Ein Riegelbau-Bijou erhalten
07.02.2025 Jonen, KelleramtGemeinderat Jonen würdigt ein mit besonders viel Herzblut realisiertes Umbauprojekt in Obschlagen
Freiwilliges Engagement fürs Ortsbild wird in Jonen honoriert. Zum dritten Mal hat der Gemeinderat ein Umbauprojekt mit einem Anerkennungspreis gewürdigt. ...
Gemeinderat Jonen würdigt ein mit besonders viel Herzblut realisiertes Umbauprojekt in Obschlagen
Freiwilliges Engagement fürs Ortsbild wird in Jonen honoriert. Zum dritten Mal hat der Gemeinderat ein Umbauprojekt mit einem Anerkennungspreis gewürdigt. Diesmal wurde ein Riegelhaus im Weiler Obschlagen ausgezeichnet.
Thomas Stöckli
«Ein Highlight ist es nur schon, wenn ein Privater freiwillig einen Architekturwettbewerb ausschreibt», sagt Karl Honegger, Architekt und Mitglied der Ortsbildkommission Jonen. Grundsätzlich wollte Besitzer Max Staubli das an die 140 Jahre alte Familienhaus erhalten – auch wenn ein Ersatzneubau weniger gekostet hätte. Dabei habe er drei Anliegen gehabt, verrät er. Einerseits wollte er zwei moderne, aber einfache Wohnungen schaffen, die sich mit dem eigenen Hausteil zu einem Drei-Generationen-Haus ergänzen, aber auch als individuelle Einheiten nutzen lassen. Weiter schwebte ihm vor, für die WC-Spülungen und die Aussenhähnen Regenwasser verwenden zu können, und schliesslich wollte er die bereits bestehende Erdwärme-Nutzung mit einer Indach-Photovoltaikanlage ergänzen. «Für Heizung, Boiler und eine E-Tankstelle», führt er aus. Die PV-Anlage schaffte es allerdings nicht über das Planungsstadium hinaus: Der Kanton verweigerte die Bewilligung, mit der Begründung, dass die PV-Anlage nicht in die Dachlandschaft passe, da half auch die Unterstützung des Gemeinderats und der Ortsbildkommission nicht weiter. «Dabei ist die Dachfläche vom öffentlichen Grund her gar nicht einsehbar», äussert der Bauherr sein Unverständnis.
Früher eine Bäckerei
Drei Architekten hat Max Staubli eingeladen, seine Wünsche in eine Gesamtplanung einfliessen zu lassen. «Wenn man nur einen fragt, hat der überzeugende Ideen, aber im Nachhinein fragt man sich vielleicht, weshalb man etwas nicht anders gelöst hat», erklärt der Hausbesitzer. «Und mir war es wichtig, etwas Gutes zu machen», betont er. Je 1000 Franken liess er sich die Ideen kosten. Das Rennen machte schliesslich der Ansatz von Hans-Rudolf Rohner. Ein Grund sei das Treppenhaus gewesen, verrät Staubli: «Das ist so angelegt, dass nur etwas Keller- und Abstellraum weichen musste. Ein weiterer ist die Loggia der Dachwohnung, mit Blick auf das historische Mauerwerk und die ursprünglichen einfach verglasten Fenster.
Das zweigeschossige Riegelhaus ist Teil einer reizvollen Gebäudegruppe um die alte Mühle im Weiler Obschlagen. Früher war hier mal eine Bäckerei untergebracht. Aus einer in die Jahre gekommenen Wohnung und einem grossen Estrich sind im Ostteil der Liegenschaft zwei helle, einfache Wohnungen entstanden. Wohnungen, in denen die Geschichte des Hauses omnipräsent ist: «In der oberen Wohnung sind in jedem Raum Dachbalken sichtbar, in der Unteren die Riegelkonstruktion», veranschaulicht der Eigentümer. «Am Anfang muss man mit dem Helm rumlaufen», scherzt er, angesichts der vielen alten Balken.
Alt und Neu kombiniert
Aus Sicht der Ortsbildkommission überzeugt die Erhaltung und teilweise Wiederherstellung der Fassadenkonstruktion mit unverputzten Riegelbalken und Natursteinmauerwerk. Aber auch Details wie die Verkleidung der vier neuen Lukarnen, die Tageslicht unters Dach bringen, mit Schindeln. Ein Blickfang im Innern ist der Einbau-Spiegelschrank im Bad. Man sieht: Die Kombination von Modern und Historisch ist nicht nur dem Besitzer ein Anliegen, sondern auch dem Architekten Hans-Rudolf Rohner: «Alte Sachen inspirieren mich häufig zu neuen Ideen», verrät dieser. Er hat das Potenzial des verwohnten Baus erkannt und es auch verstanden, die Schönheit aufzuzeigen. Dabei setzte er unter anderem auf Mörtel aus der Umgebung – und auf ein bewährtes Team aus Baufachleuten, welche seine Leidenschaft für Handwerk teilen. «Sie haben alle super Arbeit geleistet», freut sich Max Staubli.
Ganz abgeschlossen ist die Bauerei noch nicht. In einem nächsten Schritt geht es an die Gestaltung des Aussenraums. Auch dazu will der Hausherr das Fachwissen von Planungsprofis ins Boot holen. In der Umsetzung werde er dann allerdings möglichst weitgehend auch selbst Hand anlegen. Vorerst wurde allerdings das bereits Geschaffte gewürdigt. Gemeinderat Luigi Alberti überbrachte gemeinsam mit Gemeindeschreiber Lorenz Staubli den mit 5000 Franken dotierten Anerkennungspreis. Schliesslich sei die Aufwertung des Ortsbilds dem Gemeinderat ein Anliegen – insbesondere auch im Weiler Obschlagen.