Die Alarmglocken läuten
05.08.2025 Sport, FussballDer FC Wohlen ist wenige Tage vor dem Saisonstart in beunruhigendem Zustand
Der FC Wohlen zeigt im Testspiel gegen Höngg viele Fehler und wenig Leidenschaft. Die 1:3-Pleite gibt zu denken. Der Saisonstart am Samstag auswärts in Schötz könnte enorm ...
Der FC Wohlen ist wenige Tage vor dem Saisonstart in beunruhigendem Zustand
Der FC Wohlen zeigt im Testspiel gegen Höngg viele Fehler und wenig Leidenschaft. Die 1:3-Pleite gibt zu denken. Der Saisonstart am Samstag auswärts in Schötz könnte enorm schwierig werden. Der Sportchef spricht Klartext.
Stefan Sprenger
Rund 100 Zuschauer kommen ans Testspiel in die Niedermatten. Wohlen empfängt den SV Höngg – ebenfalls aus der 1. Liga classic. Auf dem Feld sieht es aber phasenweise so aus, als spielte der FC Wohlen mindestens eine Liga tiefer. Keine Präzision, wenig Einsatz – und ein regelrechtes Fehlpassfestival erlauben sich die Freiämter. «So viele Fehler, damit bin ich total unzufrieden», meint Trainer Piu. Bijan Dalvand ist – wie so oft – einer der Spieler, die am meisten Einsatz zeigen. Er erzielt den Ehrentreffer zum 1:3 – und dies trotz des Umstandes, dass er erst seit drei Wochen wieder voll trainieren darf. Dalvand ist einer der wenigen Lichtblicke an diesem regnerischen Samstagabend.
«Es braucht noch Zeit»
Die Gegentore, die der FCW kassiert, untermauern die beunruhigende Form der Wohler. Nach einem Freistoss laufen die Wohler laienhaft in einen Konter.
Goalie Joel Bonorand leistet sich zudem einen groben Schnitzer, als er den Ball zum Gegner spielt und eine Kiste kassiert. Captain Alban Pnishi, der nach seinem Muskelbündelriss im Mai wieder seit einer Woche voll mittun kann, sagt: «Es ist keine einfache Situation. Wir hatten die gesamte Vorbereitung über viele abwesende und verletzte Spieler.» Gegen Höngg fehlen wichtige Stützen wie Santiago Brunner, Stefano Cirelli und Nicola Peter immer noch verletzt. «In dieser Zusammensetzung wie gegen Höngg haben wir noch nie zusammengespielt. Es braucht Zeit», so Pnishi. In der Startelf stehen mit Joel Bonorand, Edison Golaj, Noah Jappert, Javi Gabathuler, Noel Romano, Dramane Sissoko, Bijan Dalvand und Pnishi gleich acht Spieler, die schon in der letzten Saison beim FC Wohlen spielten. Hinzu kommen Michael Weber, Kevan Dalvand und Kaan Yilmaz, die von Anfang an spielten. In der zweiten Halbzeit – nach rund einer Stunde – gab es einen Zehnfach-Wechsel (nur Kevan Dalvand blieb im Spiel). Junge Spieler kamen rein und erledigten ihre Sache ordentlich.
«Als Team zusammenstehen»
Der Saisonstart hat es in sich. Am Samstag (16 Uhr) geht es auswärts zu Schötz, eine Woche später im Schweizer Cup gegen Aarau (16. August, 19.30 Uhr). Es folgt eine englische Woche gegen Münsingen und Aufsteiger Zug – und danach drei Auswärtsspiele. «Unser Startprogramm ist nicht ganz einfach. Vielleicht müssen wir am Anfang untendurch und es wird nicht alles klappen. Wir müssen nun als Team zusammenstehen und als Einheit die Defizite, die durch die Verletzungen entstanden sind, wettmachen.» Pnishi sagt weiter, dass es schon Vorbereitungen gab, «wo wir jedes Testspiel gewonnen haben und dennoch in der Saison viele Punkte verschenkt haben», und deshalb sei es kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.
Passiert ist noch nichts. Und der FCW zeigt phasenweise auch gute Ansätze. Aber alles in allem scheint das Team wenige Tage vor dem Saisonstart nicht so weit zu sein, wie man es sich wünschen würde.
«Leider wurde dies nicht getan»
Klare Worte wählt Sportchef Carmine Viceconte. Er ist enttäuscht von den beiden Testspielen. Gegen Kriens aus der Promotion League (0:4) sei es «ein schwacher Auftritt» gewesen. Gegen Höngg – ein mittelmässiges 1.-Liga-Team – «war es enttäuschend und blass». Viceconte – und wohl der gesamte FC Wohlen mitsamt Umfeld und Fans – hätte sich nach dem verkorksten Saisonabschluss vor wenigen Monaten gewünscht, «dass das gesamte Team und der Staff im Monat Juli den Fussball absolut priorisieren». Nach dem Motto: Mea culpa. Meine Schuld. «Aber leider wurde dies nicht getan. Oder nur von Einzelnen», sagt Viceconte. «Es scheint, dass nicht allen bewusst ist, wie wichtig ein guter Start in die Saison ist. Ich erwarte in jedem Spiel vollsten Einsatz, Leidenschaft, Willen und Kampfgeist – und das hat das Team absolut vermissen lassen beim Auftritt gegen Höngg.»
Letzter Test am Mittwoch
Viceconte wird deutlich. «Wenn nicht alle zwei bis drei Gänge hochschalten, dann wird es ungemütlich.» Auch er sieht, dass es viele verletzte und angeschlagene Spieler gab – oder immer noch gibt. «Aber das Kader umfasst über zwei Dutzend Spieler – erfahrene und junge. Und man darf trotzdem viel mehr erwarten als das, was wir bislang gesehen haben.»
Der FC Wohlen hat eine Woche vor dem Saisonstart konditionelle und spielerische Mängel – und hat Verletzungssorgen. Irgendwie werden bereits Ausreden gesucht. Am Mittwoch (19.30 Uhr) absolviert der FC Wohlen gegen die U19 des FC Zürich die letzte Hauptprobe vor dem Saisonstart. Aktuell kann es eigentlich nur besser werden. Übrigens: Der FC Schötz verlor am letzten Samstag ein Testspiel gegen Ligakonkurrent Prishtina Bern mit 1:4.