In Niederwil konnte letzte Woche die neue Asylbewerberunterkunft bezogen werden
Das Thema Asylunterkunft hat im Dorf lange für rote Köpfe gesorgt. Jetzt sind die Wogen geglättet, der Neubau konnte bezogen werden. «Einige der künftigen Bewohner ...
In Niederwil konnte letzte Woche die neue Asylbewerberunterkunft bezogen werden
Das Thema Asylunterkunft hat im Dorf lange für rote Köpfe gesorgt. Jetzt sind die Wogen geglättet, der Neubau konnte bezogen werden. «Einige der künftigen Bewohner haben geweint, so sehr waren sie berührt», erzählt Gemeinderätin Martina Balmer.
Chregi Hansen
Sie ist erleichtert. Erst etwas mehr als ein Jahr im Amt, hat Gemeinderätin Martina Balmer bereits alle Hände voll zu tun. «Das Asylthema beschäftigt alle Gemeinden. Aber uns in Niederwil zuletzt noch etwas mehr», erklärt sie. Nachdem nun letzte Woche der Neubau an der Hubelstrasse bezogen werden konnte, fällt jetzt ein Teil der Arbeit weg. «In den letzten Wochen war ich fast täglich am Thema dran», sagt sie.
Immerhin – es war eine angenehme Aufgabe, mit der sie zuletzt konfrontiert war. Nachdem die neue Unterkunft fertig erstellt war, ging es jetzt um die Einrichtung. «Wir haben eine enorm grosse Flut an Sachspenden erhalten. Fast täglich wurde mir die Frage gestellt, was wir denn noch brauchen können», berichtet die Ressortvorsteherin. Die grosse Solidarität über die Gemeindegrenze hinaus berührt sie. «Es ist toll zu sehen, wie viele Menschen helfen wollen», sagt Balmer.
Damit wird auch das hässliche Bild korrigiert, dass sich Niederwil gegen die Aufnahme von Asylbewerbern sträube. Denn diesen Eindruck konnte man von aussen gewinnen. Der notwendige Ersatz für die in die Jahre gekommenen Baracken im Zentrum, die bald einer Überbauung weichen müssen, hat viel Zeit benötigt und zu intensiven Diskussionen geführt. Erst wurde der Kauf einer Liegenschaft an der Göslikerstrasse abgelehnt, dann gab es Widerstand gegen den geplanten Neubau an der Hubelstrasse. An der «Gmeind» fand der benötigte Kredit zwar eine Mehrheit, dagegen wurde jedoch das Referendum ergriffen. Im Oktober 2021 sagten die Niederwiler dann aber Ja zum Neubauprojekt.
Zehn Personen wohnen hier
Das ist Schnee von gestern. Nach nur sieben Monaten Bauzeit konnte der Neubau Ende letzte Woche bezogen werden. «Es war ein besonderer Moment für die Asylbewerber. Sie waren fast überwältigt, wie schön sie in Zukunft leben können, nachdem sie vorher in den alten Baracken hausten. Sie sind enorm dankbar», erzählt Balmer. Der zweistöckige Bau mit je einer Wohnung auf jeder Etage ist ausgelegt auf eine Belegungszahl von 12 Personen und könnte, falls die Asylzahlen zurückgehen, auch anders genutzt werden. Aktuell sind 10 Plätze belegt. Vom einstigen Widerstand gegen das Projekt sei nichts mehr spürbar, berichtet die Gemeinderätin. «Im Gegenteil, wir erhalten viel Lob für diese Lösung. Und die grosse Spendenbereitschaft werte ich als gutes Zeichen.»
Ukrainer im alten Schulhaus
Die Bewohner der neuen Liegenschaft stammen grösstenteils aus Afghanistan, dazu kommen zwei Personen aus Somalia und ein Äthiopier. Betreut werden diese seit einigen Monaten durch die Caritas, für Balmer eine grosse Entlastung. Nicht einziehen werden hingegen die Flüchtlinge aus der Ukraine. Diese sind im alten Schulhaus einquartiert. Diese Lösung habe sich bisher bewährt, macht Martina Balmer deutlich. Auch dieses Thema hatte sie im letzten Jahr als neue Gemeinderätin stark gefordert. «Die Belastung war schon gross. Aber jetzt kann ich mich wieder vermehrt meinen anderen Bereichen widmen», freut sie sich.