Frau mit viel PS
07.11.2023 Motorsport, Weitere Sportarten, SportEkaterina Lüscher ist Kopf des Monats Oktober
Im Oktober schaffte Ekaterina Lüscher aus Kallern die schnellste Runde, die jemals auf der Kartbahn in Wohlen gefahren wurde. Die 16-Jährige erstaunt aber nicht nur mit ihren Leistungen im Kart. Mittlerweile fährt ...
Ekaterina Lüscher ist Kopf des Monats Oktober
Im Oktober schaffte Ekaterina Lüscher aus Kallern die schnellste Runde, die jemals auf der Kartbahn in Wohlen gefahren wurde. Die 16-Jährige erstaunt aber nicht nur mit ihren Leistungen im Kart. Mittlerweile fährt sie in richtig schnellen Autos, wie beispielweise vor wenigen Tagen, als sie in einem Porsche den 2. Rang bei einem Nachtrennen erreichte. Sie ist eine zielstrebige und ehrgeizige Frau. Ihr Leben hat sie voll auf den Motorsport ausgerichtet. Wer mit ihr zu tun hat, ist beeindruckt von Ekaterina Lüscher. Es gibt viele Gründe, wieso sie – trotz jungem Alter – die Auszeichnung zum Kopf des Monats verdient hat. --spr
Aussergewöhnliches Toptalent
Die 16-jährige Motorsportlerin Ekaterina Lüscher aus Kallern ist Kopf des Monats Oktober
Ekaterina Lüscher aus Kallern schaffte im Oktober die schnellste Runde, die jemals auf der Kartbahn Wohlen gefahren wurde. Das Leben der jungen Frau ist voll und ganz auf den Motorsport ausgerichtet. Ihre Wegbegleiter sind beeindruckt von der 16-Jährigen.
Stefan Sprenger
«Sie ist die schlimmste Tochter, die man sich vorstellen kann.» Das Lachen von Bruno Lüscher im Anschluss an diesen Satz ist laut, mit einer grossen Prise Humor gespickt. Kaum ein anderer Mensch kennt Ekaterina Lüscher so gut wie er. Als Vater, als Förderer und als Mechaniker. «Als 5-jähriges Kind hat sie sich diesem Sport verschrieben. Und sie kam bis heute nicht von ihrem Weg ab. Sie wollte immer im Motorsport zu Hause sein. Sie hat immer weitergemacht, auch wenn es Rückschläge gab», sagt der 56-Jährige.
Vater Bruno und Mutter Elena, die aus der Ukraine stammt, lebten ursprünglich in Aarau. Im Jahr 2007, als Ekaterina zur Welt kam, suchte man sich ein Eigenheim und wurde in Kallern fündig. Drei Jahre später kam die zweite Tochter Alina. Der Standort ihrer neuen Heimat hat für die Motorsportlerin eine grosse Bedeutung. Denn zur Kartbahn in Wohlen sind es nur wenige Minuten Fahrt. Vater Bruno, der früher auch Kart gefahren ist, sagt: «Die Kartbahn Wohlen ist ein wichtiger Grundstein, ihre Motorsport-Heimat.»
Und deshalb freute sich Ekaterina Lüscher auch riesig über ihren Rekord an jener Stelle im Monat Oktober. 36,159 Sekunden – so lange benötigte sie, um die Runde auf der Kartbahn zu meistern. Rekord. So schnell war noch nie jemand vor ihr. Mitverantwortlich war auch der Belag, der erst vor wenigen Monaten erneuert wurde und dadurch schnellere Rundenzeiten erlaubt. «Eine perfekte Runde. An diesem Tag hat alles gepasst. Der Rekord ist ein schönes Gefühl und eine Belohnung für viele Mühen, denn es steckt auch ganz viel harte Arbeit dahinter», sagte sie damals zu dieser Zeitung.
«Sie wirkt älter, als sie ist»
Das freute auch den Vater, der sehr stolz ist auf seine Tochter. «Wir unterstützen sie. Aber am Ende muss sie es selber hinkriegen. Ob auf der Rennstrecke oder in der Schule, sie ist dort auf sich alleine gestellt.»
Doch die 16-Jährige kriegt das alles auf die Reihe. «Beeindruckend», sagt Daniel Schwendimann, Gründer und Geschäftsführer der Kairos-Schulen in Lenzburg. Ekaterina Lüscher wurde einst im Homeschooling unterrichtet, absolvierte dann das 9. Schuljahr dort und ist nun im 2. Lehrjahr der Sport-KV-Ausbildung.
Auch bei «Lern mit» in Wohlen wurde sie unterrichtet. Schwendimann von den Kairos-Schulen ist ihr Vorgesetzter – und er ist auch Fan von ihr, hat sie auch immer gefördert und auf ihrem Weg begleitet. «Sie weiss, was sie will. Sie kann sich durchsetzen. Sie ist sehr zielstrebig und reif für ihr Alter. Sie wirkt älter, als sie eigentlich ist. Das war schon immer so.» Wer einmal selbst mit Ekaterina Lüscher gesprochen hat, der kann dies bestätigen. «Sie ist enorm taff.»
Geprägt von «tollem Elternhaus»
Beeindruckend sei auch der Umstand, dass sie Schule, Job, Sport und Privatleben unter einen Hut bringt. «Oftmals scheint sie das mit spielerischer Leichtigkeit zu meistern. Manchmal ist sie aber auch am Anschlag. Wenn das so ist, kriegt sie den nötigen Freiraum von uns.» Schwendimann sagt, dass die junge Frau «von einem tollen Elternhaus geprägt wurde». Die Kairos-Schulen sind aber mittlerweile auch seit einigen Jahren unterstützend an ihrer Seite – und glauben auch an die Zukunft der Sportlerin. «Ich glaube, sie wird eine Karriere im Motorsport lancieren. Ihren Traum, einmal davon leben zu können, wird sie erreichen.»
Das Wort «beeindruckend», auch Vater Bruno Lüscher macht Gebrauch davon. Und er nennt einige Beispiele. «Dieses Jahr rennt sie im ganzen Land von Sponsor zu Sponsor. Sie macht das schon sehr professionell.» Oder: «Bei Interviews ist sie immer stark, kann Italienisch, Englisch oder Russisch.» Und natürlich beeindruckt sie auch auf der Rennstrecke. Vor wenigen Tagen war Ekaterina Lüscher in Misano, fuhr dort ein Nachtrennen in einem Porsche GT4. «Sie sass noch nie in solch einem Auto, hat sich aber schnell angepasst.» Und sie holte – gemeinsam mit einem Partner – den 2. Rang. «Wenn sie das Helm-Visier runtermacht, ist sie ein anderer Mensch. Dann ist sie hochkonzentriert», so ihr Vater, der mit ihr auch internationale Rennen bestreitet. Seine Tochter sei eine Perfektionistin, will immer alles wissen und prüft die Dinge akribisch. Etwas, das er als Mechaniker manchmal zu spüren kriegt. «Mir gefällt das», meint er.
Wichtig zu erwähnen: Der Kartsport ist nicht mehr ihre Priorität. Schon 2020 – als 13-Jährige – durfte sie mit einer Ausnahmebewilligung erstmals ein KTM-Auto fahren. Und auch heute begibt sie sich auf der Rennstrecke in schnelle Autos, «fährt Autos mit 530 PS und Geschwindigkeiten bis zu 250 km/h. Und sie kann das. Mit 16 Jahren. Sie fährt dabei auch gegen Profis, zeigt schon Höchstleistungen.» Wieder fällt das Adjektiv «beeindruckend».
Im Hotel herrscht Chaos
Ekaterina Lüscher erlebte aber auch Rückschläge. Vor wenigen Jahren wurde sie im Kartsport von einem namhaften Sponsor unterstützt, fuhr unter dessen Flagge internationale Rennen. «Doch es hat nicht funktioniert. Der Motor und das Chassis passten nicht zu ihr. Und sie erlebte den ersten Knick in ihrer jungen Karriere», erzählt der Vater. Sie musste diesen Rückschlag ein halbes Jahr verarbeiten, «doch sie kam noch ehrgeiziger zurück». Als Mensch wird sie ebenfalls gelobt für ihre umgängliche Art. Ihr Vater hat aber eine negative Seite entdeckt: «Im Hotel, wenn sie ihren Koffer auspackt, herrscht das pure Chaos.» Immerhin: Sie findet ihre Dinge selbst im grössten Durcheinander.
Am letzten Oktober-Wochenende war sie in Misano (Italien) am bereits erwähnten Nachtrennen. Wenige Tage später hat Bruno Lüscher seine Tochter vom Bahnhof in Wohlen abgeholt. Sie stieg zu ihm ins Auto und sagte: «Ich könnte das jeden Tag tun, Rennen fahren auf dieser tollen Strecke. Es hat mir so gefallen.» Und ihr Vater wusste endgültig und definitiv: «Nichts kann sie aufhalten. Sie will vom Motorsport eines Tages leben. Ihr gefällt die Motorsportfamilie so sehr. Es ist ihre Heimat. Und sie wird es schaffen.» Ihre Mutter wird allerdings nie die Rennen von Tochter Ekaterina mitansehen. Die Mutter ist Ärztin und hat zu grosse Angst, um zuzusehen.
Jede freie Minute auf Kartbahn
Jemand, der sie schon Tausende Male in Aktion gesehen hat, ist Mike Steinmann. Der 32-Jährige ist seit über 10 Jahren der Betriebsleiter der Wohler Kartbahn. «Sie hat wohl jede freie Minute hier verbracht», sagt er und fügt an: «Schon in jungen Jahren war zu erkennen, dass sie ein absolutes Toptalent ist. Sie war den anderen Kindern immer um zwei, drei Jahre voraus. Sie hat den Jungs gezeigt, wo es auf der Piste langgeht», erzählt er. Ekaterina Lüscher nimmt Informationen auf wie ein Schwamm und setzt die Tipps sofort um. «Diese Auffassungsgabe und Intelligenz sind im Motorsport enorm wichtig», weiss Steinmann. Auch deshalb ist sie wohl seit ihrer Kindheit immer an der Spitze dabei und gehört zu den besten Kartfahrern, die jemals in Wohlen ihre Runden drehten. Zum Rundenrekord auf der Kartbahn Wohlen sagt Steinmann: «Sie knackte den Rekord um eine Sekunde. An diesem Tag hat sie den ersten Lauf der Schweizer Meisterschaft mit einem Vorsprung von 12 Sekunden geschafft. Und das auf dieser kleinen Bahn, mit diesen engen Kurven. Sie hat allen erneut gezeigt, was sie draufhat. Uns fiel allen der Kinnladen runter.» Und wieder fällt das Wort, das diese junge motorsportbegeisterte Frau wohl am besten beschreibt: «Einfach beeindruckend.»
Die bisher Gekürten
Im Januar wurde der Sarmenstorfer Marc Taeschler gewählt. Als der Volg in Bettwil schloss, eröffnete er eine Filiale seines «Smaak! fresh» im Bettwiler Chäsihüsli und rettete der Gemeinde so den Dorfladen. Im Februar wurde Michel Simmen zum Kopf des Monats gewählt. Als Spielertrainer war er massgeblich am nahezu historischen Höhenf lug des HC Fischbach-Göslikon beteiligt. Kopf des Monats im März wurde Fabio Caduff. Sein Eigenheim soll ein Gebäude der Zukunft sein. Darum setzte er vollumfänglich auf erneuerbare Energien. Im April wurden die beiden Frauen Kirsty Räber und Brigitte Brun Singer zum Kopf des Monats erkoren. Dank ihrer neu geschaffenen Klosterführung «Von Ita bis Zita» soll künftig auch Kindern die reiche Geschichte des Klosters Muri nähergebracht werden. Im Mai holte sich die Wohlerin Sandy Steinmann den Titel. Die Identifikationsfigur und Rekordspielerin des FC Wohlen ballerte das Team zum historischen ersten Titel der FCW-Frauenabteilung im Aargauer Cup. Clay Weber aus Bünzen wurde zum Kopf des Monats Juni gewählt. Mit seinem Abfallsauger hat er ein Fahrzeug zur perfekten Müllbeseitigung entwickelt. Der Bünzer gilt als Abfallsaug-Pionier und hat sich mit seiner Erfindung einen Namen gemacht. Ein starkes Kantonalschützenfest durfte im Juli im Oberfreiamt durchgeführt werden. Zugpferd war Beat Brun aus Beinwil. Die Redaktion kürte den OK-Präsidenten für diese ausserordentliche Leistung zum Kopf des Monats Juli. Im August ging die Auszeichnung an Jessica Kroll aus Widen. Sie ist nicht nur Initiantin und Betreiberin der regionalen Tierfutterabgabestelle in Widen, sondern hilft als Freiwillige noch in vielen anderen Bereichen mit. Im September wurde Mäni Baur gekürt. Der Gemeindeammann von Sarmenstorf war OK-P räsident der tol len 850-Jahr-Feier des Dorfes. Er meisterte diese Aufgabe souverän und trat gar als Gitarrist und Sänger auf. --red