«Das bereitet mir Sorgen»
31.07.2025 Sport, FussballDer FC Wohlen startet in einer Woche in die neue Saison – Trainer Piu erzählt im Interview
Piu geht in seiner dritte Saison als Trainer des FC Wohlen. Der 48-Jährige hat aktuell einige Baustellen und viele Spieler, die nicht oder nur bedingt trainieren ...
Der FC Wohlen startet in einer Woche in die neue Saison – Trainer Piu erzählt im Interview
Piu geht in seiner dritte Saison als Trainer des FC Wohlen. Der 48-Jährige hat aktuell einige Baustellen und viele Spieler, die nicht oder nur bedingt trainieren können. «Das ist alles andere als optimal», sagt er eine Woche vor dem Saisonstart.
Stefan Sprenger
Seit Sie im Sommer 2023 Trainer des FC Wohlen wurden, holten Sie in 59 Spielen total 75 Punkte. Der Schnitt liegt bei 1,29 Punkten. Stellt Sie dies zufrieden?
Piu: Nein, es müssten mehr sein.
Der Endspurt der letzten Saison ging ordentlich in die Hose. Innerhalb von fünf Partien ist der FC Wohlen vom 4. auf den 11. Rang abgerutscht. Die Kritik an Ihrer Person wurde immer lauter. Spürten Sie das?
Ja. Das spürte ich sehr gut. Vier Spiele vor Schluss war alles gut, wir schnupperten an den Spitzenplätzen, danach hat sich alles geändert. Auch die Meinungen des FCW-Umfeldes. Die Kritik wurde sehr laut. Meine Arbeit war plötzlich nicht mehr gut. Und dazu brauchte es nur vier schwache Spiele. Das tat weh. Und das war nicht fair. Der Hauptgrund lag bei den personellen Problemen, den Verletzungen und dass wir Stammspieler in die zweite Mannschaft abgeben mussten. Es kam viel zusammen. Aber ich weiss, dass es im Fussball manchmal schnell geht – nach oben oder nach unten.
Die letzten beiden Saisons beendete der FC Wohlen auf dem 11. Rang, er kam nie über 40 Punkte, kassierte deutlich mehr Gegentore, als man selbst erzielte. Denken Sie, dass Sie bei einem anderen Verein noch Trainer wären, bei dem Sie keine grosse Vergangenheit als Spieler und Mensch gehabt haben?
Das ist eine schwierige Frage, die ich nicht wirklich beantworten kann. Aber ich bin punktemässig mit den letzten beiden Saisons sicherlich nicht zufrieden. Sehen Sie, ich versuche stets mein Bestes zu geben. Und ich will dafür sorgen, dass sich die Meinung der Leute wieder ändert und dass man sagt: Piu ist der richtige Trainer für den FC Wohlen.
Dafür bräuchte es einen starken Start in die neue Saison.
Richtig. Das wird aber enorm schwierig. Zum Startspiel gegen Schötz müssen wir schauen, dass wir ein anständiges Team hinkriegen.
Was ist los?
Es sieht aktuell personell nicht so rosig aus. Es gibt viele verletzte und rekonvaleszente Spieler. Einige Spieler sind erst gerade aus den Ferien gekommen.
Ich habe in den letzten Wochen teilweise mit 12 Spielern trainiert. So konnte man die Trainings natürlich nicht so gestalten, wie es in einer Vorbereitung wünschenswert wäre. Immerhin sind in der kommenden Woche fast alle Spieler an Bord. Aber es fehlen ganz wichtige Kräfte.
Wer?
Die beiden Defensivspieler Santiago Brunner und Nicola Peter. Wenn sie fit sind, dann sind sie unbestrittene Stammspieler. Doch beide benötigen noch ein paar Wochen, bis sie wieder mittun können.
Wie sieht es bei Captain und Abwehrboss Alban Pnishi aus, der sich im Mai einen Muskelbündelriss zuzog?
Alban ist seit Kurzem wieder im Training und wird an diesem Samstag im Testspiel gegen Höngg erstmals wieder eine Halbzeit lang spielen. Aber er braucht noch Zeit, um in Topform zu kommen, ebenso Stürmer Dramane Sissoko und Bijan Dalvand, die beide bis vor Kurzem verletzt waren. Das bereitet mir schon Sorgen.
Also wird der FC Wohlen nicht wie die Feuerwehr in die neue Saison starten?
Wenn wir komplett sind, liegt vieles drin. Wenn die Personalsituation so ist wie aktuell, dann müssen wir uns auf eine schwierige Startphase einstellen.
In der Meisterschaft geht es zuerst gegen Topteam Schötz, danach gegen Münsingen, gegen das der FCW die historische 0:9-Klatsche zum Saisonende kassiert. Dann kommt Aufsteiger Zug, der sich im Sommer enorm verstärkte. Der FCW wird sofort gefordert sein.
Ja. Schötz ist immer ein Topteam, gegen Münsingen haben wie eine dicke Rechnung offen und Zug hat eine grosse Aufstiegseuphorie – und einige Brasilianer. Wir müssen diese Spiele so glimpflich wie möglich überstehen, natürlich möglichst erfolgreich. Es ist nun Teamgeist gefragt, wir müssen als Einheit auftreten, unbedingt. Ab September sind wir dann wohl richtig bereit, respektive alle Spieler an Bord. Und das wird auch nötig sein, denn die Liga wurde allgemein stärker.
Am 16. August ist der FC Aarau zu Gast in Wohlen. Was liegt in diesem besonderen Cupspiel drin für ihr Team?
Es benötigt natürlich viel, um den Exploit gegen Aarau zu schaffen. Wir müssen an unsere Grenzen gehen und darüber hinaus, dann braucht es auch noch Glück. Sind wir mal ehrlich, Aarau ist der haushohe Favorit. Aber wir haben nichts zu verlieren und sind an einem guten Tag in der Lage, den FC Aarau zu kitzeln. Ein Sieg des FC Wohlen wäre eine Sensation.
Und es scheint, als ob ein guter Saisonstart des FCW aktuell auch eine kleine Sensation wäre.
Das nicht. Aber die Situation ist schwierig. Und wir alle geben unser Bestes, die Jungs sind topmotiviert – dieses Team wird in dieser Saison seinen Weg gehen. Ich hoffe, er wird erfolgreich sein.
Zu Beginn oft auswärts
Der FC Wohlen bestreitet noch zwei Spiele vor dem Saisonstart. Beide sind zu Hause. Am Samstag (17 Uhr) gegen Höngg (1. Liga classic). Und am Mittwoch (19.30 Uhr) gegen die U19 des FC Zürich. Am Samstag, 9. August, 16 Uhr) geht die neue Saison in der 1. Liga classic auswärts beim FC Schötz los. Und auch danach ist das Startprogramm happig: Nach dem Cupspiel zu Hause gegen den FC Aarau aus der Challenge League (Samstag, 16. August, 19.30 Uhr) folgt eine englische Woche mit dem Heimspiel am Mittwoch (20. August, 20 Uhr) gegen Münsingen und am Samstag (23. August, 16 Uhr) auswärts bei Aufsteiger Zug. Im Anschluss folgen drei Auswärtsspiele gegen Besa Biel, die Grasshoppers U21 und Muttenz. Erst am 20. September findet das nächste Heimspiel gegen die Old Boys statt. Hintergrund: Die Partie gegen GC U21 wäre eigentlich ein Heimspiel gewesen, doch die Zürcher wollten abtauschen, da sie den Platz im nächsten Frühling für ein Testspiel der Nachwuchs-Nati benötigen. --spr