Ein Aussetzer mit Folgen
30.04.2024 Sport, FussballFussball, 1. Liga classic: FC Rotkreuz – FC Wohlen 1:0 (1:0)
Ein Moment der Unachtsamkeit kann in der 1. Liga classic ein ganzes Spiel entscheiden. Davon musste sich der FC Wohlen in Rotkreuz auf bittere Art und Weise überzeugen. Ausgerechnet Captain Alban ...
Fussball, 1. Liga classic: FC Rotkreuz – FC Wohlen 1:0 (1:0)
Ein Moment der Unachtsamkeit kann in der 1. Liga classic ein ganzes Spiel entscheiden. Davon musste sich der FC Wohlen in Rotkreuz auf bittere Art und Weise überzeugen. Ausgerechnet Captain Alban Pnishi sorgt mit einem kuriosen Eigentor für die Niederlage der Freiämter.
Josip Lasic
Alban Pnishi versucht es nach dem Spiel mit Galgenhumor, um den Frust zu verdauen. «Das hat mir in meiner Karriere noch gefehlt, ein solches Eigentor.» Der Captain des FC Wohlen ist 33 Jahre alt, war Profi in der Challenge und Super League, ebenso in Israel und im Kosovo. Für das Nationalteam des Kosovo hat er sieben Spiele absolviert. All das schützt offenbar nicht vor Aussetzern. Ein solcher ist dem Bremgarter in der 7. Minute unterlaufen. Goalie Cédric Künzli spielt den Ball zu Aussenverteidiger Leotrim Nitaj. Nitaj leitet weiter ins Zentrum zu Pnishi und dieser drischt ihn ins eigene, verwaiste Tor. «Ich wollte Leo helfen und dann den Ball zu Cédric zurückspielen. Leider habe ich ihn nicht gesehen. Dann erwische ich den Ball noch schlecht und er dreht weiter in Richtung Zentrum, als geplant war. Ein unnötiges Eigentor, das dem Gegner genau in die Karten gespielt hat.»
Bei Wohlen ist neben Pnishi Innenverteidiger Mileta Matovic der einzige Spieler in der Startformation, der über 30 Jahre alt ist. Das Durchschnittsalter der ersten Elf der Freiämter beträgt rund 25 Jahre. Bei Rotkreuz sieht es anders aus. Ihr Durchschnittsalter liegt bei 32 Jahren. Nur zwei Spieler aus der Startelf sind jünger als 30. Die Gäste wollten dem Gegner mit Tempo das Leben schwer machen. «Nach diesem dummen Eigentor konnte sich Rotkreuz natürlich auf die Defensive konzentrieren. Sie standen hinten rein und haben weite Bälle auf den Stürmer gespielt.»
Wohlen in erster Hälfte überfordert
Dass die Zuger in den ersten 45 Minuten eher leichtes Spiel haben, liegt aber nicht nur am Eigentor des Captains. Die Wohler wollen zwar Tempo machen, leisten sich dabei aber unerklärlich viele Fehlpässe. Joao Ngongo im Rotkreuz-Tor hat kaum etwas zu tun in der ersten Halbzeit. «In der zweiten Hälfte sind wir aber besser in die Partie gekommen. Rotkreuz hat kaum noch am Spiel teilgenommen. Es wäre machbar gewesen, das Ganze noch zu drehen.»
Tatsächlich gelingt es den Wohlern in der zweiten Hälfte, das umzusetzen, was sie sich schon in den ersten 45 Minuten vorgenommen haben. Sie spielen schnell und offensiv, kreieren zahlreiche Chancen, stellen sich aber im Abschluss zu ungeschickt an. Pnishis Eigentor bleibt der einzige Treffer des Spiels.
Vertrag ist noch nicht verlängert
«Wir haben eine gute Reaktion gegen einen starken Gegner gezeigt. Aber es wurmt mich», sagt Pnishi. «In erster Linie wegen der Mannschaft. «Wir betreiben einen solchen Aufwand, vor allem in der zweiten Halbzeit, und können uns nicht belohnen. Und am Ende stehen wir wegen so einem dummen Eigentor mit leeren Händen da.» Das Gute an der ganzen Sache ist, dass Pnishi genug Erfahrung mitbringt, dass ihn dieser Rückschlag nicht völlig aus der Spur bringen sollte. «Es ärgert mich schon. So ist es nicht. Aber ich habe schon ganz andere Dinge in meiner Fussballerkarriere erlebt. Davon werde ich mich sicher nicht unterkriegen lassen und mache weiter.» Apropos weitermachen: Hat der Captain mittlerweile seinen Vertrag verlängert? «Die Gespräche laufen. Ich kann nicht viel mehr dazu sagen. In keine Richtung.»
Von Pnishis Fauxpas gegen Rotkreuz wird man beim FC Wohlen die Frage nach der Vertragsverlängerung ohnehin nicht abhängig machen. Es wäre auch ein Fehler, denn nach dem Eigentor hat der Captain ein starkes Spiel gezeigt und bewiesen, wie wichtig er für die Freiämter nach wie vor ist. Aber Fehler können jedem Menschen passieren. Auch dem Teamcaptain mit Nationalmannschaftserfahrung.
Ein Essen für Guto
Wohlen-Trainer Piu ist unzufrieden mit der ersten Halbzeit
Über das Eigentor von Alban Pnishi will FCW-Trainer Piu gar nicht grossartig sprechen. «Das kann jedem passieren. Es hat aber gut zum Bild gepasst, das wir in der ersten Halbzeit abgegeben haben.» Eine Woche zuvor, im Heimspiel gegen Courtételle, waren die Freiämter von der ersten Sekunde an wach. Dementsprechend sind sie damals auch früh in Führung gegangen. Gegen Rotkreuz hat das Team länger gebraucht, um ins Spiel zu finden. «Irgendwie war der Siegeswille nicht da am Anfang. Keine Ahnung, woran es gelegen hat. Mein Eindruck war, dass wir ein bisschen ‹tschutten› wollten. Es ist ja schönes Wetter. Und dann schauen wir, was passiert.» Was passiert ist, war ein Fehlpassfestival der Wohler, das man so in dieser Saison selten gesehen hat. «Wenn die Spieler nicht auf meine Anweisungen hören, kann es sein, dass sie in gewissen Situationen in Bedrängnis kommen, und das führt dann zu solchen Fehlpässen.»
Immerhin scheint der Trainer in der Halbzeit die richtigen Worte gefunden und die richtigen Massnahmen getroffen zu haben. Nachdem Djordje Komatovic und Justin Pfister für Bijan Dalvand und Javi Gabathuler ins Spiel gekommen sind, treten die Wohler dynamischer, schneller und selbstbewusster auf. «Wenn das Spiel in der zweiten Halbzeit einen Sieger verdient gehabt hätte, wären wir es gewesen. Zumindest hätten wir nicht verlieren dürfen. Was ich vom Team sehen wollte, war Ehrgeiz. Den haben sie gezeigt. Aber wir stehen trotzdem mit null Punkten da.»
«Verliere ungern Geld»
Vor dem Spiel hat Piu mit seinem Kollegen Guto, der bei Rotkreuz im Mittelfeld spielt, auf den Ausgang der Partie gewettet. «Jetzt muss ich ihm ein Abendessen zahlen. Ich verliere ungern Geld. Aber ich hätte nicht gewettet, wenn ich nicht an meine Mannschaft glauben würde. Umso schwieriger ist es jetzt für mich, die Niederlage zu verdauen. Wir haben sie nicht verdient. Aber nach dem, wie die erste Halbzeit lief, müssen wir auch nicht überrascht sein darüber.» --jl