Autos den Kampf angesagt
26.07.2024 WohlenZu Fuss und auf dem Velo
Die Gemeinde Wohlen ist daran, den Kommunalen Gesamtplan Verkehr, kurz KGV, zu überarbeiten. Bereits früher haben zwei partizipative Anlässe mit einer Begleitgruppe stattgefunden. Aktuell läuft das Mitwirkungsverfahren, in ...
Zu Fuss und auf dem Velo
Die Gemeinde Wohlen ist daran, den Kommunalen Gesamtplan Verkehr, kurz KGV, zu überarbeiten. Bereits früher haben zwei partizipative Anlässe mit einer Begleitgruppe stattgefunden. Aktuell läuft das Mitwirkungsverfahren, in welchem die erarbeiteten Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Massnahmen vorgelegt werden. Dabei wird vor allem darauf gesetzt, dass der Autoverkehr abnimmt und die Menschen mehr auf das Velo setzen oder zu Fuss unterwegs sind. Die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Wohlen sowie die umliegenden Nachbargemeinden und weitere Akteure können jetzt Stellung beziehen. Die eingegangenen Stellungnahmen sollen anschliessend überprüft und der Bericht sowie die Pläne entsprechend bereinigt werden. --red
Öffentliche Mitwirkung Überarbeitung Kommunaler Gesamtplan Verkehr
Noch bis heute Abend können alle die Unterlagen einsehen und ihre Meinung dazu äussern. Wer sich beteiligen will, braucht Ausdauer. Auf vielen Seiten stellt der Gemeinderat die aktuelle Situation dar und listet mögliche Massnahmen auf.
Chregi Hansen
Ein modernes Verkehrsleitsystem an den Ortseingängen soll den Verkehr geschickt durchs Dorf lenken. Die Schleichwege durch die Quartiere werden unterbunden. Strassen werden zu Aufenthaltsräumen aufgewertet werden, der Bus fährt häufiger, an verschiedenen Orten können schnell Velos gemietet werden. Und ein Grossteil der Wohler ist in Zukunft zu Fuss unterwegs.
Die Vision des Gemeinderates für den künftigen Verkehr in Wohlen ist klar aus einer rot-grünen-Sicht geprägt. Im Zentrum soll der Mensch stehen und nicht das Auto. Dieses ist noch immer das dominierende Verkehrsmittel im Zentrum. Das soll sich nach dem Willen der Gemeinde ändern. Auf über 100 Seiten wird feinsäuberlich die jetzige Situation analysiert, auf weiteren fast 100 Seiten mögliche Ziele und Massnahmen abgeleitet. Aktuell liegen die Berichte und die verschiedenen Anhänge auf der Verwaltung auf, sie sind auch online einsehbar. Noch bis heute Abend kann jeder und jede seine Meinung dazu abgeben.
Schwachstellen beseitigen
Der aktuelle kommunale Gesamtplan Verkehr der Gemeinde Wohlen stammt aus dem Jahr 2010 und ist veraltet. Er wurde in den letzten Monaten in einem partizipativen Verfahren überarbeitet. Die Gemeinde reagiert damit zum einen auf den zunehmenden Verkehr und die sich verändernden Mobilitätsbedürfnisse. Die verschiedenen Verkehrsmittel sollen besser miteinander vernetzt und vorhandene Schwachstellen beseitigt werden. Gleichzeitig soll die Sicherheit aller erhöht werden.
Vier-V-Strategie
Dabei setzt der Gemeinderat Wohlen auf die Vier-V-Strategie. Es geht darum, den Verkehr zu vermeiden, ihn zu verlagern, die Vernetzung zu fördern und den Verkehr verträglich abzuwickeln. Vermeiden, verlagern, vernetzen und verträglich machen, das sind also die vier V, die den Kurs vorgeben. Daneben hat sich die Gemeinde verschiedene Ziele gesetzt. Wobei eines immer wieder durchschimmert. Die Einwohner von Wohlen sollen vermehrt das Auto stehen lassen und sich per Velo oder zu Fuss durchs Dorf bewegen. Dies führe, so die Hoffnung, auch zu einer Aufwertung des öffentlichen Raums.
Für den Gemeinderat ist klar: Durch eine Reduktion des motorisierten Verkehrs können die verbleibenden Autos schneller und flüssiger durch das Dorf fahren. Weniger Autos auf den Strassen ermöglicht aber auch mehr Platz für Velos und Fussgänger. Wichtig sei aber auch, dass parallel dazu die Angebote des öffentlichen Verkehrs ausgebaut werden. Gerade der Ortsbus würde profitieren, wenn weniger Autos auf den Strassen unterwegs sind, da er aktuell auch oft nicht vorwärtskommt. Gleichzeitig legt der Plan die wichtigsten Verbindungsrouten für alle Fortbewegungsarten fest und zeigt auf, wo noch Löcher bestehen. Denn eines ist klar: Der Umstieg aufs Velo oder das Zufussgehen gelingt nur, wenn möglichst kurze und sichere Verbindungen vorhanden sind.
Massnahmen für die kommenden 10 bis 15 Jahre
Damit der Umstieg weg vom Auto gelingt, will der Gemeinderat auf die Push- und Pullmethode setzen. Das heisst, dass das Autofahren unattraktiv gemacht wird (Push-Massnahmen). Dies beispielsweise dadurch, dass die Zahl der Parkplätze reduziert wird oder durch die Einführung eines Verkehrsmanagements. Zum anderen sollen alternative Fortbewegungsmittel gefördert werden (Pull-Massnahmen). ÖV-Angebote oder Velo- und Fusswege sollen so attraktiv werden, dass sie der Fahrt mit dem Auto vorgezogen werden. Dass dies nicht von heute auf morgen geht, ist allen Beteiligten klar. Der kommunale Gesamtplan Verkehr (KGV) ist auf die kommenden 10 bis 15 Jahre ausgerichtet. Während kleinere Massnahmen möglichst schnell umgesetzt werden sollen, brauchen grössere eine Vorlaufzeit. Die Autos verschwinden also nicht von heute auf morgen aus dem Zentrum.
Ganz viele Massmahnen formuliert
Im Bericht listet der Gemeinderat nicht weniger als 16 Schlüsselmassnahmen auf, die er in Zukunft angehen möchte. Sie reichen von der Einführung eines Verkehrsmanagements über die Unterbindung des Schleichverkehrs, die Umsetzung des Veloroutennetzes samt Signalisation bis hin zu vermehrten Sharing-Angeboten, so kann sich der Gemeinderat etwa vorstellen, künftig ein Bike-Sharing anzubieten, wie es in grossen Städten teilweise schon üblich ist. Gleichzeitig soll auch das Angebot der Parkplätze überprüft und allenfalls reduziert werden. Auch soll die BNO so angepasst werden, dass bei künftigen Bauprojekten auch möglich ist, je nach Standort die geforderte Zahl von Parkplätzen zu senken. Auch Vorschriften bezüglich Ladestationen für Elektromobilität sind denkbar. Nicht zuletzt soll erstmals eine Schulwegplanung angepackt werden, eine solche fehlt bisher in Wohlen.
Alles ist sicher nicht umsetzbar
Einen Teil der Massnahmen möchte der Gemeinderat möglichst schnell umsetzen. Einige benötigen nur wenige Mittel und können sofort angegangen werden. Andere sind komplexer und müssen erst verschiedene politische Hürden überqueren. Dass dies nicht immer der Fall sein wird, zeigt die geplante Aufwertung der Zentralstrasse, die im neuen KGV noch als erwünschte Massnahme aufgeführt ist, die vom Volk aber abgelehnt wird. Von daher ist kaum vorstellbar, dass alle Ideen auch wirklich umgesetzt werden. Der KGV kann aber für sich in Anspruch nehmen, auf vorhandene Schwachstellen im Verkehrsnetz aufmerksam zu machen. Schon das allein ist sehr wertvoll.
Alle Unterlagen und Informationen unter www.mitwirken-wohlen.ch/de/kgv