Erdwärme fürs Schulareal
28.11.2023 Oberlunkhofen, KelleramtEinwohner-«Gmeind» in Oberlunkhofen heisst alle Traktanden gut
Anstelle der alten Ölheizung sollen künftig Erdsonden-Wärmepumpen die Energie für Heizung und Brauchwarmwasser für die Schulanlage liefern. Das hat die ...
Einwohner-«Gmeind» in Oberlunkhofen heisst alle Traktanden gut
Anstelle der alten Ölheizung sollen künftig Erdsonden-Wärmepumpen die Energie für Heizung und Brauchwarmwasser für die Schulanlage liefern. Das hat die Einwohnergemeindeversammlung mit 121 Ja- zu 4 Nein-Stimmen beschlossen.
Thomas Stöckli
Eine Million Franken investiert Oberlunkhofen in nachhaltiges Heizen. Dies nicht nur, um den ökologischen Fussabdruck zu reduzieren, wie Gemeinderat Cristian Canis den 129 Stimmberechtigten in der Turnhalle Oberlunkhofen versicherte, sondern auch, weil sich die höhere Initialinvestition über die gesamte Nutzungsdauer lohnt. Genau eine Million beträgt der Verpflichtungskredit, den der Gemeinderat mit grossem Mehr bewilligt bekommen hat.
Regeneration und Kostendach
Dass die alte Ölheizung nach 26 Jahren ersetzt werden muss, daran äusserte an der Versammlung niemand Zweifel. «Wir möchten weg von fossilen Energieträgern», hatte der Gemeinderat die Stossrichtung vorgegeben. Auch, um als Vorbild voranzugehen. Im Variantenvergleich kristallisierte sich die Lösung mit zehn Erdsonden und zwei Wärmepumpen als Favorit heraus. Auch wenn im Vorfeld der «Gmeind» von externer Seite ein Hybridheizsystem ins Spiel gebracht worden war. Zu komplex und zu teuer, befand der Gemeinderat zu dieser Variante.
Wird der Erde durch die neue Heizung zu viel Wärme entzogen? Auch diesen Kritikpunkt sprach Canis in seiner Präsentation proaktiv an. Die zehn Erdsonden seien entlang der Tartanbahn ausreichend weit entfernt, zudem werden die Bohrungen fast sicher auf wasserführende Schichten stossen. Die Erfahrung zeigt, dass dann die Wärmeregulation im Boden natürlich funktioniert, es also kaum zu punktuellen Abkühlungen komme, die eine Regeneration nötig machen, um den hohen Wirkungsgrad längerfristig gewährleisten zu können.
«Die Regeneration ist fast immer ein Verlustgeschäft», hielt Canis fest, zwischen Anlagen mit und ohne Regeneration seien entsprechend kaum Unterschiede auszumachen. Der Plan ist deshalb, die neue Heizung in den nächsten beiden Jahren zu bauen – die Heizzentrale ist im Alten Schulhaus vorgesehen –, in den ersten beiden Betriebsjahren dann zu lernen, um schliesslich ab 2027 die Anlage bei Bedarf noch optimieren zu können. Eine Votantin regte an, mit dem ausführenden Unternehmen ein Kostendach zu vereinbaren, um finanzielle Überraschungen zu vermeiden.
Ja zu neuem Feuerwehrauto
Keinen Widerspruch gab es gegen die anderen beiden Kreditbegehren des Gemeinderats: Von den 585 000 Franken für ein neues Tanklöschfahrzeug (TLF) – das alte hat nach 22 Jahren die beste Zeit hinter sich – wird die Gemeinde voraussichtlich 278 000 Franken bezahlen müssen. Schliesslich beteiligen sich auch Jonen und der Kanton an den Anschaffungskosten. Die «Gmeind» in Jonen hat ihren Beitrag bereits am 13. November zugesichert. Auf die Frage, was mit dem alten TLF passiert, konnte weder Ressortvorsteherin Vivienne Graw noch Feuerwehrkommandant Thomas Etterlin Antwort geben: Mit der Beschaffung könne man sich erst nach der Zustimmung zum Kredit befassen, erklärte er.
Dass das Geld für die Sanierung der Schmutz- und Abwasserkanäle von 2017 bis 2024 nicht ausreicht, konnte Canis der Versammlung ebenfalls begründen, mit mehr und hartnäckigeren Kalkablagerungen als erwartet. 2016 waren für die Arbeiten 1,68 Millionen Franken bewilligt worden. Bereits nach Abschluss von sechs der sieben Etappen ist diese Summe um 56 000 Franken übertroffen. Nun sichert ein Zusatzkredit über 368 000 Franken den Abschluss. Die Investition habe sich bereits bewährt, hielt Canis fest. Trotz extremen Wetterereignissen habe es im Entwässerungssystem zuletzt keine Rückstaus mehr gegeben.
Künftig wird für Grossfamilien der Musikunterricht teurer, für alle anderen dafür günstiger. Das ist die Folge einer Änderung im Reglement über die Kostenbeteiligung am Unterricht der Musikschule Knonauer Amt. Bisher zahlte die Gemeinde 40 Prozent an den Unterricht, fürs zweite Kind derselben Familie 55 Prozent und ab dem dritten 70 Prozent. Die Kalkulation der Musikschule wird nun erleichtert, künftig gelten 50 Prozent für alle, wie die «Gmeind» grossmehrheitlich beschlossen hat.
Verschuldung bereitet Sorgen
Deutliche Worte fielen schliesslich zum Finanzplan: Die hohen Investitionen, insbesondere für die geplante neue Sporthalle, lassen die Nettoschuld pro Einwohner bis 2030 auf gegen 4000 Franken ansteigen. «Völlig illusorisch», sei es, diese Investitionen von insgesamt 17 Millionen Franken mit gleichbleibendem Steuerfuss stemmen zu wollen, befand Hanspeter Würsch, Alt-Präsident der Finanzkommission. «Damit wird Oberlunkhofen zum Armenhaus», warnte er und sprach sich für eine «vernünftige Finanzierung» aus, mit einem für acht bis zehn Jahre um 10 bis 15 Prozent höheren Steuerfuss. Über den Finanzplan wird nicht abgestimmt. Wohl aber über das Budget, das einen operativen Verlust von 240 100 Franken aufweist, und den Steuerfuss bei unveränderten 74 Prozent. Beide hiess die «Gmeind» ohne Gegenstimmen gut. Mit einem «Dank für die aktive Teilnahme» konnte Gemeindeammann Alain Maître die Versammlungsteilnehmenden nach zwei Stunden in den Apéro entlassen.
Die Beschlüsse
Von den 1535 Stimmberechtigten nahmen 129 an der Einwohnergemeindeversammlung teil. Das Beschlussquorum von 307 wurde somit verpasst, die Beschlüsse unterstehen mit Ausnahme der Einbürgerung dem fakultativen Referendum. Die «Gmeind» hat alle traktandierten Geschäfte gutgeheissen, vom Protokoll über eine Einbürgerung, die drei Kredite für die Beschaffung eines TLF für die Feuerwehr, für die Kanalisation und den Heizungsersatz für das Schulareal bis hin zur Änderung des Reglements zur Musikschul-Kostenbeteiligung, der Abschreibungs-Vorfinanzierung für die geplante Turnhalle Breite – demnach dürfen in Jahren mit Ertragsüberschuss zinsfreie Reserven gebildet werden – und die Genehmigung von Budget und Steuerfuss. --tst