Fi-Gö mit Machtdemonstration
05.11.2024 Sport, EishockeyEishockey, 3. Liga: HC Fischbach-Göslikon – HC Wohlen Freiamt 11:3 (6:0, 4:1, 1:2)
Der HC Wohlen Freiamt kann knapp sieben Minuten gegen Fi-Gö mithalten und bricht dann ein. Der Sieg der Fischbach-Gösliker fällt so deutlich aus, dass die grossen ...
Eishockey, 3. Liga: HC Fischbach-Göslikon – HC Wohlen Freiamt 11:3 (6:0, 4:1, 1:2)
Der HC Wohlen Freiamt kann knapp sieben Minuten gegen Fi-Gö mithalten und bricht dann ein. Der Sieg der Fischbach-Gösliker fällt so deutlich aus, dass die grossen Derby-Emotionen ausbleiben.
Josip Lasic
Es hat etwas unfreiwillig Komisches an sich, als man Wohlen-Freiamt-Trainer Patrick Siegwart rund eine halbe Stunde nach dem Freiämter Derby im Fischbach-Göslikon-Trikot sieht. Der 49-Jährige spielt für die Fi-Gö-Senioren und hatte gleich im Anschluss an die Drittligapartie selbst ein Spiel. Wenn er nach der hohen Niederlage der Wohler sich als Zugehöriger des siegreichen Vereins getarnt hätte, könnte man ihm das kaum übelnehmen.
Mit 11:3 schiessen die «Indianer» die «Huskys» aus der Halle. «Wir müssen realistisch sein. Fi-Gö hat viel mehr Qualität. Wir wussten, dass es enorm schwer wird für uns», sagt Simon Strebel, der gemeinsam mit Siegwart die Wohler coacht. «Die Hoffnung war aber, dass wir länger dagegenhalten können und das Resultat sicher nicht so hoch ausfällt. Gerade das erste Drittel war schade. Momentan haben wir ohnehin das Problem, dass wir nach einem Gegentor unsicher werden. Und jetzt sind wir komplett auseinandergefallen.»
Boris Neher eröffnet in der 8. Minute die Torflut. Bis zur ersten Drittelspause steht es bereits 6:0. Im zweiten Drittel gelingt es Wohlen beim Stand von 8:0 durch Alain Lavoyer immerhin ein erstes Mal zu treffen. Nach 40 Minuten führt Fi-Gö dennoch mit 10:1. Der letzte Abschnitt geht dann mit 2:1 an die «Gäste» aus Wohlen. Am überdeutlichen Ergebnis ändert das nichts.
Gemischte Gefühle bei Fi-Gö
Fi-Gö-Spielertrainer Michel Simmen ist trotz des Sieges zwiegespalten:. «Eigentlich war das Spiel die ersten sieben Minuten ziemlich ausgeglichen. Es war jetzt nicht so, dass wir eine Chance nach der anderen hatten. Und dann erzielen wir in zehn Minuten sechs Tore und das Spiel ist gelaufen. So seltsam es klingt, ein knapperes Ergebnis hätte mir auch gefallen. Es ist ein Derby, viele Zuschauer sind vor Ort. Da wäre es schön, wenn man gewinnt, während viele Emotionen im Spiel sind.» Trotz der Dominanz ärgert ihn das letzte Drittel. «Ich habe einiges umgestellt. Und bei so einem Vorsprung nimmt man unbewusst automatisch Tempo raus. Trotzdem stört es mich, dass wir das Drittel verlieren.»
Wohlen will Saison «neu starten»
Jahrelang waren die Derbys zwischen Fi-Gö und Wohlen eine einseitige Sache zugunsten der Wohler. Mittlerweile ist es eine einseitige Sache für Fi-Gö. Seit Simmen als Spielertrainer kam und Verstärkung aus der 1. Liga mitbrachte, hat Fi-Gö deutlich an Qualität gewonnen. Bei Wohlen gab es hingegen vor zwei Jahren einen grösseren Umbruch, als gleich acht Leistungsträger das Team verlassen haben. Der Niveauunterschied ist nicht überraschend. Dennoch steht Wohlen nach drei Niederlagen aus drei Spielen unter Druck. Coach Simon Strebel ordnet ein: «Wir hatten ein schwieriges Startprogramm mit den Argovia Stars, Bucheggberg und Fi-Gö. Uns war bewusst, dass wir im Worst Case nach drei Spielen ohne Punkte dastehen können.» Für die junge Wohler Mannschaft ist das ein Dämpfer. «Auf mentaler Ebene ist das für so eine junge Truppe schwieriger zu handhaben als bei einem routinierten Team.» Strebel und Siegwart hoffen deswegen, dass sie die Saison am kommenden Wochenende neu lancieren können. Am Samstag empfängt Wohlen Herrischried. Wenn der Gegner zustimmt, würde am Sonntag das Cupspiel gegen Brandis folgen. Zwei Gegner, gegen die Erfolge realistischer sind als gegen ein Fi-Gö. Das Trainerduo hofft da auf einen Doppelsieg. «Das würde auf mentaler Ebene enorm helfen.»
Dominanz wird zur mentalen Herausforderung
Das Derby-Resultat könnte sich paradoxerweise auch auf Fi-Gö negativ auswirken. Spannende Freiämter Duelle sind weiterhin nicht zu erwarten. «Ich kann mir vorstellen, dass neutrale Zuschauer oder Anhänger des Underdogs die Motivation verlieren, an die Spiele zu kommen», sagt Simmen. «Dass unsere Fans nicht mehr erscheinen, weil wir hoch gewinnen, hoffe und glaube ich nicht.»
Fi-Gö hat vor dem Derby drei Spiele in der Meisterschaft gewonnen. Die «Indianer» gingen nie mit weniger als vier Toren Differenz vom Eis. Unter anderem wurde mit Laufen einer der Hauptkonkurrenten im Rennen um einen Play-off-Platz bezwungen. Am nächsten Samstag gastieren die Fischbach-Gösliker bei den Argovia Stars. Ein weiterer Play-off-Kandidat. Gewinnen sie auch dort, wären sie nur noch mit Mühe von einem Play-off-Platz zu verdrängen, was auch Spannung aus der Meisterschaft rausnimmt. Simmen: «Es ist zu früh, um schon von den Play-offs zu sprechen. Gegen die Argovia Stars haben wir uns in der Qualifikation immer schwergetan. Aktuell haben wir auch einige angeschlagene Spieler. Wir nehmen einen Schritt nach dem anderen.» Die Dominanz in der eigenen Gruppe kann in den Playoffs zur Bürde werden, da dort gleichwertige Gegner warten. «Gegen Wohlen lief nicht alles perfekt. Sie kamen zu einigen Konterchancen. Die Gegner in den Play-offs nutzen solche viel effizienter aus. Es wird eine mentale Herausforderung sein, sich darauf einzustellen, aber es ist noch zu früh, darüber nachzudenken.