Künstler laden ein
27.07.2018 Beinwil/FreiamtK-13: Offene Ateliers im Freiamt
Am 25. und 26. August findet die dritte Ausgabe der K-13 statt.
26 Ateliers öffnen an diesem Wochenende ihre Türen.
Alles begann im Jahr 2010. Mit einer speziellen Gruppenausstellung zum ...
K-13: Offene Ateliers im Freiamt
Am 25. und 26. August findet die dritte Ausgabe der K-13 statt.
26 Ateliers öffnen an diesem Wochenende ihre Türen.
Alles begann im Jahr 2010. Mit einer speziellen Gruppenausstellung zum Thema Caspar Wolf wagte sich die Kunstszene Freiamt erstmals in die Öffentlichkeit. Im Singisenforum in Muri zeigten 19 Freiämter Künstler Werke, zu denen sie sich vom berühmten Murianer Maler inspirieren liessen. Die Vielfalt der Kunstwerke und der rege Austausch begeisterte Zuschauer und Teilnehmer gleichermassen. Darum wurden weitere gemeinsame Aktionen geplant.
Bei der ersten Freiämter Ateliernacht im Jahr 2013 öffneten über 35 Kunstschaffende aus dem Freiamt ihre Ateliers. Man konnte direkt erleben, wie und wo Kunst entsteht. Nach der erfolgreichen Ateliernacht beschloss das OK, den Anlass im Jahr 2015 sogar auf zwei Tage auszuweiten. Diesmal beteiligten sich gar 54 Kunstschaffende. Nun also kommt es zur dritten Ausgabe der K-13. Kunstinteressierte können auch diesmal viel Spannendes entdecken.
Nur keine Berührungsängste
Am 25. und 26. August öffnen viele Freiämter Künstler ihre Ateliers für Besucher
Bereits zum dritten Mal lädt die Kunstszene Freiamt zu den offenen Ateliers. An insgesamt 26 verschiedenen Orten erhalten die Besucher Einblick in das Schaffen ganz verschiedener Künstler. Für Mitorganisator Pirmin Breu ist der Blick in ein Atelier ein Blick ins Innerste.
Chregi Hansen
«Ich selber habe keine Probleme, wenn Leute mein Atelier besuchen. Ich finde den Austausch spannend. Aber ich weiss, dass ganz viele Künstler sich schwertun, diesen Raum für andere zu öffnen», sagt Primin Breu, der bekannte Murianer Graffiti-Künstler, der seit einiger Zeit in Wohlen lebt und arbeitet und der zusammen mit Ruschy Hausmann und Ursula Brunner den Anlass zum dritten Mal organisiert.
Er hat Verständnis dafür. Denn in einem Atelier spüre man den Geist des Künstlers, erhalte Einblicke in dessen Seele. Und sieht, wie sich die Person entwickelt, welche Prozesse sie durchläuft. «Das öffentlich zu zeigen, fällt nicht allen gleich leicht», weiss Breu. Ein Atelier ist eben keine Galerie, wo die fertigen Werke ausgestellt sind, hier sieht man auch Phasen des Scheiterns, das Ringen um eine Idee, die Entwicklung, die ein Künstler durchläuft. «Ein Atelier ist für viele ein Ort, an dem sie sich störungsfrei auf ihre Arbeit konzentrieren können. Besucher sind da eher fehl am Platz», so Breu.
Ein Atelier ist mehr als bloss ein Arbeitsort
Kommt dazu, dass gar nicht alle Künstler über ein eigenes Atelier verfügen. Manche arbeiten zu Hause ohne ein Extrazimmer, müssen teilweise erst aufräumen und Platz schaffen, bevor sie loslegen können. «Ein Atelier kann aber überall sein», sagt Breu. Er selber hatte sich während seiner Zeit in Thailand eines auf einem Hotelbalkon eingerichtet. Heute hat er Arbeits- und Wohnräume unter einem Dach, für ihn der Idealfall. «Ich kann nicht nach der Uhrzeit arbeiten. Meine Ideen kommen irgendwann, dann will ich loslegen», sagt er.
Aber auch in dieser Hinsicht seien alle Künstler unterschiedlich. «Es gibt auch solche, die trennen Arbeit und Wohnen bewusst, die brauchen den Weg ins Atelier.» Wichtig sei, dass ein Atelier die Kreativität unterstütze. «Die Umgebung muss mich anregen, zum Arbeiten auffordern. Und mir die Möglichkeit geben, meine Ideen zu verwirklichen.»
Gute Kunst findet man nicht nur in der Stadt
Nicht alle haben dafür so optimale Räume zur Verfügung wie er. Umso glücklicher ist er, dass auch diesmal wieder ganz viele Freiämter Künstler ihre Türen öffnen. Dabei sah es eine Zeit lang aus, als würde es den Event nicht mehr geben. Nach der zweiten Durchführung vor drei Jahren war das Interesse an einer Wiederholung nicht mehr bei allen vorhanden – dies aus unterschiedlichen Gründen. «Einige waren enttäuscht, weil weniger Besucher kamen. Für andere war der Aufwand zu gross», erklärt Breu. Als die drei Organisatoren letztes Jahr auf eine weitere Durchführung verzichteten, meldeten sich aber etliche Künstler, die das bedauerten. «Sie sagten uns klar und deutlich, dass sie die offenen Ateliers eine gute Sache finden. Das gab uns den Kick, eine weitere Ausgabe zu organisieren.»
Er freut sich, dass es wieder klappt. «Es gibt uns die Möglichkeit zu zeigen, wie viele tolle Künstler hier auf engem Raum leben und arbeiten.» Dass es eben nicht stimmt, dass Kunst nur in den Städten ihren Platz findet. Der Event trägt auch dazu bei, dass sich die Freiämter Künstler besser vernetzen. Daraus können auch mal gemeinsame Projekte entstehen. «Nach der letzten Ausgabe haben sich zwei Künstler, die sich vorher nicht kannten, zusammengetan und teilen sich nun ein Atelier», weiss Breu. Für ihn ist der Anlass zudem eine Möglichkeit, sich dem Publikum zu präsentieren. Denn Galerien und Ausstellungen gibt es eher wenig in der Region.
Dass es jetzt drei Jahre dauerte bis zur nächsten Ausgabe, empfindet er sogar als positiv. «So etwas kann man nicht jährlich machen, das nützt sich ab. In so kurzer Zeit kann man meist auch keine grosse Entwicklung bei den Künstlern sehen. Innerhalb von drei Jahren kann aber ganz viel passieren.» Wie sich die Künstler den Besuchern präsentieren, ist ihnen freigestellt, da wollen die Organisatoren keine Vorgaben machen.
«Künstler und Besucher sollen sich in erster Linie wohlfühlen», sagt Breu. Es gibt Künstler, die ihr Atelier in eine Galerie verwandeln, um möglichst viele Werke zu zeigen. Andere lassen alles so, wie es ist, damit die Besucher den Arbeitsprozess verfolgen können. Eines sei aber gleich. «Alle Künstler freuen sich über Gespräche und Begegnungen», weiss Breu. «Sie sind froh, wenn sie ihre Arbeiten anderen präsentieren können.»
Und was für Tipps hat der Künstler für die Besucher? «Sie sollen nicht möglichst viele Ateliers abklappern, sondern sich im Vorfeld genau überlegen, wen sie besuchen wollen, und auch die Reihenfolge planen, damit die Wege möglichst kurz sind. Und sie sollen sich einfach einlassen auf das, was sie antreffen. Vielleicht bleibt man an einem Ort länger hängen als geplant, vielleicht aber merkt man nach fünf Minuten, dass es nicht passt. Niemand wird böse, wenn man dann gleich wieder geht.» Es brauche auch keinen Kunstsachverstand oder ein grosses Portemonnaie, um als Besucher willkommen zu sein, sondern nur Neugier und die Bereitschaft, sich mit dem Gezeigten auseinanderzusetzen. «Und wenn sich daraus spannende Gespräche ergeben, dann profitieren beide Seiten», sagt Breu. Und ein Kaufzwang besteht nicht.
Auftakt in Villmergen
Er selber wollte eigentlich diesmal pausieren und sich Zeit nehmen, auch mal andere Ateliers zu besuchen. Nach dem Umzug in die neuen Räume in Wohlen findet er es aber wichtig, sich selber zu präsentieren. Dafür freut er sich auf den gemeinsamen Auftakt der offenen Ateliers mit allen beteiligten Künstlern. Nach Wohlen und Bremgarten findet er diesmal in Villmergen statt, und zwar am Samstag, 25. April, um 13.30 Uhr auf dem Dorfplatz. Die Laudatio auf den Event hält der Murianer Philipp Galizia. «Dass er zugesagt hat, freut uns sehr», erklärt Pirmin Breu.
Alle Infos zu den beteiligten Ateliers und zu den Öffnungszeiten findet man unter www.k-13.ch.
Alpaufzug im Tunnel
Neues Projekt von Pirmin Breu für die Appenzeller Bahnen
Derzeit hat Primin Breu nur wenig Zeit, sich um die K-13 zu kümmern. Umgekehrt spürt er eher wenig von der Hitze. Denn der Künstler verbringt seine Tage in einem Tunnel. Im neuen Ruckhaldetunnel in St. Gallen sprayt er derzeit den «längsten Alpaufzug der Welt». Auf 700 Metern sind die Figuren an der Wand angebracht.
Viele Probleme zu lösen
Rund ein Jahr lang hat sich der Wohler Künstler auf dieses Projekt vorbereitet. So hat er unter anderem in einem bereits bestehenden Tunnel der Appenzeller Bahnen Tests durchgeführt, wie die Figuren am besten wirken. Dabei hat er mit verschiedenen Grössen, Farben und Formen experimentiert. Das Problem: Der Tunnel ist unbeleuchtet, die Figuren nur im Schein der Zugsfensterbeleuchtung zu erkennen. Zudem fährt der Zug mit einem bestimmten Tempo durch den Tunnel. Die Figuren (Sennen, Kühe, Ziegen und Hunde) kreiert er mit schwarzer Farbe und schattiert sie mit Weiss. So entsteht eine Art 3-D-Effekt.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Freiämter mit Appenzeller Wurzeln für die Appenzeller Bahnen tätig ist. Schon 2013 durfte er eine neue Zugskomposition mit einem Alpaufzug schmücken. Die 700 Meter lange Tunnelwand ist jetzt aber eine besondere Herausforderung. So verbringt der Wohler den grössten Teil seiner Tage untertags. «Aber ich komme gut voran», berichtet er aus St. Gallen. Mit insgesamt drei Wochen Arbeit rechnet er für das Projekt. Die neue Durchmesserlinie, deren Herzstück der Ruckhaldetunnel ist, wird am 6. Oktober feierlich eröffnet. Erst dann weiss Breu klar, wie der Alpaufzug auf den Betrachter wirkt. --chh



