Achterbahn Richtung Profi
17.10.2025 Sport, FussballFussball, Cup-Qualifikation 1. Liga classic: Berdan Senyurt zum Spiel Old Boys – Wohlen (Sa, 16 Uhr)
Mitte August sass Berdan Senyurt noch beim FC Aarau auf der Bank, als das Challenge-League-Team im Schweizer Cup beim FC Wohlen spielte. Jetzt will der Abwehrspieler ...
Fussball, Cup-Qualifikation 1. Liga classic: Berdan Senyurt zum Spiel Old Boys – Wohlen (Sa, 16 Uhr)
Mitte August sass Berdan Senyurt noch beim FC Aarau auf der Bank, als das Challenge-League-Team im Schweizer Cup beim FC Wohlen spielte. Jetzt will der Abwehrspieler den Freiämtern helfen, erneut in den Cup einzuziehen und die erste Qualifikationsrunde gegen die Old Boys zu überstehen.
Josip Lasic
Die zweite Halbzeit zwischen Solothurn und Wohlen hat gerade begonnen, als die Gastgeber eine Torchance erhalten. FCW-Goalie Nico Ammann ist bereits geschlagen, doch Berdan Senyurt rettet den Ball mit dem Kopf von der Linie. Kurz darauf gehen die Freiämter in Führung und gewinnen das Spiel, obwohl sie in Unterzahl sind. Das verdanken sie auch dem 19-jährigen Verteidiger und seiner Abwehrarbeit. Mit dieser Leistung hat Senyurt einigen ehemaligen Teamkollegen den Tag vermiest. «Ich habe mit vielen von ihnen bei Solothurn in den Juniorenteams gespielt», erzählt der Fussballer mit türkischen Wurzeln. Das ist einige Jahre her.
Mittlerweile hat der in Hägendorf wohnhafte Kicker einen Profivertrag beim FC Aarau und schon zwei Partien in der Challenge League absolviert. Als der FC Wohlen im August die Aarauer zum Cupduell empfängt, sitzt Senyurt beim FCA auf der Bank. Danach wird er ins Freiamt ausgeliehen. «Man muss einen Schritt zurück machen, um zwei nach vorne zu gehen. In meinem Alter braucht ein Fussballer Einsatzzeit. Diese erhalte ich beim FC Wohlen. Dafür bin ich sehr dankbar.»
Harter Kampf bis zum Profivertrag
Sein Ziel ist es, sich im Profifussball zu etablieren, wie sein älterer Bruder Devran, der in der Türkei spielt. «Er hat bei Iskenderunspor mit dem Ex-Wohler Kerem Kursun gespielt. Dadurch hatte ich erste Berührungspunkte mit Wohlen. Jetzt spielt mein Bruder in der zweiten türkischen Liga bei Boluspor.» Generell sind die Senyurts eine fussballverrückte Familie. Berdans jüngerer Bruder Boran ist Captain der U15 beim SC Zofingen. Sein Onkel Hasan war früher Juniorentrainer beim FC Wangen bei Olten. Bei ihm hat der junge Berdan Senyurt auch mit dem Fussball angefangen. Über den FC Kappel und Solothurn kam er in die U16 des FC Aarau und hat die Nachwuchsmannschaften bis zum Fanionteam durchlaufen. Seinen Weg dorthin beschreibt er als Berg-und-Tal-Fahrt. «In der U16 habe ich regelmässig gespielt. Bei der U18 des FC Aarau hatte ich eine gute Vorrunde. Anschliessend war ich kaum im Aufgebot. Und wenn ich dabei war, durfte ich beispielsweise mit nach Genf an ein Auswärtsspiel fahren und sass dann 90 Minuten auf der Bank. Das war nicht immer einfach. »
In der U19 der Aarauer ist sein Trainer der ehemalige FCW-Verteidiger Goran Ivelj. Er setzt auf den jungen Spieler, der unter Alex Frei dann auch die ersten Trainings mit dem Challenge-League-Team bestreiten darf.
Lernkurve geht nach oben
Theoretisch könnte er immer noch in der U19 bei Aarau spielen. «Ich wollte aber weg vom Jugendfussball und mit Erwachsenen spielen. Es hat auch etwas Zeit gebraucht, bis ich mich daran gewöhnt habe.» Seinen ersten Einsatz im Wohlen-Trikot hat er gegen Besa Biel. Senyurt erklärt, dass er sich die ersten 20 Minuten im Spiel überhaupt nicht zurechtgefunden hat. Allerdings war die Eingewöhnungszeit kurz. Schon in der zweiten Hälfte gegen Besa überzeugt er. Seither ist der Aussenverteidiger eine feste Grösse in Wohlens Abwehr. Dass mit Milot Sinani und Nicola Assaiante zwei Mitspieler aus Aaraus U19 ebenfalls ins Freiamt gewechselt sind, hat bei der Integration geholfen. Er ist sehr froh, in der Mannschaft zu sein. «Wir haben viele sehr gute Spieler im Team. Einige waren früher Profis. Ich kenne niemanden, der so eine Ruhe am Ball hat wie Alban Pnishi. Wenn ich neben ihm in der Verteidigung spiele, kann ich nur lernen.»
Beim FCW lernt momentan das ganze Team. Die bisherige Saison der Freiämter passt zu Senyurts Karriereverlauf: eine Berg-und-Tal-Fahrt. «Ich finde aber, dass wir uns enorm entwickelt haben. Das ist jetzt gefühlt eine andere Mannschaft, verglichen mit der, als ich gekommen bin. Und die Entwicklung geht weiter.» Ziel des Teams war, aus den letzten vier Spielen acht Punkte zu holen. Es wurden sogar zehn. Morgen geht es in der Cup-Qualifikation auf die Schützenmatte zu den Old Boys Basel. Ende September hat man in der Meisterschaft schon einen 2:1-Sieg gegen das Schlusslicht feiern können. «Sie sind trotzdem ein Gegner, den man nicht unterschätzen darf. Am vorletzten Spieltag haben sie den damaligen Tabellenführer Muttenz geschlagen. In dieser Liga kann jeder jeden bezwingen.»
Nach dieser Saison soll der Kicker wieder zurück zum FC Aarau und dort den nächsten Schritt im Profifussball machen. Zuvor kann er aber Spuren in Wohlen hinterlassen. Mit den Aarauern hat Senyurt gesehen, was die Teilnahme am Schweizer Cup für den FCW bedeutet. Er möchte mit dem Team die Qualifikation wieder schaffen. Gewinnt Wohlen, treffen sie im März in der zweiten Runde auf den Sieger der Partie zwischen Portalban/Gletterens und Solothurn. Eventuell erhält er dann auch nochmal die Gelegenheit, seine ehemaligen Solothurner Teamkollegen zu ärgern.