† Elsbeth Weisshaupt, Wohlen
12.11.2024 NachrufeAm 3. Juli 1945 erblickte ich als vierte Tochter meiner Eltern das Licht der Welt. Mein Vater war der langjährige Zivilstandbeamte von Wohlen, währenddem mein Mueti vor ihrem Engagement für die Familie als bekannte Modistin in der Wohler Strohindustrie tätig war. Der ...
Am 3. Juli 1945 erblickte ich als vierte Tochter meiner Eltern das Licht der Welt. Mein Vater war der langjährige Zivilstandbeamte von Wohlen, währenddem mein Mueti vor ihrem Engagement für die Familie als bekannte Modistin in der Wohler Strohindustrie tätig war. Der frühe Tod meiner Schwester Irène im Säuglingsalter war für unsere junge Familie ein schwerer Schicksalsschlag. Dessen ungeachtet durfte ich zusammen mit meinem einzigen Bruder Heribert und meinen drei Schwestern am Bahnhofweg sowie in dem von mir so geliebten Jugendstil-Haus an der Hochwacht eine unbeschwerte, frohe Jugendzeit erleben.
Die obligatorischen Schuljahre an der Primar- und der Bezirksschule im Haldenschulhaus waren für mich abwechslungs- und zugleich lehrreich. Der glückliche Zufall wollte es, dass ich in der Bezirksschule in der gleichen Klasse – und oftmals nur durch eine Bankreihe getrennt – eingeteilt war, wie ein gewisser Hanspeter Weisshaupt. Wenn einzelne Lehrer – vor allem im Französisch oder auch Englisch – sich von den aufwendigen Korrekturarbeiten entlasten wollten, wurden die von den Schülern gemachten Probearbeiten einfach untereinander ausgetauscht. Dabei haben Hanspeter und ich die von uns in unterschiedlichen Farben benutzten Schreibfedern oftmals gegenseitig ausgetauscht und damit unsere Noten eher verbessert als verschlechtert. In der Jugendorganisation des Blauring durfte ich zahlreiche und oftmals auch sehr lehrreiche Gruppenstunden erleben. Dabei hat mir das Theaterspielen immer besonders viel Freude bereitet. Die diversen Aufführungen mit viel Publikum im ehemaligen Vereinslokal gehörten zu den Höhepunkten meiner Jugendjahre.
Im Anschluss an die obligatorischen Schuljahre besuchte ich in Aarau die Töchterschule Limania, bevor ich anno 1962 im Seminar Bernarda in Menzingen meine fünfjährige Ausbildung zur Lehrerin für den hauswirtschaftlichen Unterricht sowie für Handarbeit startete. Die Vielzahl der Fächer im Unterricht, wie Ernährungslehre, Kochen, Kranken- und Kinderpflege, Staatskunde, Familienrecht und speziell auch Turnen haben mich – mit Ausnahme meines Horrorfaches Physik, bei dem ich nur den jungen Lehrer super fand – immer fasziniert und begeistert. Im Jahre 1967 durfte ich in Menzingen vom nachmaligen Zuger Bundesrat Hans Hürlimann meine zwei Lehrpatente für Hauswirtschaft und Handarbeit in Empfang nehmen.
Meine erste Anstellung als Lehrerin fand ich bei der Erziehungsdirektion des Kantons Zürich. Dabei durfte ich in der Zeit von 1967 bis 1972 an verschiedenen Schulorten, so in Weesen, Ilanz, Flumserberge und auch Courtemélon die Maturandinnen sowie Lehrentlassenen in den Fächern Hauswirtschaft und Handarbeit unterrichten. Die im Volksmund allgemein bekannte «Rüebli-RS» dauerte jeweils vier Wochen, und dies in einem von der Aussenwelt fast etwas abgeschotteten Internat. Dabei wurden die jungen Töchter mit jenen Fächern vertraut gemacht, die während ihrer Ausbildung in der Lehre oder im Seminar nicht zum Stoffplan gehörten, aber für das spätere Leben oftmals sehr wichtig wurden.
Als eindrückliches Erlebnis in meiner Jugendzeit bleibt mir auch mein mehrmonatiger Einsatz als jugendliche Rotkreuzhelferin im afrikanischen Gabun während des grauenhaften Biafra-Krieges in bleibender Erinnerung.
Nach der Heirat im Jahre 1972 mit meinem langjährigen Schul- und fast Kindergartenfreund Hanspeter durfte ich mit viel Freude und Begeisterung an der Bezirksschule Wohlen im Haldenschulhaus während 25 Jahren in fast jährlich wechselnden Teilzeitpensen die mir immer sehr lieb und vertraut gewordenen Oberstufenschülerinnen in den Fächern Hauswirtschaft und Lebenskunde unterrichten. Gleichzeitig hatte ich das Vergnügen, in teilweise sehr amüsanten Abendkochkursen zahlreiche lernwillige Senioren in die Kunst eines ausgewogenen Kochens einzuführen. Dabei konnte ich von meinen Senioren – quasi im Gegenzug – viel Wissenswertes über diverse Weine und die verschiedenen Anbaugebiete des edlen Rebensaftes erfahren. Die Tatsache, dass diese Abende teilweise länger dauerten als der besorgte Schulhausabwart dies erhofft hatte, war nicht ganz überraschend.
In der Zeit von 1997 bis zu meiner Pensionierung im Jahre 2007 habe ich ebenfalls in einem Teilzeitpensum von 8 bis 10 Stunden pro Woche im Schulhaus Hof in Villmergen mit zwei lieben Kolleginnen, nämlich Silvia Meier und Bea Studerus, den obligatorischen Hauswirtschaftsunterricht für Mädchen und erstmals auch Knaben geteilt. Wir waren ein sehr harmonisches Team und haben uns gegenseitig immer unterstützt.
Im Auftrag der Erziehungsdirektion des Kantons Aargau durfte ich während fast 20 Jahren – nebst meinen Teilzeitpensen in Wohlen und Villmergen – als Inspektorin für den hauswirtschaftlichen Unterricht der beiden Freiämter Bezirke Muri und Bremgarten den oftmals jüngeren Kolleginnen einige Ratschläge und gemachte Erfahrungen weitergeben. Diese Aufgabe hat mir ebenfalls viel Freude gemacht und ich lernte dank meiner diversen Kontakte mit den zuständigen Mitgliedern der einzelnen Schulpflegen auch die unterschiedlichen Gewichtungen des Hauswirtschaftsunterrichts in den Freiämter Schulgemeinden kennen.
Mit meinem lieben Hanspeter durfte ich während fast 52 Jahren eine glückliche und harmonische Ehe führen. Der beidseitige Respekt sowie das gegenseitige Verständnis für die Bedürfnisse des Partners hatten für uns immer oberste Priorität. Dass dies nicht ganz selbstverständlich ist, habe ich immer gewusst und ich bin für dieses für uns glückliche Schicksal dem Herrgott auch stets dankbar.
Unsere beiden gesunden Söhne Andreas, geboren 1978, und Martin, geboren 1982, haben unser familiäres Glück vollendet. Meine diversen Engagements, so als Mammi, als Chefin in Haus und Garten sowie als Erzieherin und oftmals auch als Seelentrösterin wie auch als Chauffeuse zu den diversen sportlichen Aktivitäten der beiden Söhne haben mich stets gefreut und selbstverständlich teilweise auch gefordert. Mit Genugtuung und Dankbarkeit darf ich heute feststellen, dass unsere Beiden ihre Universitätsstudien erfolgreich abgeschlossen haben und wir heute miteinander ein tolles familiäres Verhältnis pflegen dürfen.
Dank der Heirat von Andreas mit seiner lieben Susanne wurde ich vor relativ kurzer Zeit auch Grossmamma von Sarina, heute 7-jährig, und Dario, heute 4-jährig. Dieses Gefühl ist einmalig und macht mich immer mehr dankbar. Die diversen Spiele und das Zusammensein mit den beiden gesunden, aufgeweckten Enkelkindern, sei es in Hergiswil im Garten oder auch im Estrich in Wohlen haben mir stets grosse Freude bereitet und innere Befriedigung gebracht.
Da Martin seine liebe Partnerin Henrike in Hamburg gefunden hat, hat sich mein Lebenskreis über das heimatliche Freiamt erweitert. Ich freue mich im Besondern darüber, dass sich unsere beiden Schwiegertöchter auch gegenseitig gut verstehen und sich im «Weisshaupt’schen» Familienkreis wohl und geborgen fühlen.
Da des Menschen Leben nicht nur aus Arbeiten und Schlafen besteht, war es mir vergönnt, in der Freizeit auch schöne unbeschwerte Stunden bei meinen Hobbys zu erleben. So durfte ich während fast 40 Jahren meinen Drang nach Rhythmus und Bewegung in den wöchentlichen Turnstunden bei Bethli Hartmann sowie bei Waldläufen mit meinen Freundinnen in der näheren Umgebung ausleben. Von unserer Ferienwohnung in Laax aus konnte ich mit meiner Familie die schöne bündnerische Bergwelt mit längeren oder auch kürzeren Wanderungen erkunden und schätzen lernen.
Die für uns im Freiamt wichtige fünfte Jahreszeit hat mich seit Jugendzeit immer wieder aufs Neue, und zwar auch nachhaltig, mit dem Fasnachtsvirus angesteckt. So bleiben mir die verschiedenen Kinder-Fasnachtsumzüge in Wohlen mit unseren stets in einem speziellen Sujet gewählten Auftritt und immer selbst genähten Kleidern unvergessen. Im Rahmen der Wohler Kammergesellschaft durfte ich an rund 40 Ballveranstaltungen im Casino meine angestammte Fasnachtsbegeisterung jährlich neu ausleben. Die Maskenprämierung mit den dabei für unsere Frauengruppe oftmals erhaltenen Anerkennungspreisen entschädigten für den meistens nicht geringen zeitlichen Aufwand für unsere jährlich wechselnde Kostümierung.
Da ich meine beiden Söhne während vieler Jahre zum Tennis gebracht und gefahren habe, hat mich das Spiel mit dem Filzball auch selbst immer mehr interessiert. Meine Freude am Spiel und insbesondere auch an der körperlichen Herausforderung waren jedoch immer grösser als der dabei erreichte Erfolg. Seit meiner Pensionierung hat mich das Golf mit dem kleinen, tückischen weissen Ball immer mehr fasziniert. Dabei durfte ich in den letzten 15 Jahren meistens auf den Anlagen des Golfclubs Sempachersee, aber auch auf anderen Plätzen in der Schweiz und teilweise auch im Ausland schöne, aber teilweise auch herausfordernde Golfrunden erleben. Die dabei erlebten persönlichen Beziehungen wurden in verschiedenen Fällen zu echten und tiefen Freundschaften. Ich bin für diese beglückenden, über das Golfspiel hinausgehenden Beziehungen dankbar, die wir mit verschiedenen «Golf-Gschpändli» führen und bis heute auch gegenseitig pflegen dürfen.
Leider wurde ich nach diversen medizinischen Untersuchungen im Sommer des letzten Jahres mit der Diagnose eines Bauchspeicheldrüsenkrebses im fortgeschrittenen Stadium konfrontiert. Die ambulant im Spital durchgeführten 23 Chemotherapien – gepaart noch mit einem Darmverschluss – haben mich Kräfte gekostet. Dank der täglich professionell durchgeführten Stomapflege durch Anita Amsler und dank dem selbstlosen Einsatz meines lieben Ehemannes, der dabei bis anhin unerkannte Fähigkeiten entwickelt hat, kann ich mein zeitlich jetzt noch beschränktes Leben in unserem Einfamilienhaus und der vertrauten Umgebung an der Bergmatt und nicht in einem Pflegeheim oder Hospiz verbringen. Dafür bin ich unsäglich dankbar.
Sollte ich in meinem Leben jemandem Unrecht angetan haben oder ihn ungerecht behandelt oder persönlich verletzt haben, bitte ich um Entschuldigung.
Ich bin – Gott sei es gedankt – sowohl körperlich als auch seelisch vorbereitet auf mein zweifellos bald bevorstehendes Lebensende. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Euch in einer anderen Welt.
Dieser Lebenslauf wurde von Elsbeth Weisshaupt im Sommer 2024 selber erfasst.