Achterbahn der Emotionen
26.11.2024 SportRinger stehen im Final
Die RS Freiamt verliert den Halbfinal-Rückkampf auswärts in Kriessern mit 14:15. Nach dem souveränen 23:13-Heimsieg vor einer Woche reicht das aber für den Finaleinzug. Für die Freiämter ist das gleich eine doppelte ...
Ringer stehen im Final
Die RS Freiamt verliert den Halbfinal-Rückkampf auswärts in Kriessern mit 14:15. Nach dem souveränen 23:13-Heimsieg vor einer Woche reicht das aber für den Finaleinzug. Für die Freiämter ist das gleich eine doppelte Erleichterung. In den letzten zwei Jahren haben sie den Final jeweils verpasst. In der vergangenen Saison konnte die Ringerstaffel nicht einmal eine Medaille gewinnen. Jetzt ist ihnen der Podestplatz in der Meisterschaft bereits sicher. Ausserdem haben sie gegen Willisau die Chance auf den ersten Titel seit 2014.
Harter Kampf in der Ostschweiz
Der Weg der Freiämter in den Final war aber trotz Vorsprung nicht einfach. In Kriessern mussten sie zehn zähe Duelle überstehen. --jl
Ringen, Nationalliga A: RS Kriessern – RS Freiamt 15:14 (8:6) – Freiämter stehen nach zwei Jahren Abstinenz wieder im Final
Die Freude ist riesig. Die RS Freiamt steht im Final. Nachdem in der vergangenen Saison ein Podestplatz verpasst wurde, ist den Freiämtern nun eine Medaille sicher. Titelverteidiger Kriessern machte es dem Team von Trainer Pascal Strebel im Halbfinal-Rückkampf aber alles andere als leicht.
Josip Lasic
Im drittletzten Kampf des Abends ist es so weit. Kriesserns Fabio Dietsche fordert Freiamts Marc Weber (bis 80 kg Greco). Kurz vor Ende führt Dietsche mit 5:0. Dann kassiert er eine Verwarnung. Zwei Punkte gehen an Weber. Und bei der RS Freiamt brechen alle Dämme. Gastgeber und Titelverteidiger Kriessern kann die Freiämter mathematisch nicht mehr einholen. Nach zwei Jahren Abstinenz steht die RS Freiamt wieder im Final.
In die Freude über den Finaleinzug mischt sich auch eine grosse Portion Erleichterung. Trotz 23:13-Sieg im Hinkampf konnten sich die Freiämter nicht zu sicher wähnen, dass es für den Gesamtsieg reicht. Kriessern setzte alles daran, die zehn Punkte Differenz wettzumachen. «Es war zäh, mit vielen Auf und Abs», fasst Freiamt-Trainer Pascal Strebel den Abend zusammen.
Unschöne Erinnerungen und eine Schrecksekunde
So beginnt der Abend mit einigen Ärgernissen aus Freiämter Sicht. Im Duell zwischen Jeremy Vollenweider und Magomed Ayskhanov (bis 130 kg Freistil) führt der Tschetschene in den Reihen der Freiämter souverän mit 7:0. Dann kommt es zu einer strittigen Aktion und einer Viererwertung für Vollenweider. Der Schlussstand von 7:4 bedeutet ein 2:1 statt eines 3:0 nach Teampunkten für den Tschetschenen. Ayskhanov fühlt sich benachteiligt und verweigert Kampfrichter Robin Mamié den Handshake. Das führt dazu, dass die zahlreichen Kriessern-Fans den Freiämter ausbuhen. Erinnerungen werden wach, an den Final 2021, als Ayskhanov mit den Willisau-Fans aneinandergeraten ist und disqualifiziert wurde. Offensichtlich wurde diese unschöne Erinnerung auch bei Ayskhanov getriggert, der jetzt völlig ausser sich ist und vom Trainerstaff der RS Freiamt beruhigt werden muss. Strebel: «Aus unserer Sicht wäre eine Viererwertung für Ayskhanov und eine Zweierwertung für Vollenweider korrekt gewesen. Er hat sich unfair behandelt gefühlt. Ich kann ihm nicht mal böse sein. Es ist dem Modus geschuldet, dass durch eine solche Entscheidung so viele Punkte verloren gehen. Aber er muss sich da besser im Griff haben. Bis zu dem Zeitpunkt zeigt er einen fast perfekten Kampf. Es ist schade, wenn es dann so endet.»
Das zweite Ärgernis ist eher ein Schreckensmoment. Im Duell zwischen Ramon Betschart und Christian Zemp (bis 97 kg Greco) hält der Kriesserer seinen Gegner mit einer Kopfklammer fest. Dabei schnürt er Zemp dermassen die Luft ab, dass dieser bewusstlos wird. Dann wird es kritisch. Der Freiämter droht die Zunge zu verschlucken. Ein schnelles Eingreifen des Staffs verhindert Schlimmeres. Strebel: «Betschart kann da nichts dafür. Nach Reglement muss eine Kopfklammer nach drei bis vier Sekunden abgepfiffen werden. Die Kampfrichter liessen zweimal zehn Sekunden laufen. Klar, dass Christian irgendwann keine Luft mehr bekommt.»
Der Trainer der Freiämter ist froh, dass die Kampfrichter danach achtsamer sind bei solchen Griffen. «Insofern alles gut. Aber in dem Moment bin ich ziemlich wütend geworden, weil es um die Gesundheit des Athleten geht.» Hätte Zemp den Kampf abbrechen müssen, wäre zudem eine 4:0-Wertung für Betschart die Folge gewesen. «Dass Christian zurückkommt und den Schaden auf ein 2:1 für Kriessern minimiert, rechne ich ihm sehr hoch an.»
Vorfreude auf Duell mit Willisau
Es gibt aber auch schöne Momente für die Freiämter. Kimi Käppeli vertritt den abwesenden Tanguy Darbellay und holt ein souveränes 2:0 gegen Daniel Loher. George Bucur bietet Marc Dietsche trotz 5 kg Gewichtsdifferenz und zehn Jahren Altersunterschied die Stirn und hält den Schaden mit einem 1:3 in Grenzen. Nino Leutert zeigt eine sehr souveräne Leistung gegen Dominik Laritz, führt zunächst mit 9:0, und als ihm langsam die Puste ausgeht und Laritz Oberwasser erhält, bringt Leutert den Sieg dennoch in trockene Tücher. Die RS Freiamt verliert zwar mit einem Punkt Differenz, doch der Finaleinzug ist Tatsache. «Als ich das Ganze im Vorfeld durchgerechnet habe, war das fast das schlimmstmögliche Szenario. Insofern ist alles gut ausgegangen», sagt Strebel.
Und nun wartet im Final Erzrivale Willisau. «Wir haben keinen Leistungsdruck. Ich möchte, dass die Jungs weiterhin mit Freude ringen und wir noch einmal Vollgas geben», sagt Strebel. Die Freude ist durch den Finaleinzug jetzt schon gross in den Reihen der RS Freiamt. Man darf gespannt sein, ob es gegen Willisau erneut eine solche Achterbahn der Emotionen gibt und für wen sie das bessere Ende hat.