Die Geister der Vergangenheit
29.11.2024 SportFussball, 2. Liga interregional: Muri-Trainer Luca Ferricchio ist nicht zufrieden mit der Vorrunde – Ein Leistungsträger geht
Nach dem Abstieg aus der 1. Liga classic hat sich der FC Muri bescheidene Ziele gesteckt – und ist trotzdem hinter den ...
Fussball, 2. Liga interregional: Muri-Trainer Luca Ferricchio ist nicht zufrieden mit der Vorrunde – Ein Leistungsträger geht
Nach dem Abstieg aus der 1. Liga classic hat sich der FC Muri bescheidene Ziele gesteckt – und ist trotzdem hinter den Erwartungen geblieben. Trainer Luca Ferricchio blickt zurück auf eine schwache Vorrunde. Er sucht nach Gründen für das Tief und hat bereits Lösungsansätze.
Josip Lasic
Die Freude war gross beim FC Muri nach dem ersten Spiel der Saison. In der Cup-Qualifikation konnte man einen 3:0-Sieg gegen die Old Boys Basel feiern. Es war Balsam für die geschundene Klosterdörfler Seele, nachdem man zwei Jahre lang in der 1. Liga classic untendurch musste. Vereinspräsident Michael Stadelmann meinte gegenüber dieser Zeitung, dass man auf der Brühl noch viel Freude an der Mannschaft haben werde.
Etwas mehr als drei Monate später ist Ernüchterung eingekehrt im Oberfreiamt. Auch eine Klasse tiefer, in der 2. Liga interregional, stottert der Muri-Motor und kommt nicht richtig ins Laufen. Dabei hat man im Verein den Ball bewusst flach gehalten. Am Ende der Saison soll es ein Platz in der vorderen Tabellenhälfte, also unter den ersten acht Teams sein. Nach 15 Spielen steht Muri mit drei Siegen, vier Unentschieden und acht Niederlagen auf Rang 14 – einem Abstiegsplatz. Dazu hat das Team nur 16 Tore erzielt. Tiefstwert der Liga gemeinsam mit Goldau. Dazu gab es 31 Gegentreffer. Nur Emmen und Mitabsteiger Emmenbrücke haben mehr kassiert. Dementsprechend fällt das Fazit von Trainer Luca Ferricchio aus. «Ich bin mit der Vorrunde nicht zufrieden. Wir sind hinter unseren Erwartungen geblieben. Auch hinter meinen persönlichen.»
Ein mentales Problem
Dabei hat die Mannschaft aus Sicht des Trainers einen guten Saisonstart hingelegt. Nach den ersten fünf Meisterschaftsspielen hatte man zwei Siege, zwei Remis und eine Niederlage auf dem Konto. Zusammen mit dem Sieg in der Cup-Qualifikation war das Team im Soll. «Das hat gepasst und mir schien auch eine Entwicklung vorhanden zu sein in der Mannschaft. Dann haben wir allerdings einige Rückschläge erlitten und konnten nicht mehr darauf reagieren.»
Die Ursache dafür sieht Ferricchio unter anderem in den Negativerlebnissen der letzten zwei Jahre. «Die Spieler, die in den beiden Saisons schon im Team waren, konnten diese schlechten Erinnerungen und die damit verbundene Unsicherheit nicht ganz ablegen. Und die neuen Spieler konnten bisher nicht wirklich dagegensteuern. Es ist also zu einem grossen Grad ein mentales Problem, das wir haben.»
Das ist es aber nicht allein. Trotz breitem Kader hatten die Murianer immer wieder mit Verletzungen, Sperren und anderen Absenzen zu kämpfen. «Ich weiss nicht, ob wir je zwei Spiele hintereinaner mit der gleichen Aufstellung bestreiten konnten. Das macht das Ganze nicht einfacher.» Um das Ruder in der Rückrunde herumzureissen, gibt Ferricchio einen klaren Kurs vor. «Wir müssen alle das Gleiche im Kopf haben. Es ist kein Platz für persönliche Eitelkeiten. Als Mannschaft benötigen wir ein gemeinsames Ziel. Und dann müssen wir den Willen haben zu arbeiten. In diese Richtung wird es in der Vorbereitung gehen.»
Am Samstag bestreiten die Murianer noch das Blitzturnier in den Niedermatten zum 120. Geburtstag des FC Wohlen. Danach geht es am 20. Januar wieder los mit dem Training. Nicht mehr mit dabei sein wird Ernes Paden. Der 30-Jährige arbeitet als Spielerberater und wird aus beruflichen Gründen zu wenig Zeit haben, um selbst zu spielen, weshalb er eine Pause einlegt. Ein herber Verlust für die Klosterdörfler. In der vergangenen Saison war er bester Torschütze der Mannschaft. Auch in der laufenden Saison ist er mit vier Treffern gemeinsam mit Lulzim Aliu der Topskorer des Teams. «Er wird mit seinen sportlichen Fähigkeiten fehlen», sagt der Trainer. «Aber auch als Typ war er wichtig für die Mannschaft.» Der Offensivspieler, der beim FC Zürich, Winterthur und Thun ausgebildet wurde, war auch einer der routinierteren Akteure im Team und auch ein Führungsspieler.
Sportchef Passerini ist gefragt
Auf diesen Abgang wollen die Freiämter reagieren. «Wir werden unter Umständen am Blitzturnier in Wohlen schon einige Testspieler dabei haben», sagt der Trainer. «Ansonsten ist unser Sportchef Alessio Passerini in Gesprächen mit diversen Spielern. Einerseits mit den Leuten aus dem aktuellen Kader, um zu sehen, wie ihre Zukunftspläne sind, und andererseits mit einigen potenziellen Verstärkungen. Es ist aber noch nichts spruchreif.»
Die Anforderungen an neue Spieler sind aber klar. Ferricchio: «Wir brauchen jetzt unbedingt Leadertypen.» Diese sollen der Mannschaft helfen, die Geister der Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen und in der Rückrunde bessere Resultate zu erzielen.