«Das ist einfach verrückt»
03.12.2024 SportDas Highlight genossen
Heim-EM der Frauen in Basel
Drei Freiämterinnen sind in der Handball-Nati der Frauen mit dabei und erleben in diesen Tagen viele schöne Geschichte. Nora Snedkerud (Widen), Seraina Kuratli (Wohlen) und Daphne Gautschi ...
Das Highlight genossen
Heim-EM der Frauen in Basel
Drei Freiämterinnen sind in der Handball-Nati der Frauen mit dabei und erleben in diesen Tagen viele schöne Geschichte. Nora Snedkerud (Widen), Seraina Kuratli (Wohlen) und Daphne Gautschi stehen gemeinsam gegen Topnation Dänemark auf dem Feld.
Einen Sieg gibt es nicht – aber dennoch Euphorie, weil die Niederlage «nur» 30:35 ausfällt. Heute Dienstag folgt das wichtigste Spiel dieser Heim-EM gegen Kroatien. --spr
Handball-EM, Frauen: Die Schweiz begeistert – Showdown um die Hauptrunde heute Dienstag gegen Kroatien (20.30 Uhr)
Ein historischer erster EM-Sieg. Publikumsrekorde. Der Traum von der Hauptrunde. Und mittendrin sind drei Freiämterinnen. Leaderin Daphne Gautschi sagt vor dem entscheidenden letzten Gruppenspiel gegen Kroatien: «Da liegt viel für uns drin.»
Stefan Sprenger
Wir setzen die Freiämter Brille auf. Im Spiel gegen das Topteam aus Dänemark darf man nach rund 45 Minuten besonders stolz sein. Denn alle drei Freiämterinnen sind für ein paar Minuten gemeinsam auf dem Feld. Im Tor steht die 17-jährige Wohlerin Seraina Kuratli und zeigt gegen die Weltklassespielerinnen aus Dänemark in nur wenigen Minuten drei starke Paraden. Am Kreis ist die Widerin Nora Snedkerud (19) und erzielt eiskalt ihre Tore Nummer 2 und 3 im Nationaltrikot. Leistungsträgerin Daphne Gautschi (24) aus Muri wirbelt in der Offensive, packt hinten zu – und wirft vier Tore.
5423 Fans sind dabei. Rekord im Schweizer Frauenhandball. In der St. Jakobshalle in Basel erhält die Schweiz für ihren leidenschaftlichen Auftritt gegen den haushohen Favorit Dänemark viel Applaus und eine tolle Stimmung. Dänemark gewinnt mit 30:35 (15:19). Doch am Ende jubeln beide Teams. «Vor so vielen Leuten zu spielen ist etwas ganz Besonderes. Ich bin sehr stolz, die Schweiz vertreten zu dürfen mit diesem tollen Team», sagt Nora Snedkerud. «Diese vielen Menschen, diese tolle Atmosphäre – das ist einfach verrückt», sagt Seraina Kuratli. «Es ist so ein geiles Gefühl, in dieser Halle zu spielen und dabei zu sein. Dass ich das miterleben darf, freut mich enorm», fügt die Torhüterin an.
Matchwinnerin Gautschi
Die Niederlage am Sonntag im zweiten Spiel dieser Heim-Europameisterschaft gegen Dänemark war irgendwie budgetiert. Der Auftaktsieg der Schweiz gegen Färöer wurde ebenfalls so erwartet. Und es klappt auch. Die Schweiz gewinnt 28:25 (13:7). Es ist der erste Sieg eines Schweizer Frauen-Nationalteams an einer EM-Endrunde überhaupt – und ein weiterer Meilenstein im Aufschwung des Schweizer Frauen-Handballs. Das Team von Trainer Knut Ove Joa startet stark, spielt konzentriert und kassiert in den ersten 20 Minuten nur drei Gegentore. Auch in der zweiten Halbzeit geht es so weiter, die Schweizerinnen liegen rund 10 Minuten nach dem Seitenwechsel mit zehn Toren vorne (19:9). 4670 Fans in Basel feiern euphorisch.
Doch es wird nochmals eng. Die Schweizerinnen schalten einen Gang zurück, machen viele Fehler. Färöer holt auf. Zwei Minuten vor dem Ende führt die Schweiz nur noch mit einem Tor (25:24). «Wir haben am Schluss wohl etwas Angst bekommen vor dem eigenen Erfolg», meint Gautschi. Man spürt, die Schweiz wackelt, viele der jungen Spielerinnen haben zittrige Hände. Daphne Gautschi, Leistungsträgerin im Rückraum, zeigt ihr Können. Die Profihandballerin behält als Einzige die Nerven, wirft in den letzten zwei Minuten drei Tore und sorgt damit in dieser Endphase im Alleingang für diesen historischen Erfolg. Herausragend, genial, Daphne Gautschi. Die achtfache Torschützin bleibt bescheiden: «Wir haben das gemeinsam gemeistert.»
Sieg gegen die Färöer. Niederlage gegen Dänemark. Es war zu erwarten. Die Leistungen in beiden Spielen stark – mit Abstrichen im zweiten Durchgang gegen die Färöer. Die jungen Schweizerinnen begeistern, spielen mitreissenden Handball. «Ich glaube, wir konnten ein Handballfieber anreissen. Die Stimmung an beiden Spielen war unglaublich toll», sagt Gautschi. Die Freiämterin meint: «Es macht riesig Spass, auf dem Feld zu stehen. An der Heim-EM, mit diesem tollen Team, es ist enorm cool.» Noch mindestens ein Spiel bleibt übrig. Heute Dienstag (20.30 Uhr, live SRF) geht es gegen Kroatien um das Ticket für die Hauptrunde nach Wien. Die Schweiz hat zwei Punkte auf dem Konto, darf nicht verlieren. Kroatien hat einen Punkt und muss gewinnen. «Wenn wir so spielen wie gegen Dänemark, dann liegt sehr viel für uns drin. Kroatien wird bereit sein. Wir auch. Es wird ein riesiger Kampf. Ich freue mich sehr», sagt Daphne Gautschi. «Wir können befreit aufspielen», sagt Nora Snedkerud. Und Seraina Kuratli meint: «Mit diesem tollen Team und den Fans im Rücken ist vieles möglich.»
«Ein Team, das begeistert»
Handball, Heim-EM der Frauen: Fünf Fragen an SHV-Präsident Pascal Jenny aus Wohlen
Erster EM-Sieg, Rekordkulisse, 50-Jahr-Jubläum des Verbandes und hoher Besuch. Pascal Jenny aus Wohlen nutzt und geniesst die Heim-EM in Basel.
Ihre Meinung zu den ersten beiden EM-Spielen der Schweiz?
Pascal Jenny: Die Leistungen waren überragend. Diese Heim-EM war für die junge Equipe totales Neuland. Man hat mit hohem Druck Färöer besiegt – inklusive Schluss-Effort von Daphne Gautschi. Gegen die Olympia-Medaillen-Gewinnerinnen aus Dänemark hat unser Team begeistert. Die Entwicklung seit der EM in Slowenien vor zwei Jahren ist eine Bestätigung vom «Way of the Swiss» und lässt von einer erfolgreichen Zukunft träumen.
Stimmung in Basel top. Aber kein Spiel war ausverkauft. Da durfte man doch mehr erwarten?
Der europäische Handballverband hat mich mehrfach gefragt, wie wir das schaffen, so viele Fans in die Halle zu kriegen. Wir sind von den EM-Spielorten klar die Nummer 1 mit Blick auf das Zuschaueraufkommen – auch bei den Spieltagen ohne Heimteam. So weit das Kompliment. Meine Erwartung war eine andere. Wir wollten bei den Schweizer Spielen drei Mal ausverkauft sein – das haben wir nicht erreicht.
Warum?
Handball, Frauen-Handball im Speziellen, hat zu wenig Zuspruch aus der Sportschweiz. Die Präsenz für die EM ist nach wie vor zu klein. Ganz viele Vereine haben grandios unsere Vereinbarung gelebt und sind mit vielen Fans nach Basel gekommen. Aber leider nicht alle. Wären alle Vereine den an der Mitgliederversammlung 2023 vereinbarten Kontingenten nachgekommen, wären wir ausverkauft gewesen. Am Ende ist das Besucheraufkommen ein Erfolg. Aber die Luft nach oben will man natürlich immer auch noch erreichen. Wir haben Ehrgeiz.
Bitte eine erste kurze EM-Bilanz.
Positiv. Ein Team, das begeistert. Ein Verband, der Grossanlässe super organisieren kann. Und wir konnten neue Sponsoren und Fans gewinnen.
Was liegt gegen Kroatien drin?
Ein Sieg und damit die Qualifikation für die Hauptrunde an dieser Europameisterschaft. --spr