Die selbstlose Lebensretterin
29.12.2023 Büttikon, Region UnterfreiamtDer Sinn des Lebens
Salome Widmer: Einsatz auf Krankheitsschiff
Sie war bereits bei 16 humanitären Einsätzen dabei. Salome Widmer arbeitet als Fachfrau Operationstechnik und denkt dabei nicht «nur» an die eigenen Patienten, sondern ...
Der Sinn des Lebens
Salome Widmer: Einsatz auf Krankheitsschiff
Sie war bereits bei 16 humanitären Einsätzen dabei. Salome Widmer arbeitet als Fachfrau Operationstechnik und denkt dabei nicht «nur» an die eigenen Patienten, sondern auch an Menschen, die in extremer Armut leben. Das Leben dieser Menschen möchte sie verbessern. Zuletzt war die Sarmenstorferin mit einem mobilen Krankheitsschiff unterwegs. Der letzte Einsatz war im November in Bangladesch. Dieser Einsatz wurde von Rotary Freiamt unterstützt. Nun hielt Salome Widmer einen Vortrag darüber und sprach über den Sinn des Lebens. --dm
Bei Rotary Freiamt in der «Linde» in Büttikon: Vortrag von Salome Widmer über ihre humanitären Einsätze
Sie leistet unermüdliche Einsätze und steht den Schwachen in asiatischen Ländern medizinisch bei. Salome Widmer, die Ur-Sarmenstorferin, kann nicht anders: Sie muss helfen – mit grossem Einsatz. Sie opfert ihre Ferien und zahlt ihre Reisen sogar selbst. Und sie hinterlässt bei den Rotariern Eindruck.
Daniel Marti
«Humanitäre Hilfe gehört zu meinem Sinn des Lebens», sagt Salome Widmer. Ihre selbst auferlegte Aufgabe ist beeindruckend, mittlerweile seit mehreren Jahren. Sie setzt sich für Menschen ein, «die nicht vom selben Glück gepriesen sind, wie wir es sind». In etlichen asiatischen Ländern ist es nicht möglich, das Gesundheitssystem mit eigenen Fachkräften ausreichend abzudecken. Genau dort springt Salome Widmer mit ihrer humanitären Hilfe ein.
Seit 2017 leistet sie solche ehrenamtlichen Einsätze. Als sie damit startete, war sie noch selbst in der Ausbildung zur Operationsfachfrau. Heute arbeitet die Sarmenstorferin als Fachfrau Operationstechnik am Kantonsspital Sursee. Und bisher leistete sie 16 humanitäre Einsätze, teilweise waren diese mehrwöchig. In Indien, Vietnam, Jordanien und Bangladesch linderte sie die Not.
Menschen ohne Zugang zur Gesundheitsversorgung
Bei Rotary Freiamt referierte Salome Widmer über ihre jüngsten Hilfeleistungen in Bangladesch. Mit einem Team, bestehend aus zwei Chirurgen, einem Anästhesisten, einer Anästhesiepflege sowie zwei Operationsfachkräften, reiste sie in das asiatische Land. Auf abgelegenen Sandbankinseln (Chars genannt) führte das Widmer-Team Behandlungen und Operationen durch. Es waren kleine Eingriffe, die auf einem mobilen Krankenhausschiff durchgeführt werden.
Salome Widmer arbeitet dabei mit der Organisation Friendship zusammen. Sie ist zudem Mitgründerin von Friendship Switzerland. Friendship lässt sich von der Vision einer Welt leiten, in der alle Menschen gleiche Chancen auf ein Leben in Würde und Hoffnung haben. Insbesondere jene Menschen, die schwer zu erreichen sind, peilt Friendship an. Dies trifft auf viele in Bangladesch zu. Denn in den nördlichen Flussgebieten und im südlichen Küstengürtel haben die Menschen durch die vom Klimawandel bedingten Umweltbelastungen kaum Zugang zur Gesundheitsversorgung. «Sie haben dort keine Möglichkeiten, der extremen Armut zu entkommen», sagt Widmer. In Bangladesch gibt es übrigens sieben Ärzte auf 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner. Die Bevölkerungszahl ist mit 170 Millionen riesig.
«Stets extrem schöne Atmosphäre»
Vier Werte und Ziele verfolgt die junge Freiämterin bei jedem Einsatz: Leben retten, Armut bekämpfen, Selbstbestimmung stärken, Anpassung an den Klimawandel. Dabei ging ihr beim letzten Einsatz die Arbeit nicht aus. Zuerst waren drei Tage mit Operationen vorgesehen. Vor Ort wurde daraus dann eine Woche. «Wir konnten das Leben von vielen Menschen verbessern», blickt sie zurück. Genau waren es 61 Operationen, davon profitierten 46 Kinder.
Auf einem ehemaligen Öltanker wurden die Patienten operiert und betreut. Ein Vorbereitungsraum, ein OP-Raum und teilweise veraltetes Material müssen da halt reichen. «Oft müssen zwei Patienten ein Bett teilen, aber irgendwie geht es immer», seufzt sie. «Und die Instrumente sind eigentlich für fünf Operationen am Tag ausgelegt, aber es waren auch schon elf OPs pro Tag.» Und neben dem alten Öltanker schwimmt jeweils ein kleines Wohnboot, dieses dient als einziger Ruheort für das Team von Salome Widmer.
Weil ihr Team vor allem in Bangladesch immer herzlich willkommen geheissen werde, erzählt sie auch gerne von der «stets extrem schönen Atmosphäre». Vor allem weil sie von Schulbesuchen in der Schweiz immer Plüschtiere und Fussballtrikots für die Kinder in Bangladesch mitbringt, übertrumpft in der Regel die Freude die Angst vor einem Eingriff.
Über die Kosten solcher humanitären Reisen spricht die Medizinerin nur selten. Die Anreise ist jeweils von einer Fluggesellschaft gesponsert, das OP-Material ist meistens gespendet. Die Unterkünfte bezahlt sie jeweils selbst. So fliessen schon mal 2500 Franken aus der eigenen Tasche in einen humanitären Einsatz. Und weil Salome Widmer immer ihre Ferien für solche Einsätze opfert, sei halt ihre Hilfe nicht unbegrenzt, erklärt sie fast schon entschuldigend. Ausgerechnet sie, die selbstlose Lebensretterin aus Sarmenstorf.
Grosse Genugtuung
Der nächste Einsatz ist im April 2024 geplant. Da möchte Salome Widmer das Gewicht auf die plastische Chirurgie setzen. «In Bangladesch gibt es viele Verbrennungspatienten, darum werden wir auf etliche Herausforderungen stossen», erklärt sie.
Viele Einsätze verlaufen jedoch in der Zwischenzeit sehr ähnlich. Man müsse immer zuerst die Sprache der Patienten sprechen, sich also verständigen können, sagt sie. Die Mitarbeitenden unterhalten sich auf Englisch, das aber längst nicht alle Einheimischen verstehen. Weiter sei halt die Infrastruktur stets einfach gehalten. «Alle Patientinnen und Patienten werden nur mit Teilnarkose operiert. Darum sind alle zu Beginn nervös – also die Patienten und wir vom Ärzteteam.» Aber nach jeder OP weichen Angst und Nervosität – und machen der Freude und der Genugtuung Platz.
Das Spendenkonto von Salome Widmer: CH54 8080 8004 5343 5482 7.