Feuchte Socken, trockener Humor
25.04.2025 SportEin besonderes Triple
Manuel Meier aus Oberwil-Lieli startete am Zürich Marathon über 42 km, bestritt den Halbmarathon über 21 km und zudem den 10-km-Lauf. «Ich wollte zeigen, dass alles möglich ist, auch wenn es ein bisschen wehtut», sagt der 24-Jährige, der sein besonderes Triple auf Social Media stellt. Als nächstes Projekt will er in Berlin 160 Kilometer laufen. --spr
Laufen: Der Freiämter Manuel Meier rennt an einem Tag einen Marathon, einen Halbmarathon und einen 10-km-Lauf
Ein wenig verrückt ist es schon, doch er hat es durchgezogen. Über 70 Kilometer in rund 7 Stunden hat Manuel Meier am Zürich Marathon absolviert. «Es war eine Frage des Willens», sagt der 24-Jährige aus Oberwil-Lieli. Meier ging mit dieser Challenge in den sozialen Medien viral. Und peilt nun noch ein heftigeres Projekt an.
Stefan Sprenger
Mit Willen, Wahnsinn und einem Tik-Tok-Account scheint nichts unmöglich zu sein. Manuel Meier war es zu langweilig, nur den Marathon zu laufen. Also meldete er sich auch noch für den Halbmarathon und den 10-km-Lauf an – und das alles an einem Tag, nacheinander, ohne grosse Pause dazwischen. «Ich brauchte eine Challenge», sagt der aufgestellte junge Mann. In Zusammenarbeit mit der Schweizer Schuhfirma «On» kam er dann auf die verrückte Idee.
Nach Marathon folgt das Loch
Er war einer von rund 20 000 Teilnehmern am Zürich Marathon vor zwei Wochen. Bei 11 Grad und leichtem Nieselregen wurde um Punkt 8 Uhr auf der Zürcher Quaibrücke zum Marathon gestartet. «Mein Gefühl war gut», sagt er. Seit Januar hat er sich auf diesen Tag vorbereitet, sich von einem Profi-Ultra-Läufer trainieren und beraten lassen. «Da habe ich viele wert- volle Tipps erhalten», meint er. Pro Kilometer benötigt er durchschnittlich 5 Minuten und 38 Sekunden. Er schafft den Marathon in unter vier Stunden (3:58,49). «Erst ging es einfach, nach 20 Kilometern kam die erste Krise, doch es klappte ganz gut bis ins Ziel», sagt er über die ersten 42 km.
Während sich im Ziel alle Marathon-Teilnehmer auf Erholung und ein warmes Bad freuen, geht es für Manuel Meier gleich weiter. Doch zuerst folgt eine grosse Krise. «Nach dem Marathon fiel ich in ein Loch», wie er sagt. Er war komplett durchnässt, zitterte am ganzen Körper, war bleich und total platt. «Es war wohl einer der schlimmsten Momente meines Lebens», sagt er. Der Grund für die Krise und das Zittern: Er hat keine Wechselkleider eingepackt. Ein Fehler, wie sich herausstellt, besonders bei dem nasskalten Wetter, das herrschte. «Das war blöd. Ich war kurz davor aufzugeben», meint er.
Doch er zieht durch – mit trockenem Humor und feuchten Socken. «Der Körper sagt dir eigentlich, du musst aufhören. Es war ab jenem Zeitpunkt aber eine Frage des Willens.» Was ihn zusätzlich anspornt, sind die Freunde, Familienmitglieder und Mitarbeiter, die ihn am Strassenrand unterstützen und pushen. «Das hat mich sehr motiviert», sagt er.
Video geht auf TikTok viral
Manuel Meier ist Wirtschaftsstudent, steht kurz vor dem Abschluss des Bachelor an der Universität in Zürich. Zudem führt er in Zürich eine Social Media-Agentur namens «Offroad.ch» gemeinsam mit anderen Partnern. Das Motto der Firma: «Wir denken abseits der ausgetretenen Pfade und schaffen Social-Media-Erlebnisse, die bewegen.» Das tut Meier, denn er schneidet ein attraktives Video seiner verrückten Aktion am Zürich Marathon zusammen. Seine Follower (70 000 auf TikTok, 6000 auf Instagram) decken das Video mit Tausenden «Likes» und Kommentaren ein. Das Video geht viral. Bei Hoi.Manuel (wie sein TikTok-Account heisst) erhält man durch dieses knapp zweiminütige Video einen spannenden Einblick in diese wahnsinnige Lauf-Challenge. Mit Schweiss, Lächeln, Zittern und Selfies.
«Ich wollte zeigen, dass alles möglich ist – auch wenns ein bisschen wehtut», sagt er. Und er zieht auch den Halbmarathon (21 km) durch. «Natürlich wurde es nicht einfacher.»
Früher beim FC Mutschellen, im August ab nach Berlin
Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,16 Minuten pro Kilometer ist er nach 2:12,28 im Ziel. Das Wetter ist mittlerweile besser und wärmer geworden – und dieses Mal gibt es zwischen den Läufen keine Zitteraktion.
Zum Abschluss gehts noch auf die letzten 10 Kilometer. Dort ist er wieder schneller unterwegs, benötigt 6.09 pro Kilometer und total 1:01,37.
Der frühere Nachwuchsfussballer des Kellerämter FC und des FC Mutschellen sagt nach den 73 Kilometern: «Das nächste Mal nehme ich sicher trockene Sportwäsche mit.» Doch gibt es überhaupt ein nächstes Mal? Manuel Meier erzählt schon vom nächsten Projekt. Der 100-Meilen-Lauf (das sind 160 km) Mitte August in Berlin. «Da kann ich dann wieder aus dem Alltag ausbrechen», sagt er lachend. «Und danach ist fertig mit Rennen.» Manuel Meier möchte in Zukunft sein Geld mit der Selbstständigkeit im Social-Media-Bereich verdienen. Mit dieser Aktion hat er bewiesen, was möglich ist. Eine sportliche Höchstleistung dient als Ansporn für andere Menschen und sorgt gleichzeitig für viel Betrieb auf seinem TikTok- und Instagram-Account. So kommentiert beispielsweise der offizielle Kanal des Zürich Marathon sein Video mit den Worten: «Wenn dies jetzt zum Trend wird, müssen wir wohl eine neue Wertung schalten, die ‹Züri Triple› heisst».