Neuer Gemeindevertrag der Regionalpolizei Muri feierlich unterzeichnet
Die kleinen Gemeinden müssen mehr bezahlen, erhalten aber im Gegenzug mehr Mitspracherecht. Es ist die zentrale Neuerung im neuen Gemeindevertrag der Regionalpolizei Muri. 17 Gemeinden des Bezirks ...
Neuer Gemeindevertrag der Regionalpolizei Muri feierlich unterzeichnet
Die kleinen Gemeinden müssen mehr bezahlen, erhalten aber im Gegenzug mehr Mitspracherecht. Es ist die zentrale Neuerung im neuen Gemeindevertrag der Regionalpolizei Muri. 17 Gemeinden des Bezirks haben diesen nun unterzeichnet und auf das Miteinander angestossen.
Annemarie Keusch
Nein, einfach war es ganz sicher nicht. Sonst hätte es wohl keine zehn Jahre gedauert. Und sonst hätte Milly Stöckli wohl nicht abgelehnt, als an einer Sitzung des leitenden Ausschusses, der neu Führungsgremium heisst, die Aussage kam: «Du machst das.» Stöckli wusste, dass es vorher nicht funktioniert hat, wenn eine Gemeindevertretung den Vorsitz innehatte. Am Schluss machte sie es trotzdem, aber mit einer klaren Bedingung: Externe Hilfe soll her. Mit Unterstützung von Christian Wernli von der BDO AG, einer Schweizer Wirtschaftsprüfungs-, Treuhandund Beratungsgesellschaft, und mit Zutun aller 17 Vertragsgemeinden hat es nun geklappt. «Aber es sind ein paarmal die Fetzen geflogen», blickte Milly Stöckli zurück.
Schliesslich musste ein Dokument erarbeitet werden, das für alle Gemeinden stimmt. Für die grossen Zentrumsgemeinden wie Muri und Sins, aber auch für kleine Gemeinden wie Geltwil oder Besenbüren. Stöckli hob die gut aufgestellte Arbeitsgruppe hervor, in der Vertreter der unterschiedlichsten Gemeinden Einsitz nahmen. Sie sprach von einem guten Zusammenspiel. Davon, dass die jeweiligen Vertreter immer wieder versucht haben, die Ausgangslage durch die Brille der anderen zu betrachten. Durch jene der kleinen Gemeinden, die neu mehr zahlen müssen. Aber für Milly Stöckli ist nicht nur wegen der Tatsache, dass Muri weniger zahlen muss als vorher, klar: «Die Kostenaufschlüsselung nach Anzahl Einwohner ist fair und weit weniger kompliziert als bisher.» Muri und Sins zahlen als Standortgemeinden einen zusätzlichen Grundbeitrag.
Umweg via Geschäftsleitung fällt weg
Im Gegenzug erhalten die kleinen Gemeinden nämlich mehr Mitspracherecht. Das Führungsgremium der Regionalpolizei hatte laut bisherigem Gemeindevertrag keinerlei finanzielle Mittel zur Verfügung, alle Entscheide mussten den Umweg via Geschäftsleitung der Gemeinde Muri nehmen. «Das fällt neu weg», betont Stöckli. Die Vertragsgemeinden erhalten mehr Einfluss auf strategische Entscheidungen der Regionalpolizei.
Milly Stöckli ist überzeugt: «Wir haben die Situation aller Gemeinden in die Waagschale geworfen und die beste Lösung für alle gefunden.» Weil neu fünf bis sieben Gemeindevertreter das Führungsgremium bilden und weil alle 17 Gemeinden des Bezirks (Waltenschwil und Bettwil sind anderen Regionalpolizeien angegliedert) an einer jährlichen Hauptversammlung weiterhin mitreden können.
Überhaupt nötig waren die neuen Verhandlungen, weil sich seit 2004 und der Einsetzung des bisherigen Gemeindevertrages vieles verändert hat. «Einiges war schlicht nicht mehr zeitgemäss», sagt Milly Stöckli. Die 17 Gemeinden profitieren ab 1. Januar 2026 beispielsweise auch von einem einheitlichen Leistungsangebot. Die Aufgaben der Regionalpolizei orientieren sich konsequent am kantonalen Polizeidekret, um eine klare und transparente Aufgabenverteilung sicherzustellen. Für Milly Stöckli ist klar: «Wir haben in diesem Projekt so zusammengearbeitet, wie man sich das wünscht. Wir sind uns auf Augenhöhe begegnet, haben alle unseren Teil dazu beigetragen, dass dieses Resultat entstand. Alle haben Federn gelassen, aber gerupft wurde niemand.» Ein schönes Fazit, auch wenn die Arbeiten ganze zehn Jahre andauerten.
Antwort auf gestiegene Anforderungen
Dass dieses Miteinander weiterhin gefragt ist, davon ist Muris Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger überzeugt. Denn obwohl die Aargauer Bevölkerung entschieden hat, dass das duale Polizeisystem bestehen bleibt, werde dieses Thema weiter beschäftigen. «Es wird sich zeigen, wo Anpassungen nötig sind, wo Schnittstellen verbessert werden. Auch dabei werden die Gemeinden und Regionalpolizeien gefragt sein», ist er überzeugt. Dafür sei man in der Region mit diesem neuen Gemeindevertrag und dem Miteinander in diesem Bereich gut aufgestellt.
Davon ist auch Simon Bachmann, Chef Regionalpolizei, überzeugt. «Dieser Vertrag ist der Grundstein für eine zukunftsfähige Regionalpolizei.» Es sei die Antwort auf die gewachsenen Anforderungen. «So können wir effizient arbeiten und sind gerecht finanziert.» Auch sein Fazit fällt äusserst positiv aus: «Es zeigt, was möglich ist, wenn die Gemeinden an einem Strang ziehen. Und es zeigt, dass der Schlüssel zum Erfolg oft darin besteht, miteinander zu reden.»