Eine Heldengeschichte
11.03.2025 Sport, FussballFC Wohlen im Stress
Am letzten Samstag gewinnt der FC Wohlen gegen das Team der Stunde, den FC Langenthal. Ausgerechnet Alban Pnishi sorgt mit seinem Traumtor für die Entscheidung beim 1:0-Heimerfolg. Pnishi feierte in jener Partie seinen 250. Einsatz für den FC ...
FC Wohlen im Stress
Am letzten Samstag gewinnt der FC Wohlen gegen das Team der Stunde, den FC Langenthal. Ausgerechnet Alban Pnishi sorgt mit seinem Traumtor für die Entscheidung beim 1:0-Heimerfolg. Pnishi feierte in jener Partie seinen 250. Einsatz für den FC Wohlen.
Am Mittwoch gegen den Leader
Nach diesem Erfolg geht es für den FC Wohlen mit einer englischen Woche weiter. Am Mittwochabend gastiert man auswärts im Niederhasli beim Tabellenführer. Die Grasshoppers II sind bislang das Top-Team dieser Liga. Die Wohler werden sie herausfordern, ehe es am Wochenende im Tessin um den Einzug in den Schweizer Cup von nächster Saison geht. --spr
Fussball, 1. Liga classic: In seinem 250. Spiel schiesst Alban Pnishi den FC Wohlen zum 1:0-Sieg gegen den FC Langenthal
Solche Geschichten schreibt nur der Fussball. Beim besonderen Jubiläum erzielt Captain Alban Pnishi ein Traumtor und sichert den Sieg im Kampfspiel gegen Langenthal. «Besser geht nicht», meint Pnishi.
Stefan Sprenger
58. Minute. Eckball. Pnishi hüpft beim Penaltypunkt hoch. Mit dem Innenrist schiesst er den Ball Richtung Tor. Nicht mit Gewalt. Auch nicht besonders präzise. Aber überlegt und einfach clever. Wie Pnishi eben so ist. Der Ball schlägt hoch im Netz ein. 1:0. Dieses Traumtor lässt die 350 Zuschauer in den Niedermatten jubeln. Bijan Dalvand, der den Eckball getreten hat, und Torschütze Pnishi setzten dann zum spontanen Jubel an – à la Bayern-Star Harry Kane. «Es passt dann einfach perfekt. In meinem Jubiläumsspiel mache ich das 1:0 und wir gewinnen. Besser geht nicht. Typisch Fussball», meint Pnishi.
Der 34-Jährige weiss, wovon er spricht. Denn er hat in seiner Karriere schon einiges erlebt. Im Oktober 2009 gibt er sein Debüt für den FC Wohlen in der Challenge League. Der Bremgarter, der zuvor jahrelang im Wohler Nachwuchs spielt, entwickelt sich im Anschluss zu einer Institution beim FC Wohlen. Der Innenverteidiger ist in der glorreichen «Sforza-Saison» 2014/15 der Captain, spielt eine tragende Rolle. Er wechselt mit 24 Jahren zu den Grasshoppers in die Super League. Für die Zürcher macht er 65 Spiele, sucht danach das Abenteuer. Pnishi spielt in Israel und dem Kosovo, der Heimat seiner Eltern. Für die Kosovo-Nati ist er im September 2016 auf dem Platz, als das kleine Balkanland sein erstes offizielles Spiel durchführt. Pnishi wird ein Volksheld im Kosovo.
Ein taktischer Kick
Seit 2021 schnürt er seine Fussballschuhe wieder für den FC Wohlen. Hier, wo alles begann, wird er voraussichtlich auch alles beenden. Er wird vermutlich auch nächste Saison in den Niedermatten spielen. «Es sieht ganz danach aus», meint der zweifache Familienvater.
Im Spiel gegen Langenthal sieht es in der ersten Stunde ganz nach einem 0:0-Spiel aus. Es ist ein taktischer Kick. Viel Kampf, wenig Glanz. Langenthals Startrainer Maurizio Jacobacci gibt in der Startphase pausenlos taktische Anweisungen. Es gibt kaum Torchancen. Beide Teams treten offensiv eher mutlos auf. Oder die Abwehrreihen haben alles im Griff. Je nach Blickwinkel.
Langenthal wird nur durch einen Freistoss halbwegs gefährlich. Wohlen hat durch die beiden Aussenläufer Edison Golaj und Sandi Sulejmanagic im ersten Durchgang zwei Halbchancen. Apropos: Während Golaj auf der rechten Seite ein starkes Spiel macht, enttäuscht Sulejmanagic, macht viele Fehler. Einer davon führte kurz vor der Pause beinahe zur Langenthaler Führung. Weil sein Rückpass per Kopf zu Goalie Joel Bonorand zu kurz ausfällt, kommen die Gäste – die zuletzt drei Spiele in Serie gewonnen haben – zu einer starken Gelegenheit, die sie aber kläglich vertändeln. Kurz nach dem Seitenwechsel wird Sulejmanagic ausgewechselt.
Wadenbeinbruch beim Gegner
Diese Phase ist auch die beste des FC Wohlen. Das Heimteam drückt aufs Gas. Stürmer Noah Lüscher-Boakye vergibt nach 52 Minuten eine gute Torchance. Es folgt Pnishis Traumtor. Die Wohler ziehen sich danach immer mehr zurück, lauern auf Konter. Langenthal versucht, zu reagieren. Nach 64 Minuten wird Joris Freyenmuth eingewechselt. Der Langenthaler hat danach zwei halbgefährliche Chancen – und muss eine Viertelstunde später mit einem Wadenbeinbruch wieder raus. Die Wohler kommen in der Schlussphase durch den wirbligen Nathan Tayey zu einer guten Chance. Doch es bleibt beim 1:0-Heimsieg.
«Wie erwartet wurde es ein schwieriges Spiel gegen einen starken Gegner», sagt FCW-Trainer Piu, der sich von seinem Team etwas mehr Mut erhofft hat. «Wir haben im ersten Durchgang zu viele lange Bälle geschlagen. Im Lauf des Spiels haben wir das dann besser und spielerischer gelöst. In der Abwehr haben wir nichts anbrennen lassen, vorne mehr Chancen kreiert als der Gegner. Ich würde sagen, wir haben verdient gewonnen. Nach der Niederlage in Schötz haben wir Charakter gezeigt und diesen harten Kampf für uns entschieden», sagt er.
Dank dem goldenen Traumtor von Alban Pnishi. Vor dem Match wird er für sein 250. Spiel geehrt. Nicht viele FCW-Kicker haben diese Marke erreicht. «Das macht mich stolz», sagt Pnishi. Und in jenen 250 Spielen hat der Abwehrboss nur sieben Tore erzielt. «Dass ich ausgerechnet bei diesem Jubiläum das Tor zum 1:0-Sieg erziele, ist einfach grandios», so Pnishi. Lachend fügt er an: «Wenn es wichtig ist, dann treffe ich.» Zu seinem Jubiläum meint er: «Ich bin stolz, schon 250 Mal für diesen tollen Club auf dem Feld gestanden zu haben. Schon 250 Mal durfte ich meinen Fuss hinhalten. Ich hoffe auf weitere 250 Spiele», sagt Pnishi – und muss laut lachen. Auch er weiss, dass er im Fussball mit seinen 34 Jahren mittlerweile ein «alter Mann» ist. Aber: «Ich glaube, aktuell reicht es noch.» Spannender Fakt: Seine einzige direkte Rote Karte erhielt der Verteidiger in seiner Premierensaison 2009/10. Der ruhige Captain, der mit seiner menschlich feinen Art auch neben dem Platz eine absolute Bereicherung ist, schreibt an diesem Tag eine schöne Heldengeschichte. Pnishi krönt seinen perfekten Tag mit seinem perfekten Tor auch mit dem perfekten Schlusssatz: «Ich glaube, der FC Wohlen und Alban Pnishi ist eine super Geschichte. Dieses Spiel hat das eindrücklich gezeigt. Es darf so weitergehen.»
Mittwoch gegen Leader GC II
Morgen Mittwoch (20 Uhr) geht es auswärts gegen die Grasshoppers II im Niederhasli weiter. Die zweite Mannschaft des Super-League-Teams der Zürcher hat elf Spiele gewonnen, sechsmal Unentschieden gespielt und nur zwei Spiele verloren. Mit 51 erzielten Toren und 20 Gegentoren hat das Team – bei dem einige Spieler aus dem Profi-Kader mitspielen – die beste Offensive und die beste Abwehr der 1.-Liga-Gruppe 2. GC II ist mit 39 Punkten an der Tabellenspitze. Die Favoritenrolle ist klar verteilt. Die Wohler haben nichts zu verlieren. Das Hinspiel war wild, endete mit 3:4 für GC II. «Wir konnten damals gut mithalten», sagt Pnishi, der damals das Penaltytor zur 3:2-Führung erzielte. «Es ist ein Topspiel. Wir müssen defensiv gut stehen und vorne die Chancen effizient nutzen.»
Am Sonntag (15 Uhr) kämpfen die Wohler dann um den Einzug in den Schweizer Cup von kommender Saison. Gewinnen die Wohler auswärts im Tessin bei AC Taverne, gelingt ihnen dieses Ziel. --spr