«Die gleiche erfolgreiche Reise»
22.08.2025 Sport, Weitere SportartenWintersport: Urs Lehmann wird neuer CEO der FIS – und spricht im Interview über seine aufregenden Zeiten
«Es war die Hölle los», sagt Urs Lehmann. Der Freiämter erhielt 500 Nachrichten und Telefonate. «Überwältigend. Und ...
Wintersport: Urs Lehmann wird neuer CEO der FIS – und spricht im Interview über seine aufregenden Zeiten
«Es war die Hölle los», sagt Urs Lehmann. Der Freiämter erhielt 500 Nachrichten und Telefonate. «Überwältigend. Und positiv», sind die Reaktionen auf seinen Entscheid, beim internationalen Verband das Amt des Geschäftsführers zu übernehmen.
Stefan Sprenger
Zwei Jahrzehnte lang ist Urs Lehmann eine prägende Figur. Er führt den Schweizer Skisport an die Spitze – und hält ihn dort. Nun bringt er seine Führungsqualitäten auf die internationale Bühne. Der Präsident des Schweizer Skiverbandes (seit 2008) wird Ende September die Funktion als CEO beim internationalen Ski- und Snowboardverband FIS übernehmen und tritt bei Swiss-Ski folglich zurück. Der 56-Jährige – der in Rudolfstetten aufgewachsen ist und heute in Oberwil-Lieli wohnt – ergänzt künftig das Führungsteam um FIS-Präsident Johan Eliasch und Generalsekretär Michel Vion.
Nachdem vor wenigen Tagen diese Nachricht veröffentlicht wurde, erhält Urs Lehmann viele Nachrichten und hat zahlreiche Medientermine. Es gibt auch Kritik, besonders von den Österreichern. Urs Lehman erzählt ruhig und voller Vorfreude im Interview, was er von der Zukunft erwartet.
Eine banale Frage zuerst: Wie geht es Ihnen?
Urs Lehmann: Gut. Ich bin ein wenig unter Druck in diesen Tagen (lacht). Es ist aktuell die Hölle los – aber positiv. In jeder freien Minute beantworte ich Nachrichten, es sind wohl total 500.
Was für Nachrichten?
Positive. Menschen, die mir zu meiner neuen Funktion gratulieren. Das ist überwältigend und schön. Daneben erledige ich meine normale Arbeit und war zuletzt an vielen Medienterminen.
Der österreichische Skiverband äusserte sich verwundert über das neu geschaffene Amt des CEO und dass ein Schweizer dies besetzt. Verstehen Sie die Kritik?
Dass sich die Österreicher nicht darüber freuen, verstehe ich. Es ist schon wieder ein Schweizer an zentraler Schaltstelle tätig beim internationalen Verband. Aber Kritik gehört dazu und man muss Aufklärungsarbeit leisten. Am Ende geht es um den Schneesport – und diesen gilt es voranzubringen.
Was sind Ihre Ideen als neuer CEO des internationalen Skiund Snowboardverbandes FIS?
Die FIS hat Potenzial in vielen Bereichen. In der Vergangenheit konnte man diese nicht immer ganz ausschöpfen. Das möchte ich ändern. In meiner Vision wird es die gleiche erfolgreiche Reise werden wie mit Swiss-Ski. Ich wurde 2006 ins Präsidium gewählt und zwei Jahre später als Präsident. Zuvor, an der Ski-WM 2005 in Bormio, holte die Schweiz keine einzige Medaille. Wo wir heute stehen, 20 Jahre später, wissen wir ja. Wir alle haben im Team gute Arbeit geleistet, der Erfolg gibt uns recht. Die FIS soll ein starker Verband sein, das Team soll mit Freude ans Werk gehen. Die Nebengeräusche, von denen es in Vergangenheit bei der FIS leider zu viele gab, sind nicht gut für die Schneesportfamilie. Auch da gilt es, diese Herausforderungen anzupacken – und das mit Freude.
Haben Sie konkrete Ideen?
Ja. Es sind Ideen vorhanden. Aber es ist zu früh, um diese der Öffentlichkeit mitzuteilen.
In rund einem Monat treten Sie Ihre neue Stelle als FIS-CEO an. Was für Auswirkungen hat dies auf Ihr Berufs- und Privatleben?
Die FIS hat ihre Büros in Oberhofen am Thunersee. So wird mein Arbeitsweg doch etwas länger. Bei der Similasan AG in Jonen bin ich seit 2024 als Verwaltungsrat aktiv, das heisst nicht mehr voll im Tagesgeschäft involviert. Deshalb läuft dort eigentlich alles normal weiter. Auch mein Privatleben ist davon nicht stark betroffen. Ausser, dass ich durch die Internationalität der FIS noch mehr auf der Welt unterwegs sein werde.
Aufgrund Ihres neuen Jobs als FIS-CEO treten Sie als Co-Präsident von Swiss-Ski sowie des Vereins Olympische und Paralympische Winterspiele Schweiz 2038 folglich zurück. Ist auch Wehmut dabei?
Ja und nein. Es war eine lange Zeit im Swiss-Ski-Präsidium, fast 20 Jahre, wir haben viel erreicht. Aber ich bin überzeugt, dass es auch ohne mich erfolgreich weitergehen wird.
Ruth Metzler-Arnold, Präsidentin von Swiss Olympic, lobte Sie in höchsten Tönen. Sie sagte: «Urs Lehmann hat den Schweizer Schneesport in unglaubliche Höhen geführt, und ich bin überzeugt, er wird auch bei der FIS viel bewirken.» Wie fühlt sich diese Aussage für Sie an?
Phu (lacht). Es sind sehr schöne Worte. Die Anerkennung und Wertschätzung freuen mich natürlich sehr. Und es ist schön, wenn ich etwas bewegen durfte. Doch ich bin noch nicht fertig und möchte bei der FIS nun ans Werk gehen. Darauf freue ich mich riesig.
Ihr Freund – schon seit Jugendtagen – ist der Wohler Pascal Jenny. Er ist ebenfalls bei Swiss Olympic im Exekutivrat und Präsident des Schweizerischen Handballverbandes. Auch Jenny könnte im Dezember beim internationalen Verband IHF eine Funktion übernehmen.
Ich hoffe es für Pascal, er ist ein grosser Macher und Förderer des Sports. Wir kennen und schätzen uns schon lange.
Dazu gibt es auch Stefan Strebel, der Schwingerboss aus Villmergen, der als Technischer Leiter ESV die Fäden im Schwingsport in den Händen hält. So viele starke Funktionäre aus einer Region. Zufall?
Anscheinend ist das Freiamt ein fruchtbarer Boden für starke Funktionäre (lacht). Das ist doch eine lässige Sache, dass unsere Heimatregion so viel bewegt. Das ist wohl etwas, was alle gemeinsam haben: Wir wollen etwas bewegen. Egal ob im Ski, im Handball oder im Schwingen. Und das ist doch eine wunderbare Eigenschaft und eine Grundvoraussetzung, um Erfolg zu haben.