Adios vom singenden Goldschmied
23.12.2025 Mutschellen, Musik, BerikonBestechender Auftritt der Pepe Lienhard Big Band im Berikerhus
Seit Jahrzehnten begeistert Pepe Lienhard weltweit mit seiner Musik. Letzten Samstag konnte man seine Big Band in einem Weihnachtskonzert in Berikon erleben. Pino Gasparini, der Sänger und ...
Bestechender Auftritt der Pepe Lienhard Big Band im Berikerhus
Seit Jahrzehnten begeistert Pepe Lienhard weltweit mit seiner Musik. Letzten Samstag konnte man seine Big Band in einem Weihnachtskonzert in Berikon erleben. Pino Gasparini, der Sänger und Weggefährte von Lienhard, nahm dabei nach 56 Jahren Abschied.
Albert Schumacher
Diesen Auftritt Pepe Lienhards in der Provinz wollte man sich nicht entgehen lassen. Der Saal in Berikon war bis auf den letzten der 800 Plätze besetzt. Dafür sprachen zwei Gründe: Erstens war das Konzert ein einmaliges Weihnachtskonzert. «Eigentlich sind Weihnachtskonzerte nicht das Ding von Pepe», verriet Event-Manager Urs Schweizer, der gemeinsam mit Fritz Luchsinger das Konzert organisiert hatte. Zweitens war dieser Anlass eine Abschiedsgala für Pino Gasparini; zu dessen Ehre waren Familie, Bekannte, Freunde sowie Tenniskollegen aus Fällanden und dem Albisgüetli in Scharen angereist.
Pino Gasparini im Glitzerveston
Nach dem schwungvollen Auftakt mit Glenn Millers «American Patrol» begrüsste der Bandleader das Publikum mit der Bemerkung, es sei höchste Zeit geworden, endlich mal nach Berikon zu kommen. Bald ertönte auch der Klassiker «In the mood», durchaus passend zur Weihnachtszeit, unter dem einfühlsamen Dirigat des Chefs bei den Pianostellen. Den weihnachtlichen Reigen eröffnete die Band mit «White Christmas» mit Solist Kent Stetner, Solistin Brigitte Wullimann und den Sam Singers, bekannt für ihre Close Harmony (deutsch «enge Lage», ein Singstil, bei dem die einzelnen Töne eines Akkords in einem sehr engen Intervallabstand zueinander liegen). Es folgte Glenn Millers originelle Version von «Jingle Bells» aus den 40er-Jahren, eingeleitet durch Peter Lübke am Schlagzeug und Christian Wegscheider, den Österreicher in der Band, am Piano. Bei «Silver Bells» beehrte dann erstmals der gelernte Goldschmied Pino Gasparini mit seiner sonoren tiefen Stimme die Bühne und überzeugte im Duett mit Julia Schiwowa von den Sam Singers. Lienhard kommentierte umgehend den Glitzerveston seines Freundes: «Richtig weihnachtlich; diesen Kittel habe ich jetzt noch nie gesehen.» Die Big Band lieferte auch Arrangements von Bandmitgliedern, zum Beispiel Ralf Hesses originelle Bearbeitung für Flügelhorn und Bariton-Sax von Jerry Mulligans «Sleigh Ride». Das nächste Solo Gasparinis war «I’m coming home for Christmas» im Stile Dean Martins – man merkte dem Sänger an, dass seine Stimme durch Abschiedsemotionen geprägt war. Mit «Help Yourself», einem Hit von Tom Jones, dem «Tiger aus Wales», fuhr er energisch seine Stimmkrallen aus und entfachte – unterstützt von Bläsern on fire – Euphorie im Publikum.
Pepe Lienhard lobte seine 26-köpfige Big Band, zu der einige neue Mitglieder gestossen waren: «Am heutigen Tag vor dem Konzert haben wir eisern Weihnachtsstücke reaktiviert oder neu eingeübt, und das hat auf Anhieb geklappt.»
«Swiss Lady» in souveräner Weise
Im zweiten Teil des Konzerts mit hohem Erinnerungswert rückte Gasparinis Bravourstück ins Zentrum. «Swiss Lady» landete am Concours Eurovision de la Chanson 1977 auf dem 6. Platz. Markant waren dabei Gasparinis unverwüstliche Stimme, Pepes Piccolo und Mostafas stupendes Alphorn – Zutaten für einen CH-Hit. Gasparini interpretierte diesen Gassenhauer in nach wie vor souveräner Weise. Und er legte noch eine Schippe drauf: Beim Medley nach dem Ennio-Morricone-Westernklassiker «Spiel mir das Lied vom Tod» war er im Element, schaffte mühelos hohe Tenorpassagen, spielte selbst das Mundharmonikamotiv und brachte den Saal einmal mehr zum Staunen. Aber damit nicht genug: Seine italienischen Wurzeln und der Kostümwechsel verwandelten ihn von Kopf bis Fuss in einen schicken Louis Prima, mit seiner Version von «Buona Sera Signorina» verzückte der Gigolo das Publikum, zumal er sich auch singend und tanzend unter die Leute mischte.
Pepe Lienhard bedankte sich von Herzen und mit einer Umarmung bei seinem Freund für den Einsatz und die stets gelebte Professionalität: «Pino, wir haben unglaubliche, unfassbare 56 Jahre miteinander erlebt, ich möchte keinen Moment missen; an allen wichtigen Orten der Welt waren wir, und jetzt auch in Berikon.»
Dass der Abschiednehmende auch anders kann, bewies er dann nachhaltig mit seiner ergreifenden, sehr persönlichen Interpretation von «My Way», auf Augenhöhe mit seinem Vorbild Frank Sinatra. Hawaii-Gitarre und Hals-Girlanden ergänzten dann die weihnachtlich geschmückte Bühne beim Song «Mele Kalikimaka» von Bing Crosby. Kent Stetler und die Sam Singers brachten die Festtagsstimmung zurück. Und als Zugabe erklang dann ganz besinnlich-festlich «Stille Nacht». Das Konzert bestach durch einen durch und durch kompetenten, sympathischen Bandleader, musikalische Topqualität, Abwechslung und einwandfrei strukturierte Gestaltung, durch Soundmix und Beleuchtung. Von Udo Jürgens hat Lienhard gelernt: «Es gibt keine Ausreden wegen schlechtem Sound, schlechtem Saal. Die Leute haben bezahlt. Es muss einfach klingen und eine perfekte Show sein, egal wie die Bedingungen sind.»
Und nächstes Jahr – nach seinem runden Geburtstag im März – startet Lienhard die Celebration Tour: ein komplett neues Programm mit vie- £len Überraschungen. Der Lenzburger macht mit 80 zum Glück noch nicht Schluss.

