«Er hat das Tor nie getroffen»
15.09.2023 Sport, FussballFussball, 1. Liga classic: FC Dietikon – FC Wohlen (Samstag, 16 Uhr)
Nach dem Mittelfinger-Eklat wird FCW-Trainer Piu für vier Spiele von der Bank verbannt. Co-Trainer Ivano Rizzo übernimmt. Gegen Dietikon wollen die Wohler unbedingt den zweiten ...
Fussball, 1. Liga classic: FC Dietikon – FC Wohlen (Samstag, 16 Uhr)
Nach dem Mittelfinger-Eklat wird FCW-Trainer Piu für vier Spiele von der Bank verbannt. Co-Trainer Ivano Rizzo übernimmt. Gegen Dietikon wollen die Wohler unbedingt den zweiten Saisonsieg. Es wird höchste Zeit.
Stefan Sprenger
Die schwache Schiedsrichterleistung ist einigermassen verdaut. Der FC Wohlen schaffte gegen Köniz trotz zwei Platzverweisen den Punktgewinn (0:0). Trainer Piu war so angesäuert, dass er bei Abpfiff dem Unparteiischen den Mittelfinger zeigte. Die Konsequenz: Rote Karte. Vier Spielsperren.
Piu: «Es tut weh, aber ...»
Er weiss, dass es nicht richtig war. Aber in den Emotionen passieren Fehler. «Es tut weh, dass ich dem Team jetzt nicht mehr am Spielfeldrand helfen kann. Aber ich weiss auch, dass die Mannschaft in guten Händen ist.» Co-Trainer Ivano Rizzo übernimmt. Er sagt: «Piu und ich haben dieselben Ansichten, wir ticken gleich. Für das Team wird sich nicht viel ändern.»
Rizzo stand bei Nachwuchsteams schon oft an der Seitenlinie und meint: «Es ist natürlich nicht gut, wenn der Trainer auf der Tribüne zuschauen muss. Aber ich freue mich trotzdem auf meine neue Aufgabe an der Seitenlinie.» Das Team habe unter der Woche richtig gut trainiert. Die Marschrichtung gegen Dietikon ist klar: «Voll auf Sieg. Wir glauben an uns. Wenn wir gegen Dietikon unser Spiel machen und die Torchancen nutzen, wird es schwierig für den Gegner.» Nach den ersten sechs Ligaspielen ist der FC Wohlen im breiten Mittelfeld. Vier Unentschieden und je ein Sieg sowie eine Pleite. Sieben Punkte, Rang 9. «Zu wenig», sagt Rizzo. «Auch wenn die Leistungen sehr oft gepasst haben.»
Ohne Taty und Nitaj
Die Wohler müssen auf die beiden Spieler verzichten, die gegen Köniz vom Platz verwiesen wurden. Guillaume Taty erhält zwei Spielsperren, Leotrim Nitaj eine. Dazu fällt Kevin Quintas aus, der sich gegen Köniz am Auge und an den Bändern verletzte. Immerhin: Justin Pfister, der gegen den FC Muri in den Schlussminuten mit Rot vom Platz gestellt wurde (er traf den Gegenspieler unabsichtlich mit dem Ellbogen am Kopf), hat seine vier Spielsperren abgesessen und darf wieder mittun.
Dietikon schiebt Wohlen die Favoritenrolle zu
Der FC Wohlen geht auswärts gegen Dietikon als Favorit ins Spiel. Das sagt auch Dietikon-Trainer Daniel Tarone. «Wir wollen die Punkte natürlich bei uns behalten und hoffen auf ein Spiel auf Augenhöhe. Aber Wohlen ist in der Favoritenrolle. Mein Team ist nicht optimal in die Saison gestartet, wir sind irgendwie noch nicht richtig in der 1. Liga angekommen.» Das beweisen auch die Resultate. In den ersten sechs Spielen gab es fünf Niederlagen. 0:1 gegen Solothurn, 0:2 gegen Bassecourt, 1:2 gegen Köniz, 2:3 gegen Courtételle und am letzten Wochenende ein 1:5 gegen Schötz. Einziger Ausreisser: ein 4:0-Sieg gegen Langenthal. FCW-Trainer Piu weiss: «Es ist in etwa dasselbe Team, das in der letzten Saison aufgestiegen ist. Dietikon hat seine Stärken. Wir werden aber versuchen, seine Schwächen auszunützen.» Wie das geht, hat Piu bereits bewiesen. Als der FC Muri in der Saison 2021/22 in die 1. Liga aufgestiegen ist, kam es im letzten Spiel zur Finalissima gegen Dietikon. Schon damals war Tarone Trainer der Zürcher, Piu beim FC Muri. Das 2:2 brachte Muri den Aufstieg.
«Schöne Erinnerungen»
Tarone ist kein Unbekannter beim FC Wohlen. «Ich habe nach wie vor Kontakt zu einigen Kumpels von damals», sagt der 47-Jährige. Und natürlich kennt er auch Piu. Von 2009 bis 2011 spielte er in den Niedermatten. Ebenfalls bei Wohlen war damals Stürmer Piu. «Er ist ein fröhlicher und toller Typ», beschreibt Tarone den Schweiz-Brasilianer. Beide sind humorvolle Typen. Das beweist folgende Aussage von Tarone: «Ich habe ihm immer perfekte Pässe gespielt, aber er hat das Tor nie getroffen.»
Der gebürtige Dietiker Tarone lebt heute in der Ostschweiz, in Münchwilen. Der Grund: Als er zwischen 2011 und 2017 Co-Trainer des FC St. Gallen ist, kauft er sich mit seiner Frau ein Haus – und möchte seine Kinder jetzt nicht mehr aus dem angewöhnten Umfeld reissen. Tarone arbeitet zu 50 Prozent bei der Migros-Bank und betreibt noch eine Fussball-Academy, wo er Trainingscamps und Individualtrainings anbietet. Er freut sich jetzt auf die Partie gegen seinen früheren Club. «Wenn ich an den FC Wohlen denke, kommen schöne Erinnerungen hoch. Ich hoffe, es gibt ein spannendes Spiel.»