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24.11.2023 Sport, KampfsportKickboxen: Kampfrichter Antonio Cerundolo an der Weltmeisterschaft in Portugal
Für Antonio Cerundolo ist die Kickboxing Weltmeisterschaft in Albufeira der neunte Auslandseinsatz in diesem Jahr. Der Ring-Schiedsrichter betreibt einen grossen Aufwand für seine ...
Kickboxen: Kampfrichter Antonio Cerundolo an der Weltmeisterschaft in Portugal
Für Antonio Cerundolo ist die Kickboxing Weltmeisterschaft in Albufeira der neunte Auslandseinsatz in diesem Jahr. Der Ring-Schiedsrichter betreibt einen grossen Aufwand für seine Leidenschaft. Dabei sammelt er besondere Momente.
Die Weltmeisterschaft in Albufeira ist eine Premiere für Antonio Cerundolo. Zum ersten Mal in seinem Leben ist der Kampfrichter von Kickboxing Wohlen in Portugal. Kaum zu glauben, in Anbetracht der Tatsache, wie viel er reist. Bisher war er an fünf Europameisterschaften als Kampfrichter in Einsatz. Die WM in Portugal ist gar seine siebte. Und das ist nur ein Bruchteil der Turniere, an denen der 43-Jährige mitgewirkt hat, seit seine internationale Schiedsrichterrarriere im Jahr 2016 begonnen hat. «Ich notiere mir jeweils, wo ich überall war. Letztes Jahr waren es sieben Nationen. Dieses Jahr sind es sogar zehn, wenn man die Schweiz mit einrechnet.»
Cerundolo, der mittlerweile in Villmergen wohnt, ist «Ringsport A Class Referee» im Kickboxen sowie Ringund Punkterichter im Boxen. Deswegen reist das Mitglied von Kickboxing Wohlen viel. Er erklärt, dass das nicht automatisch bedeutet, dass er auch viel von der Welt sieht. «Ich bin in vielen Städten auf der Welt. Aber meist sehe ich nicht viel mehr als den Flughafen, die Sporthalle und das Hotel.» Trotzdem hat er schon einiges erlebt in seiner Karriere.
Es gab schöne Erlebnisse, wie an der diesjährigen Junioren-Europameisterschaft in Istanbul, wo Cerundolo Schweizer Delegationsleiter war. «Beat Richner, Präsident unseres Verbandes WAKO Schweiz konnte nicht ans Turnier kommen, ebensowenig wie Sportchef Rocco Cipriano. Also wurde ich angefragt, ob ich diese Aufgabe nicht übernehmen will, da ich viele Leute kenne auf internationaler Ebene», erzählt Cerundolo. «Es war eine grosse Ehre, dass man mir diese Aufgabe zugetraut und anvertraut hat. Gleichzeitig durfte ich noch Punkt- und Kampfrichter sein und als Schweizer Repräsentant auch noch dem Nachwuchskämpfer, der Junioren-Europameister wurde, den Pokal übergeben.»
«Ohne sie wäre ich aufgeschmissen»
Ende des letzten Jahres war Cerundolo an den asiatischen Kickboxmeisterschaften in Bangkok, Thailand. Dort erlebte er kuriose Momente in einer anderen Kampfsportwelt. Er durfte viel dazulernen. Das «Abenteuer» in Thailand hat offenbar so viel positiven Eindruck hinterlassen, dass sich der Wohler im kommenden Jahr wieder an eine solche Reise wagt. «Der Flug ist bereits gebucht und die Ferien bei meinem Arbeitgeber eingegeben. Im Februar bin ich Kampfrichter an den Indian Open in New Delhi.» Der Freiämter hat die Ehre, am internationalen Turnier in Indien zu richtern. «Vom indischen Sportministerium habe ich auch eine Einladung erhalten, um ein vereinfachstes Visum zu beantragen. Sie haben mich angefragt, als Schweizer Schiedsrichter dort mit dabei zu sein. Ich bin gespannt, wie das wird. Bisher weiss ausser Rocco, dem Verband, meinem Arbeitgeber und meiner Partnerin niemand davon.»
Seine Partnerin Michela Carrozza ist auch einer der Gründe, wieso Cerundolo seine Leidenschaft so intensiv ausleben kann. «Sie unterstützt mich in der Administration beim Kickboxen. Sie übernimmt einige administrative Dinge, in denen ich nicht besonders gut bin. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen.» Damit das Paar trotzdem möglichst viel Zeit miteinander verbringen kann, erhielt Cerundolo von seiner Partnerin zu seinem 41. Geburtstag ein besonderes Geschenk. «Es war ein Aufgebot vom Verband ‹Swiss Boxing› für eine offizielle Zeitnehmerin. Das Aufgebot musste nur noch eingereicht werden und es musste angegeben werden, welchem Verein sie angeschlossen werden soll. Ich habe den Boxclub Brugg angegeben, bei dem ich gross geworden bin. Und jetzt ist sie regelmässig dabei. Teilweise hatte sie sogar schon Einsätze als Zeitnehmerin ohne mich.»
Dadurch, dass Carrozza offizielle Zeitnehmerin bei Swiss Boxing ist, kann sie viele besondere Momente, die Cerundolo als Referee sammelt, mit ihm teilen. Das wird auch am 2. Dezember der Fall sein. Dann wird Cerundolo seinen ersten «WAKO Pro»-Kampf leiten. «Das ist der Verband der Kickboxing-Profis, bei dem ich seit einiger Zeit versuche, einen Fuss in die Tür zu bekommen. Und jetzt, am 2. Dezember, wird in Lausanne ein Kampf stattfinden, wo ich Kampfrichter bin.»
«Eine Premiere»
Beim Duell im K1-Stil um den WA-KO-Pro-Interkontinental-Gürtel kommen zwei Schiedsrichter aus dem Ausland. Den Kampf über fünfmal drei Minuten wird aber Cerundolo leiten. «Ich hätte an diesem Wochenende einen Boxanlass in Glattbrugg gehabt. Aber in Lausanne findet ein Box-Meeting statt. Ich konnte abtauschen und werde jetzt auch beim Meeting in Lausanne im Einsatz sein und kann so beides verbinden.» Die Person, die den Gong bedient, den Zeitnehmer und einen Punkterichter muss Cerundolo selbst stellen. In dieser Funktion will er Christine Felber von Kickboxing Wohlen mitnehmen. «Es ist eine Premiere für uns beide im Profibereich. Zwei eingeflogene Punkterichter, Christine, meine Freundin als Zeitnehmerin und ich als Kampfrichter in meinem ersten Profikampf. Das wird ein schöner Abschluss des Jahres.»
Viel Geld verdient Antonio Cerundolo als Kampfrichter im Boxen und Kickboxen nicht. Im Gegenteil. Aber für ihn ist es eine Leidenschaft. Eine, der er seit über sieben Jahren nachgeht und bei der er viele besondere Momente sammelt. --jl