Er macht sein Ding
19.12.2025 Sport, FussballDer Freiämter Michael Winsauer beweist auch beim SC Kriens seine Fähigkeiten
Wo er ist, kommt der Erfolg. Erst beim FC Sarmenstorf, dann beim FC Baden – und jetzt mischt der frühere FC-Wohlen-Spieler Michael Winsauer mit dem SC Kriens die 1. Liga ...
Der Freiämter Michael Winsauer beweist auch beim SC Kriens seine Fähigkeiten
Wo er ist, kommt der Erfolg. Erst beim FC Sarmenstorf, dann beim FC Baden – und jetzt mischt der frühere FC-Wohlen-Spieler Michael Winsauer mit dem SC Kriens die 1. Liga Promotion auf. Der Waltenschwiler ist mit dem Team auf dem Weg in die Challenge League. Will er das überhaupt?
Stefan Sprenger
Vorneweg: Über sich selbst verliert er kein positives Wort. Eigenlob stinkt. Es passt auch nicht zum bodenständigen Österreicher, der mittlerweile im Freiamt heimisch geworden ist. «Die Bühne gehört den Spielern», sagt Michael Winsauer. Dabei ist es sicherlich auch zu einem grossen Teil ihm zu verdanken, dass auf dem Kleinfeld in Kriens aktuell der Erfolg eingezogen ist. 16 Spiele, 13 Siege – keine einzige Niederlage. Kriens ist Leader, Kriens schnuppert an der Rückkehr in die Challenge League.
Weil Winsauer demütig schweigt, übernehmen wir die Lobeshymne. Nach vielen Profistationen in Österreich und Neuseeland, zog es ihn 2010 nach Wohlen. In den Niedermatten wurde er Captain, Leistungsträger, Kultfigur. Sportlich und menschlich schlägt Winsauer ein. Und auch nach seinem Karriereende 2014 versprüht er weiterhin goldigen Staub. Ob als Lehrer in Waltenschwil, als geselliger Mensch oder als Fussballexperte: Winsauer ist einfach ein guter Kerl und überall beliebt. Der FC Sarmenstorf weiss das. 2019 übernimmt er auf dem Bühlmoos die Amateurkicker in der 2. Liga. Der FC Sarmenstorf ist so ein Klub wie in seiner Heimat, wo er das Kicken lernte: Beim FC Reith (bei Kitzbühel). In «Sarmi» folgt die glorreiche Ära: Sarmenstorf ist ein Spitzenteam in der 2. Liga und gewinnt den Aargauer Cup. Unvergessen legendär die «blaue Wand», als fast das ganze Dorf nach Baden zum Cupfinal pilgerte, um das Team zu unterstützen. 2022 übernimmt er dann den FC Baden. Nach dem Aufstieg in die Promotion League steigt Winsauer mit dem FC Baden direkt noch einmal auf – in Folge in die Challenge League. Wo «Winsi» ist, da lodert das Euphorie-Feuer.
Neuer Versuch für UEFA-Pro-Diplom
Doch damals wird sein Feuer ein wenig gelöscht. Im März 2024 verkündete Michael Winsauer seinen Abschied bei Baden und verpasst am Ende der Saison 2023/24 den Ligaerhalt. Zu anspruchsvoll war das Unterfangen, mit einer Amateurmannschaft in der Challenge League bestehen zu können. Ihm wurde damals das Aufnahmeverfahren zur Uefa-Pro-Lizenz nicht gewährt, weil er zu wenige Punkte sammelte als Trainer. Und so durfte er nicht mehr auf Profistufe als Trainer amten – respektive nur dann, wenn der Verein eine saftige Busse bezahlt. Um Trainer in der Challenge League sein zu können, benötigt man in der Schweiz nämlich das Uefa-Pro-Diplom.
Und nun ist Winsauer wieder an einem ähnlichen Ort angelangt. Wer im Winter die Tabelle anführt, der ist auch Aufstiegskandidat Nummer 1. Was ist mit seiner fehlenden Trainerlizenz für die Profistufe? «Ich versuche es nochmals mit der Lizenz», sagt Winsauer. Er hat sich für das Aufnahmeverfahren nochmals angemeldet und alles eingereicht – Motivationsschreiben inklusive. Falls er aufgenommen wird, kann er mittels provisorischer Lizenz auch in der Challenge League amten. Um die nötige Lizenz zu erhalten, muss er Kurse besuchen, Prüfungen absolvieren – und so weiter. «Es ist sehr aufwendig», weiss er.
Doch er will es. «Ich fühle mich wohl beim SC Kriens. Der Fussball macht mir Spass. Ich bin gerne Trainer. Wenn es sein soll und ich den Weg weitergehen darf, dann bin ich voll dabei. Wenn nicht, dann ist es eben so. Ich kann nicht mehr tun, als alles zu geben.» Er gibt alles für die Krienser. Als er im Sommer 2025 den SC Kriens übernahm, wusste man nicht so recht, wie sich alles entwickeln würde. Kriens war in der Vorsaison bereits ein gutes Team, hatte aber über ein halbes Dutzend Abgänge und Neuzugänge, zudem wurde der Staff stark umgestellt. «Der Erfolg, den wir jetzt haben, war nicht unbedingt zu erwarten», sagt Winsauer. Die Neuen haben sich schnell integriert und das Team kam in einen Lauf. «Einige Spieler sind schon länger hier und haben Stallgeruch. Andere haben sich perfekt eingefügt ins grosse Ganze. Zudem hat der Verein ein sehr gutes und familiäres Umfeld. Das spürt man. Das finde ich sehr wichtig und ist auch ein Grund für den Erfolg. Wir haben junge willige Spieler und wir haben etwas erfahrenere Kräfte, die enorm ehrgeizig sind. Und: Wir hatten wenige Verletzungen und ab und an auch das nötige Glück. Die Jungs sind bereit zu lernen und hart zu arbeiten, müssen auch auf Dinge verzichten, das ist ein guter Nährboden, um erfolgreich zu sein», bilanziert Winsauer die Vorrunde, in der sein Team ungeschlagen blieb und sich selbst gegen Challenge-League-Team Wil im Schweizer Cup erst in der Verlängerung geschlagen geben musste.
Beim SC Kriens sind noch weitere Freiämter Akteure dabei. Flavio Caserta, der beim FC Wohlen das Fussballspielen lernte und heute in Rottenschwil zu Hause ist. Oder Djordje Komatovic, ebenfalls ein Akteur mit Vergangenheit beim FC Wohlen. Oder Philipp Strebel, der Athletiktrainer. Er stammt aus Birri. Winsauer kennt ihn aus gemeinsamen Zeiten beim FC Sarmenstorf, als er Trainer war und Strebel Spieler. «Er hat Sportwissenschaften studiert. Kennt sich mit Athletik und Leistungsdiagnostik aus. Er macht seinen Job sehr gut, bringt die Spieler im athletischen Bereich weiter und schaut, dass ich immer aus dem Vollen schöpfen kann», sagt er.
Harmonie in Fussball und Beruf
«Wir haben es sehr gut miteinander», sagt Winsauer. «Eigentlich beim ganzen SC Kriens ist es ein sehr harmonisches Umfeld und trotzdem sagt man es sich ins Gesicht, wenn einem etwas nicht passt.» Das ist irgendwie auch logisch, mit diesem grossen Erfolg. Auch harmonisch ist es an seiner Arbeitsstelle. Mit einem Pensum von knapp 50 Prozent arbeitet er an der Schule Halde in Wohlen, unterrichtet dort DAZ (Deutsch als Zweitsprache). Bis zum Sommer 2025 war er in Waltenschwil an der Schule Klassenlehrperson für die 5./6. Schulstufe. Sein unfreiwilliger Weggang löste im Dorf Unmut aus. Dazu sagt Winsauer: «An der Schule Waltenschwil musste ich meinen Vertrag auslaufen lassen, da man keine Lösung mit mir finden wollte, wie man das Lehrerdasein und meine Leidenschaft zum Fussball verbinden könnte. Das fand ich nach 13 Jahren an der Schule schon sehr schade. Und ich vermisse natürlich auch das Team, welches sich für mich sehr eingesetzt hat. Der Blick ist seit Sommer aber nach vorne gerichtet. Ich fühle mich in der Halde sehr wohl.»
Wenn es die Zeit zulässt, dann besucht er Heimspiele des FC Wohlen oder holt seinen Sohn Fabio ab, der in den Niedermatten im Nachwuchs spielt, oder Tochter Mara, die bei Handball Wohlen ihre Passion gefunden hat. «Wenn man tut, was man liebt, dann kommt es gut», meint Winsauer. Mit jener Einstellung hat er jedenfalls grossen Erfolg – überall wo er auftaucht. Er macht einfach sein Ding.

