Jahr für Jahr ein faszinierendes Erlebnis. Die Storchenkolonie prägt das Erscheinungsbild des Oberfreiamts. Wenn das Spital Muri die Geburtenabteilung Ende Jahr schliesst, könnte man die Sache ins Murimoos verlegen. Die Störche sind schon da.
Natürlich, der ornithologische Exkurs kann mit den Stunden auch zu Langeweile führen. Aber der vor Kurzem verstorbene Peter Bichsel, dieser wunderbare Schriftsteller des Volkes, hat die zeitliche Musse einst geadelt. «Ich hoffe im fortgeschrittenen Alter möglichst viel Langeweile zu haben. Kurzweiligkeit ist nicht hilfreich. Weil dann die letzte verbleibende Zeit viel zu schnell vergeht.»
Vielleicht, überlegt man sich auf dem Beobachtungsposten, könnte man die Tiere auch für Transportzwecke nutzen. Und ihnen die Exportgüter in die USA an den Schnabel binden.
Zollfrei!
PS: Am 1. April hat der Wohler Gemeinderat übrigens beschlossen, Einkaufstouristen aus Villmergen mit 75 Prozent Strafzöllen zu belegen!