An die Grenzen gerannt
07.10.2025 Oberwil-Lieli, Mutschellen, Laufsport48 Läuferinnen und Läufer nahmen am Helvetia Backyard Ultra teil
Die letzte Person beendete den Helvetia Backyard Ultra nach 25 Stunden. Die Deutsche Lily Lu hatte bis dann 167,65 Kilometer hinter sich gebracht. Initiator Doron de Wolf ist mit der 1. Ausgabe ...
48 Läuferinnen und Läufer nahmen am Helvetia Backyard Ultra teil
Die letzte Person beendete den Helvetia Backyard Ultra nach 25 Stunden. Die Deutsche Lily Lu hatte bis dann 167,65 Kilometer hinter sich gebracht. Initiator Doron de Wolf ist mit der 1. Ausgabe seines Laufs mehr als zufrieden – und kündigt eine Wiederholung an.
Roger Wetli
«Dieser Lauf ist für mich ein kleines Abenteuer», erklärte die Teilnehmerin Andrea Käppeli aus Merenschwand. Soeben hatte sie die erste Runde der exakt 6,706 Kilometer langen Strecke durch den Wald von Oberwil-Lieli absolviert und wartete auf den Start zur zweiten Runde. «Ich mache sonst Duathlon und habe den Backyard Ultra vor einem Jahr kennengelernt. Toll wäre, wenn ich acht Runden schaffen würde», hoffte Käppeli. Schlussendlich hörte sie nach zwölf Runden um Mitternacht nach 80,472 Kilometern auf.
Lauf gegen sich selber
48 Läuferinnen und Läufer nahmen an diesem Lauf teil. Initiant Doron de Wolf aus Oberwil-Lieli ist damit sehr zufrieden. «Angestrebt hatte ich bei diesem ersten Lauf 50 Teilnehmende. Es ist also fast eine Punktlandung.» Er möchte, dass der Lauf nicht zu gross wird, und beschränkte ihn darum von Anfang an auf maximal 100 Läufer. «Es soll ein kleiner, gemütlicher Lauf sein, etwas Soziales und ein Miteinander – und das war es jetzt auch», erklärte er gestern Montag im Rückblick.
Beim Helvetia Backyard Ultra geht es darum, dass zu jeder vollen Stunde gemeinsam zur Runde von 6,706 Kilometern gestartet wird. Die Läufer, die bis zum neuen Start diese Strecke schaffen, dürfen entscheiden, ob sie eine weitere Runde absolvieren oder nicht. «Man läuft vor allem gegen sich selber», weiss de Wolf aus eigener Erfahrung. «Und man legt sich dafür eine Strategie fest. Bin ich bereits nach 40 Minuten im Ziel, kühlt vielleicht mein Körper in der etwas längeren Laufpause mehr aus, als wenn ich erst nach 55 Minuten zurück bin. Dafür habe ich auch mehr Erholungszeit.» Der Helvetia Backyard Ultra dauert so lange, bis der zweitletzte Läufer ausscheidet. Schafft die letzte Person die nächste Runde, siegt sie. Gibt sie vorher auf, gibt es keinen Sieger. So weit kam es in Oberwil-Lieli nicht. Die Deutsche Lily Lu lief nach 25 Runden am Samstag um 13 Uhr ins Ziel, nachdem ihre hartnäckigsten beiden Mitläufer Nicola Staehlin und Michael Rasonyi den Lauf nach 24 Runden und Stunden beendet hatten.
Grosse Leistungen
Doron de Wolf begeisterten an diesem Lauf der Ehrgeiz und die Ausdauer der Teilnehmenden: «Es gab ein paar Leute, die zum ersten Mal an einer solchen Veranstaltung teilgenommen hatten.
Und von den Wiederholungstätern sprangen viele über ihren eigenen Schatten und erreichten persönliche Bestleistungen.» Wurden diese erreicht, durften sie selber im Start-Ziel-Bereich eine Glocke läuten, worauf sie Applaus ernteten. Überrascht hat de Wolf, dass von 48 Teilnehmenden 46 die Marathon-Distanz von etwa 42 Kilometern gelaufen sind. «15 Läuferinnen und Läufer schafften gar mindestens 15 Runden und damit über 100 Kilometer.» Der Durchschnitt lag bei zwölf Runden und rund 80 Kilometern. «Das ist wahnsinnig. Ich hätte das so nicht erwartet», schwärmte de Wolf.
Den Lauf bereits nach zwei Runden abgebrochen hatte Tristan Müller aus Uitikon. «Ich hatte mich zwar gut auf diesen Lauf vorbereitet, jetzt aber meinen Fuss verletzt. Ich schaue mal, wie weit ich komme», meinte er nach der 1. Runde. «Für mich ist dieser Lauf eine Gelegenheit, aus dem Büroalltag auszubrechen und aus meiner Komfortzone zu kommen.» Auch Remo Scherrer aus Bremgarten sah den Lauf als Gelegenheit, sich selber herauszufordern. «Mein Ziel sind sechs bis sieben Runden – also in etwa die Marathon-Distanz.» Schlicht aus Freude nahm Robin Brunner aus Wettingen teil. «Es sind noch zwei Kollegen dabei. Ich laufe mal, so weit es geht», schaute er bei seinem allerersten solchen Lauf voraus.
Zwei Schnupperläufe im Februar und August
«Es war pure Freude. Und es gab viele lachende Gesichter», ist Doron de Wolf zufrieden. «Wir werden das sicher im nächsten Jahr wieder machen», versprach er und nannte mit dem Start am Freitag, 2. Oktober, 2026, 12 Uhr, bereits das nächste Datum. Zuvor gibt es zwei Helvetia Backyard Community Runs mit weniger strengen Regeln, um in den Lauf hineinzuschnuppern. Diese starten am 7. Februar und 8. August 2026 jeweils um 10 Uhr. «Wir werden jetzt bei den Teilnehmenden des diesjährigen Laufs noch eine Umfrage starten, um zu sehen, wie wir unsere Veranstaltung noch verbessern können. Grundsätzlich lief aber bei diesem 1. Lauf alles wortwörtlich gut», lachte de Wolf.