Eine Schwäche für die Kleinen
14.02.2025 Eishockey, SportEishockey, NLA: Der Boswiler Jannik Fischer kämpft mit Ajoie um den Klassenerhalt
Jannik Fischer spielt seine zweite Saison beim HC Ajoie. Die Jurassier kämpfen darum, sich in der NLA zu etablieren. Die Rolle des Underdogs gefällt dem Boswiler. So gut, dass ...
Eishockey, NLA: Der Boswiler Jannik Fischer kämpft mit Ajoie um den Klassenerhalt
Jannik Fischer spielt seine zweite Saison beim HC Ajoie. Die Jurassier kämpfen darum, sich in der NLA zu etablieren. Die Rolle des Underdogs gefällt dem Boswiler. So gut, dass er seinen Vertrag bereits um ein Jahr verlängert hat. Der 34-Jährige hat aber bereits Pläne für die Zeit nach seiner Karriere.
Auf den HC Ajoie wartet heute Freitag das erste von sechs «Finalspielen». Um 19.45 Uhr empfangen die Jurassier den HC Davos. In dieser und den folgenden fünf Partien versuchen sie von Rang 14, dem letzten Platz der Tabelle, noch auf Rang 12 zu klettern. Für die Teams auf den Plätzen 11 und 12 ist nämlich die Saison anschliessend zu Ende und der Klassenerhalt geschafft. Die Mannschaften auf Rang 13 und 14 spielen hingegen untereinander im Play-out. Der Verlierer muss dann noch gegen den NLB-Meister ran und hat dort eine letzte Chance, um den Abstieg zu verhindern. «Da gar nicht alle NLB-Teams aufsteigen können, findet das Spiel unter Umständen gar nicht statt. Aber je eher wir den Klassenerhalt schaffen, desto besser», gibt sich Jannik Fischer kämpferisch.
Der Boswiler weiss, dass jede Platzierung über dem letzten Rang bereits ein Erfolg wäre. Für ihn ist es die zweite Saison beim HC Ajoie. Das Team spielt aber bereits das vierte Jahr in Serie in der NLA. In den drei Jahren waren sie nach der Regular Season stets Schlusslicht. Diese Saison läuft bisher gut für den Freiämter, und sein Team. Ajoie ist auf dem Weg, den bisherigen NLA-Punkterekord zu knacken. Fischer hat einiges dazu beigetragen. Bisher hat er nur zwei Spiele mit einer Schulterverletzung verpasst. «Es läuft nicht schlecht. Wir steigern uns. Vor der Niederlage gegen den ZSC diese Woche haben wir drei Spiele in Serie gewinnen können. Ich bin zuversichtlich, dass wir den letzten Platz früher oder später loswerden.»
Den Grossen ein Bein stellen
Der HC Ajoie kommt aus der 6000-Einwohner-Stadt Pruntrut im Kanton Jura. Der Verein spielt in der Raiffeisen Arena, die gerade mal 5178 Zuschauer fasst. Es ist die kleinste Halle der Liga. Das Team, das erst seit drei Jahren in der Liga ist, versucht so gegen Mannschaften aus Grossstädten wie Zürich, Lugano, Bern, Lausanne oder Genf zu bestehen, die sich teilweise über Jahrzehnte hinweg in der NLA etablieren konnten. «Genau das hat mich damals gereizt, als ich hierhin gewechselt bin. Es ist ein interessantes Projekt», sagt Fischer.
Solche Voraussetzungen kennt er von seiner vorherigen Station nur zu gut. Er ist vom HC Ambri-Piotta in den Jura gewechselt. Die Tessiner haben zwar eine leicht grössere Eishalle als die Jurassier, sind aber in der 900-Seelen-Gemeinde Quinto zu Hause. Und ihnen ist mit diesen Voraussetzungen das gelungen, was der HC Ajoie anstrebt. Ambri-Piotta ist seit 1985 ununterbrochen in der NLA. Der Verein ist zum Kultclub geworden und zieht Fans aus der ganzen Schweiz an. «Mir gefällt das wirklich sehr, wenn man als vermeintlich kleines Team mit Kampf und Einsatz versucht den Grossen ein Bein zu stellen.»
Pläne sind da für Zeit danach
Und wenn es Jannik Fischer bei einem Verein gefällt, bleibt er dort gern auch länger. Fünf Jahre lang war er bei Ambri-Piotta unter Vertrag. Zuvor hat er gar acht Jahre lang für Lausanne gespielt. Und auch bei Ajoie hat er seinen Vertrag bereits um ein weiteres Jahr verlängert, völlig unabhängig davon, ob der Klassenerhalt gelingt oder nicht. Dass er im Jura gleich acht Jahre bleibt, ist allerdings unwahrscheinlich. Fischer ist bereits 34 Jahre alt. «Ich fühle mich gut und kann noch spielen. Aber momentan nehme ich Jahr für Jahr. Dass ich dem Karriereende näher bin als dem Anfang, ist Tatsache.» Für die Zeit danach hat er vorgesorgt. Mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Simon, der ebenfalls Eishockey-Profi war, hat er das Logistikunternehmen «Africa Container Shipping GmbH» gegründet. Bereits jetzt arbeitet er jede freie Minute am Unternehmen und wird sich nach der Karriere noch stärker der Firma widmen. Sein Bruder hat die Karriere schon 2019 beendet und ist wegen ihrer gemeinsamen Tätigkeit mittlerweile nach Südafrika ausgewandert. Aktuell ist ihre Mutter Christine, die sie ebenfalls beim Unternehmen unterstützt, noch Jannik Fischers einzige Verbindung nach Boswil. «Sie lebt noch in Boswil und im Freiamt bin ich nur, wenn ich sie besuche. Ansonsten habe ich kaum Verbindungen in die Region. Als ich die Schule abgeschlossen habe, ging es bei mir gleich mit der Eishockey-Karriere weiter. Zu den ehemaligen Schulkollegen konnte ich so keine Verbindung aufbauen.»
Dementsprechend wird er nach dem Karriereende voraussichtlich nicht in die Region Freiamt zurückkehren. Seine Frau stammt aus Montreux. «Während meiner Zeit in Lausanne habe ich mich in die Stadt verliebt und möchte mit meiner Frau dorthin ziehen. Es ist sehr schön mit dem See, dem Montreux Jazz Festival, dem Weihnachtsmarkt. Aber es ist nicht so gross und hektisch wie Lausanne.» Das ist allerdings noch Zukunftsmusik. In der Gegenwart spielt er noch beim HC Ajoie und hat mit dem Club noch einiges vor. «Wir geben alles in den letzten Spielen und nach 52 Partien wird dann abgerechnet.» --jl