Der Herr der Piste
03.04.2024 Sport, MotorsportChristian Gloor ist für den Streckenbau am Motocross Wohlen vom 6. und 7. April verantwortlich
Ohne Rennstrecke kein Motocross. Seit 14 Jahren ist Christian Gloor dafür zuständig, dass am Wohler Motocross die Piste bereit ist. Seine Erfahrung als ehemaliger ...
Christian Gloor ist für den Streckenbau am Motocross Wohlen vom 6. und 7. April verantwortlich
Ohne Rennstrecke kein Motocross. Seit 14 Jahren ist Christian Gloor dafür zuständig, dass am Wohler Motocross die Piste bereit ist. Seine Erfahrung als ehemaliger Seitenwagenfahrer kommt ihm dabei entgegen.
Josip Lasic
Auf die Frage, was die grösste Herausforderung in seiner Aufgabe sei, antwortet Christian Gloor wie aus der Pistole geschossen: «Sich an die Gegebenheiten anpassen.» Insbesondere an das Wetter. «Das kann man nur bedingt planen. Es kam schon vor, dass wir Wasser abpumpen mussten von der Rennstrecke, weil es geregnet hat, und am gleichen Tag dasselbe Wasser wieder auf der Bahn verteilen, weil es in der Zwischenzeit zu staubig war.» Der 43-Jährige ist Teil vom OK des Motocross Wohlen und dabei für den Streckenbau und Streckenunterhalt zuständig und damit derjenige, der die Verantwortung hat, dass die Strecke befahrbar ist. «Die Fahrer verzeihen glücklicherweise sehr viel», ergänzt er. «Deshalb bin ich wegen des Wetters auch selten beunruhigt. Wir müssen zwar auf die äusseren Bedingungen reagieren können, aber wichtig ist, dass alle Fahrer die gleichen Voraussetzungen haben. Wer mit den Umständen am besten zurechtkommt, ist am Ende der Sieger.»
Der Verband SAM hingegen verzeiht weniger. Bevor das Rennwochenende losgeht, muss die Piste regelkonform abgesteckt werden. «Jemand vom Verband inspiziert dann die Strecke gemeinsam mit uns. Je nachdem müssen Korrekturen vorgenommen werden. Die höchste Priorität hat dabei die Sicherheit.» Während des Motocross müssen je nach Kategorie zudem Anpassungen vorgenommen und der Boden präpariert werden. «Ein bisschen Spielraum haben wir beim Abstecken allerdings. Wir nehmen jedes Jahr ein paar Anpassungen vor, versuchen das Ganze für die Fahrer zu optimieren», erklärt das OK-Mitglied. «Die Strecke in Wohlen ist sehr dankbar. Wir müssen keine Sprünge selbst aufbauen. Diese sind schon Teil vom Gelände. Vieles wird uns von der Topografie schon vorgegeben. Und ich stecke die Strecke dann so ab, wie ich sie als Fahrer gerne hätte.»
Wohlen hat mit gutem Ruf gelockt
Früher war Gloor Seitenwagenfahrer. Er nutzt diese Erfahrungen beim Streckenbau. Dass er früher selbst aktiv war, hat ihn auch überhaupt erst nach Wohlen gebracht. Der Motorsport Club Wohlen war für den Unterkulmer zwar damals nicht der nächste, «aber er hatte einen grossen Namen in der Motorsportszene. Deshalb habe ich mich mit einem Kollegen dem Verein angeschlossen.» Das war im Jahr 2005. Seit 2010 ist er bereits im OK für den Streckenbau zuständig. «Das erste Jahr war das schwierigste. Ich hatte noch keine Erfahrung und von vielen Seiten wollten mir Leute reinreden, wie ich meine Arbeit zu erledigen habe. Mittlerweile ist das anders.» Der Aufwand für das Wohler Motocross ist gross. Acht bis zehn Ferientage nimmt der gelernte Metallbauschlosser, der als Projektleiter arbeitet, um genug Zeit für die Aufgaben im Rahmen des Motorsport-Grossanlasses zu haben. «Von beruflicher Seite bringe ich eigentlich auch wenig Erfahrung mit, die mir für den Streckenbau von Nutzen sein könnte. Höchstens was die Planung, Organisation und gewisse Führungsaufgaben betrifft. Deshalb bin ich froh, dass ich Profis um mich herum habe, die einen Bagger bedienen können und ich daneben stehen kann und lediglich sagen muss, wie ich gewisse Dinge umgesetzt haben möchte», ergänzt er lachend. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Anlass für ihn nicht mit Aufwand verbunden ist. «Je nachdem muss die Strecke vor dem ersten Training um 7.30 Uhr gewässert werden. Das bedeutet, dass wir spätestens um 6 Uhr loslegen müssen. Am Abend bin ich dafür dementsprechend nicht so lange im Festzelt zu finden.»
Nach dem Motocross ist vor dem Motocross
Am Samstag und Sonntag ist es wieder so weit. Die 67. Ausgabe des Wohler Motocross geht über die Bühne. Eine Woche später findet das lizenzfreie Motocross statt. «Alle Helfer fiebern daraufhin», berichtet Gloor. «Sobald das letzte Rennen durch ist, stellt sich eine gewisse Erleichterung ein. Das ist aber gar nicht so gut, denn die Aufräumarbeiten sind nicht weniger wichtig. Alles, was dabei nicht ordnungsgemäss gemacht wird, bedeutet Mehraufwand im kommenden Jahr.»
Gloor ist einer der vielen Helfer, die viel Zeit und Aufwand im Hintergrund investieren, ohne die das Motocross nicht durchgeführt werden könnte. «Wir haben im OK ein gutes und engagiertes Team, für das ich sehr dankbar bin. Ich würde diese Aufgabe nicht seit 14 Jahren übernehmen, wenn es mir keine Freude bereiten würde.»
Wieder eine Neuheit
Das lizenzfreie Motocross findet nach dem «grossen» Rennen statt
OK-Präsident Ueli Hilfiker und sein Team sind bemüht, Jahr für Jahr kleinere Anpassungen am Programm des Wohler Motocross vorzunehmen, um den Anlass attraktiver für die Besucher zu gestalten. Die grösste Anpassung dieses Jahr: Das lizenzfreie Motocross findet am Samstag, 13. April, statt. Also eine Woche nach dem offiziellen Anlass. Bisher wurde es jeweils eine Woche zuvor durchgeführt. «Wenn die Zuschauer an das offizielle Motocross kommen, sollen sie die frische Piste vorfinden, ohne dass sie eine Woche vorher schon befahren wurde», erklärt Hilfiker. Abgesehen davon ist es auch für alle Helfer praktischer. «Wenn das lizenzfreie Motocross durch ist, können wir am Samstag schon aufräumen und am Sonntag haben alle den Tag für sich.» Hilfiker und sein Team sind jedenfalls motiviert. «Wir erfassen die Einsätze dieses Jahr zum ersten Mal elektronisch. Bisher sind 650 Helfertage besetzt. Klar, eine Person kann mehrere Zeitslots besetzen. Trotzdem ist es schön zu sehen, wie engagiert alle sind.»
Rund 350 Fahrer erwartet
Insbesondere, weil der Wetterbericht für das Wochenende vom 6. und 7. April gut aussieht. Das hat auch für Motivation im Fahrerlager gesorgt. Die Anmeldungen strömen nur so herein. «Insbesondere die Kategorie der Quads ist extrem begehrt. Dort habe ich schon über 30 Anmeldungen erhalten. Von Fahrern aus Tschechien, Deutschland, den Niederlanden oder Belgien. Wir gehen wieder von einem guten Teilnehmerfeld aus, mit rund 350 Fahrern.»
Bis es so weit ist, muss noch einiges getan werden auf dem Motocross-Gelände. Hilfiker und sein Team geben Vollgas, um den Besuchern wieder einen gelungenen Motorsportanlass zu präsentieren. «Ich bin insbesondere den Behörden und den Landbesitzern sehr dankbar, die uns da unterstützen. Ohne sie wäre all das nicht in dieser Form durchführbar.» --jl